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Amon Göth

Letztes Update 14. Juli 2005

Amon Göth
Amon Göth wurde am 11. Dezember 1908 in Wien geboren. Er arbeitete als Autor, war geschieden, hatte 2 Kinder. Göth trat 1932 in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 510764). 1940 wurde er SS-Mann (SS-Nr. 43673). Sein letzter Rang war SS-Hauptsturmführer.

Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges war er in Cieszyn, Kattowice und Lublin tätig. Dort war er dem "SS- und Polizeiführer Lublin", Odilo Globocnik, unterstellt (siehe seine Abordnung nach Lublin).
1942 leitete er brutal die Räumung kleinerer Ghettos im Distrikt Lublin. So organisierte er die Selektionen im Ghetto Belzyce, als 700 Juden nach Belzec deportiert werden sollten. Etwa 500 Juden bestachen ihn und wurden nicht in den sofortigen Tod geschickt, sondern "durften" ins Zwangsarbeitslager Budzyn bei Krasnik. Göth war verantwortlich für die Bauarbeiten in diesem Lager. Wegen seiner Bestechlichkeit wurde Göth im Februar 1943 von SS-Sturmbannführer Hermann Höfle nach Krakau versetzt. Dort ernannte ihn "SS- und Polizeiführer Krakau" Scherner zum Kommandanten des Zwangsarbeitslagers Krakow-Plaszow. Im Juli 1943 wurde Göth zum SS-Oberscharführer befördert.

Mieczyslaw Pemper, der im Lagerbüro arbeitete, sagte im Göth-Prozess aus, dass er die Gelegenheit gehabt hatte, in Göths Personalmappe zu schauen. Darin hatte er einen Brief Globocniks gefunden, der an die Kommandanten der Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka adressiert war. In diesem Schreiben wurde Göth autorisiert, freien Zugang zu allen Teilen der Lager zu haben zwecks Inspektion der Verwaltung und Bauten.

Unter der Leitung des SS-Sturmbannführers Willi Haase organisierte Göth die Liquidierung des Ghettos Krakau, die am 13. März 1943 begann. Die SS-Offiziere Kunde und Neumann waren in leitender Stellung involviert. Die Räumung des Ghettos wurde mit größter Brutalität durchgeführt.

Göth’s Terrorherrschaft in Plaszow dauerte vom Februar 1943 bis September 1944, als er wegen Unterschlagung von der SS verhaftet wurde.
Er regierte sein Lager in absichtlich brutaler Art und Weise. Für den geringsten Verstoß gegen die Lagerordnung oder gegen seine eigenen Vorstellungen schoss er auf Häftlinge oder erteilte einen entsprechenden Auftrag an seine SS-Männer. Öffentliches Erhängen war an der Tagesordnung. Er besaß zwei scharfe Hunde, Ralf und Rolf, die auf Häftlinge abgerichtet waren. Viele Gefangene starben durch Bisse dieser Hunde.
Immer wenn Kinder vom Lager zur Tötung abtransportiert wurden, musste das Lagerorchester Kinderlieder spielen (z.B. "Mami, kauf mir ein Pferdchen") während die Mütter hilflos zusehen mussten.

Goeth, im Hintergrund das Lager
Göth, im Hintergrund das Lager
Goeths Haus
Göths Haus *
Der ehemalige Häftling Henryk Bloch sagte im Göth-Prozess 1946 aus:
"Göth befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen. Er ging weg, um zu Mittag zu essen. Wir wurden dann in den hinteren Teil des Lagers gebracht, dort wo sein Haus war. Zwei Tische wurden gebracht, auch eimerweise Wasser. Dann begannen sie, uns direkt auf die nackte Haut zu schlagen. Göth hatte angeordnet, jedem 100 Schläge zu verpassen, jeder erhielt aber mehr als 200 oder gar 300. Jeder Häftling musste laut mitzählen. Verzählte man sich, wurde von vorn begonnen. Wir wurden nicht von nur einem Mann geschlagen, sondern sie
Wohnzimmer, 2004
Wohnzimmer, 2004
wechselten sich ab, weil einer allein zu schnell erschöpft war von 100 Schlägen mit voller Kraft. So wechselte die Peitsche von SS-Mann zu SS-Mann. Es war unmöglich, richtig mitzuzählen. Man machte Fehler, und die Schläge begannen von vorn. So ging das Schlagen weiter und weiter. Die Tische waren blutüberströmt. Jeder Hieb bedeutete einen neuen Schnitt ins Fleisch. Jeder, der schließlich vom Tisch wegtreten durfte, war nur noch eine blutige Masse zerschnittenen Fleisches, musste aber noch Meldung machen: "Ich melde gehorsamst, dass ich meine Strafe erhalten habe!".
Ein Mann schrie fürchterlich beim Auspeitschen. Göth schrie ihn an leise zu sein und weiter zu zählen. Der Mann beruhigte sich aber nicht... Göth näherte sich ihm, nahm einen halben Ziegelstein vom Boden auf, ging zum Tisch und zertrümmerte dem Mann den Schädel. Dabei wurde ununterbrochen weitergeschlagen, dann Wasser auf das Opfer gegossen und wieder weitergeschlagen. Blutüberströmt, mit gespaltenem Schädel, ging der Mann vom Tisch weg, näherte sich Göth und machte Meldung, seine Strafe erhalten zu haben. Man befahl ihm, wegzutreten. Als sich der Mann umdrehte, zog Göth seine Pistole und schoss dem Mann in den Hinterkopf.
"
Laut Zeugenaussage von Henryk Mandel hieß der Mann Meitlis.
"Als alle ausgepeitscht worden waren, was von mittags 12 Uhr bis nachmittags 3 Uhr dauerte, wurden wir alle zur Polizeistation gebracht. Dort ließ Göth Ärzte vom Lagerkrankenhaus holen. Wir durften nicht ins Lazarett eingeliefert werden. So gut wie alle aus dieser Gruppe starben in Plaszow. Die Wunden heilten nicht. Das Fleisch war ständig entzündet, es verfaulte auf uns, während wir noch lebten."

Nach zwei "Aktionen" im Ghetto Tarnow wurden im Juni 1942 6.000 Juden nