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Heilanstalt Owinska und Poznan Fort VII

Letztes Update 9. September 2006





Owinska Heilanstalt
Owinska Heilanstalt
Owinska ist eine Stadt in der Nähe von Poznan (etwa 10 km nördlich Poznan). Seine Heilanstalt war das älteste Krankenhaus für Psychiatrie-Patienten in der Region Wielkopolska.
Die deutschen Truppen besetzten Owinska Mitte September 1939. Die Heilanstalt wurde von der "Gau-Selbstverwaltung" in Poznan übernommen, ein Beauftragter der deutschen Verwaltung leitete nun das Krankenhaus. Der neue Chef verlangte bald eine Liste aller Patienten und verbot deren Entlassung aus der Anstalt. Dem Personal wurde mitgeteilt, dass das Krankenhaus geschlossen und alle Patienten in andere Anstalten verlegt würden.
Das "SS-Sonderkommando Lange" wurde nach Owinska verlegt um alle Patienten umzubringen.

In der zweiten Oktoberhälfte 1939 wurden die ersten Patienten auf Militärlastwagen verladen, unter Bewachung von SS-Männern. 1-3 solcher Lastwagen fuhren täglich ab. Das Personal der Anstalt wusste nicht, wohin sie fuhren und warum.
Zuerst wurden alle Männer deportiert, gefolgt von den Frauen. Zuletzt wurden am 11. November 1939 78 Kinder in den Tod geschickt. Bis zum 30. November 1939 wurde das Hospital entleert, abgesehen von einigen Verwaltungsangestellten der Wirtschaftsabteilung.

Eingang des Fort VII
Eingang des Fort VII
Gaskammer
Gaskammer
Viele Patienten wurden in einer primitiven Gaskammer im Fort VII in Poznan getötet. Später wurden die Opfer in Gaswagen nach Murowana Goslina gefahren. Während der Fahrt starben die Menschen durch Auspuffgase.

Jeder im Fort VII ankommende Lastwagen transportierte etwa 25 Personen. Nach der Ankunft brachte man die Kranken in eine Gaskammer, die in einem Bunker im Hof eingerichtet worden war. Die geschlossene Tür der Gaskammer wurde mit Lehm abgedichtet. Die Opfer warteten in der Gaskammer, während die SS-Männer volle Gasflaschen mit (wahrscheinlich) Kohlenmonoxid neben dem Eingang installierten. Nachdem alle Opfer getötet worden waren, öffnete ein Kommando von regulären Gefangenen die Tür und holte die Leichen heraus. Die Körper lud man auf Lastwagen, die sie weg fuhren.

Die Namen der Opfer sind unbekannt, weil offenbar alle Dokumente vernichtet wurden. Die Namen der Fort VII-Mannschaft sind hier aufgeführt. Die Kommandeure waren: SS-Sturmbannführer Herbert Lange (10.-16. Oktober 1939), SS-Hauptsturmführer Hans Weibrecht (16. Oktober 1939 bis Juni oder Juli 1940), SS-Hauptsturmführer Kühndel (Sommer 1940-1941) und SS-Obersturmführer Hans Walter (1943-1944). Zwischen 1941 und 1943 wurde Fort VII von diesen Männern geleitet: Langes, Mollendorf, Wagner und Werner.

Angehöriger der Mannschaft
Angehöriger der Mannschaft
Hauptflur
Hauptflur
Während des Krieges wurde das Krankenhaus in Owinska als Unterkunft für SS-Männer eingerichtet. Beim Rückzug der deutschen Truppen brannte das Gebäude im Sommer 1944 teilweise ab. Danach wurde es nicht mehr verwendet.
Für viele polnische Gefangene war Fort VII nur ein vorübergehendes Gefängnis. Später wurden sie in andere KZs gebracht, vorwiegend nach Auschwitz, Dachau, Ravensbrück und Groß-Rosen. Die letzten verbliebenen Gefangenen brachte man ins Lager Zabikowo.

Höchstwahrscheinlich brachten die Nazis etwa 10.000-15.000 Menschen im Fort VII um, durch Folter, Exekutionen und Vergasungen. Nur 479 Opfer sind namentlich belegt. Heute ist Fort VII ein Mahnmal.

Siehe den Fort VII Grundriss.

Quellen:
Marian Olszewski: "Fort VII in Poznan"
Prof. Zdzislaw Jaroszewski publications
Artur Hojan

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