|
Amon Göth |
Amon Göth wurde am
11. Dezember 1908 in
Wien
geboren. Er arbeitete als
Autor, war geschieden, hatte 2 Kinder. Göth trat
1932 in die NSDAP ein
(Mitglieds-Nr. 510764).
1940 wurde
er SS-Mann (SS-Nr. 43673). Sein letzter Rang war SS-Hauptsturmführer.
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges war er in
Cieszyn, Kattowice und
Lublin tätig. Dort war er dem "SS- und Polizeiführer Lublin",
Odilo Globocnik, unterstellt (siehe seine
Abordnung nach Lublin).
1942 leitete er brutal die Räumung kleinerer Ghettos im
Distrikt Lublin.
So organisierte er die Selektionen im
Ghetto Belzyce, als 700 Juden nach
Belzec deportiert werden sollten. Etwa 500 Juden bestachen ihn und wurden nicht
in den sofortigen Tod geschickt, sondern "durften" ins
Zwangsarbeitslager Budzyn
bei
Krasnik. Göth war verantwortlich für die Bauarbeiten in diesem
Lager. Wegen seiner Bestechlichkeit wurde Göth im
Februar 1943 von
SS-Sturmbannführer
Hermann Höfle nach
Krakau versetzt.
Dort ernannte ihn "SS- und Polizeiführer Krakau"
Scherner zum Kommandanten
des
Zwangsarbeitslagers Krakow-Plaszow. Im
Juli 1943
wurde Göth zum SS-Oberscharführer befördert.
Mieczyslaw Pemper, der im Lagerbüro arbeitete, sagte im Göth-Prozess
aus, dass er die Gelegenheit gehabt hatte, in Göths Personalmappe zu schauen. Darin hatte er einen Brief
Globocniks gefunden, der an die Kommandanten der Vernichtungslager
Belzec, Sobibor und
Treblinka adressiert war.
In diesem Schreiben wurde Göth autorisiert, freien Zugang zu allen Teilen der Lager zu haben zwecks Inspektion
der Verwaltung und Bauten.
Unter der Leitung des SS-Sturmbannführers
Willi Haase organisierte Göth
die Liquidierung des
Ghettos Krakau, die am
13. März 1943 begann. Die
SS-Offiziere
Kunde und
Neumann waren in
leitender Stellung involviert. Die Räumung des Ghettos wurde mit größter Brutalität
durchgeführt.
Göth’s Terrorherrschaft in
Plaszow dauerte vom
Februar 1943 bis September 1944,
als er wegen Unterschlagung von der SS verhaftet wurde.
Er regierte sein Lager in absichtlich brutaler Art und Weise. Für den geringsten Verstoß gegen die
Lagerordnung oder gegen seine eigenen Vorstellungen schoss er auf Häftlinge oder erteilte einen entsprechenden
Auftrag an seine SS-Männer. Öffentliches Erhängen war an der Tagesordnung. Er besaß zwei
scharfe Hunde, Ralf und Rolf, die auf Häftlinge abgerichtet waren. Viele Gefangene starben durch Bisse dieser
Hunde.
Immer wenn Kinder vom Lager zur Tötung abtransportiert wurden, musste das Lagerorchester Kinderlieder spielen
(z.B. "Mami, kauf mir ein Pferdchen") während die Mütter hilflos zusehen mussten.
|
Göth, im Hintergrund das Lager |
|
Göths Haus * |
Der ehemalige Häftling
Henryk Bloch sagte im Göth-Prozess
1946 aus:
"
Göth befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen. Er ging weg, um zu Mittag zu essen.
Wir wurden dann in den hinteren Teil des Lagers gebracht, dort wo sein Haus war. Zwei Tische wurden gebracht, auch
eimerweise Wasser. Dann begannen sie, uns direkt auf die nackte Haut zu schlagen. Göth hatte angeordnet, jedem
100 Schläge zu verpassen, jeder erhielt aber mehr als 200 oder gar 300. Jeder Häftling musste laut
mitzählen. Verzählte man sich, wurde von vorn begonnen. Wir wurden nicht von nur einem Mann geschlagen,
sondern sie
|
Wohnzimmer, 2004 |
wechselten sich ab, weil einer allein zu schnell erschöpft war von 100 Schlägen mit voller
Kraft. So wechselte die Peitsche von SS-Mann zu SS-Mann. Es war unmöglich, richtig mitzuzählen. Man machte
Fehler, und die Schläge begannen von vorn. So ging das Schlagen weiter und weiter. Die Tische waren
blutüberströmt. Jeder Hieb bedeutete einen neuen Schnitt ins Fleisch. Jeder, der schließlich vom
Tisch wegtreten durfte, war nur noch eine blutige Masse zerschnittenen Fleisches, musste aber noch Meldung machen:
"Ich melde gehorsamst, dass ich meine Strafe erhalten habe!".
Ein Mann schrie fürchterlich beim Auspeitschen. Göth schrie ihn an leise zu sein und weiter zu zählen.
Der Mann beruhigte sich aber nicht... Göth näherte sich ihm, nahm einen halben Ziegelstein vom Boden auf,
ging zum Tisch und zertrümmerte dem Mann den Schädel. Dabei wurde ununterbrochen weitergeschlagen, dann Wasser
auf das Opfer gegossen und wieder weitergeschlagen. Blutüberströmt, mit gespaltenem Schädel, ging der
Mann vom Tisch weg, näherte sich Göth und machte Meldung, seine Strafe erhalten zu haben. Man befahl ihm,
wegzutreten. Als sich der Mann umdrehte, zog Göth seine Pistole und schoss dem Mann in den Hinterkopf."
Laut Zeugenaussage von
Henryk Mandel hieß der Mann
Meitlis.
"
Als alle ausgepeitscht worden waren, was von mittags 12 Uhr bis nachmittags 3 Uhr dauerte,
wurden wir alle zur Polizeistation gebracht. Dort ließ Göth Ärzte vom Lagerkrankenhaus holen. Wir
durften nicht ins Lazarett eingeliefert werden. So gut wie alle aus dieser Gruppe starben in
Plaszow. Die Wunden heilten nicht. Das Fleisch war ständig entzündet, es
verfaulte auf uns, während wir noch lebten."
Nach zwei "Aktionen" im
Ghetto Tarnow wurden im
Juni 1942 6.000 Juden nach
Belzec deportiert. Im
September 1942 fand
eine zweite "Umsiedlungsaktion" statt.
In den ersten Septembertagen war Göth für die endgültige Räumung des Ghettos verantwortlich.
200 SS-Männer halfen ihm. Er tötete dabei eigenhändig Dutzende Juden mit Schüssen aus seiner
Pistole.
Leon Leser, ein Mechaniker, sagte im Göth-Prozess aus:
|
Göth, vor seinem Haus |
|
Ruth Irene Kalder, "Majola" |
"
Es gab ein "Ghetto A" für die, die arbeiteten, und ein "Ghetto B" für die
Arbeitslosen. Göth befahl allen Arbeitern, nach dem "Ghetto B" zu gehen und sich dort in Gruppen, je nach
Arbeitsstelle, auf dem Magdeburger Platz aufzustellen. Jede Gruppe trug ein Schild
mit dem Namen des Betriebes. Dann selektierte Göth eine Gruppe von 300 Leuten als Säuberungskolonne ...
In diesem Moment erschien die Verlobte eines Juden, ihr Name war Batista,
auf dem Platz, näherte sich Göth und bat ihn darum,
bei ihrem Verlobten stehen zu dürfen. Göth lehnte ab, doch sie bat ihn erneut. Daraufhin befahl Göth
ihr, sich umzudrehen und schoss ihr in den Kopf. Sie fiel tot um. Dann teilte er die Menge wieder ein und suchte sich
diejenigen aus, die nach Plaszow gehen sollten..."
Insgesamt 4.000 Juden, viele Frauen und Kinder eingeschlossen, wurden bei der Ghettoräumung ermordet. Etwa
10.000 Leute wurden nach
Plaszow gebracht. Bei dieser "Aktion" liquidierte
Göth das "Ghetto B" komplett. Einen ganzen Tag lang wurden die bei der Räumung ermordeten Juden von den
Straßen und aus den Häusern geholt und mit Lastwagen nach
Plaszow
gebracht, wo die Leichen dann in einem Massengrab verscharrt wurden.
Von
September 1943 bis Februar 1944 leitete Göth die Liquidierung
des
Zwangsarbeitslagers
Szebnie bei
Jaslo. Die Räumung begann am
21. September 1943 mit
der Ermordung von 700 jüdischen Gefangenen. Sie wurden auf Lastwagen nach dem 3 km entfernten Wald in
Tarnowiec gefahren und dort erschossen. Diese "Aktion" wurde ausgeführt von
SS-Haupscharführer
Grzymek und vom Kommandanten
Kellermann überwacht. Den Befehl hatte Göth erteilt.
|
Göth auf dem Weg
zum Gericht * |
Bei den Ghettoliquidierungen nahm Göth jede Gelegenheit wahr, sich selbst zu bereichern. Er unterschlug
Möbel, Pelze, Kleidung, Schmuck, Tabakwaren und Alkohol. Die Gestapo fand die unterschlagenen Sachen in
Brünnlitz (ehemalige Tschechoslowakei), zusammen mit seiner Geliebten
Ruth Irene Kalder ("
Majola").
Göth wurde des Diebstahls jüdischen Vermögens beschuldigt (das natürlich als Eigentum des
Deutschen Reiches angesehen wurde) und am
13. September 1944 inhaftiert.
Seine Karriere war beendet.
Nach dem Krieg wurde er an Polen ausgeliefert und vor dem obersten polnischen Gerichtshof
angeklagt wegen Massenmordes während der Räumungen der Ghettos in
Tarnow und
Krakow, des Lagers
Szebnie und der Morde in
Plaszow.
Er wurde am
5. September 1946 in
Krakow zum Tode
verurteilt und am
13. September 1946 gehängt, dabei trotzig noch den
Hitlergruß ausübend. Seine Leiche wurde verbrannt und die Asche in die Weichsel geworfen.
Fotos:
Robin O'Neil Collection
GFH
*
Quellen:
The trial of Goeth - From the Robin O’Neil Collection
Enzyklopädie des Holocaust
The Final Solution - G. Reitlinger
© ARC 2005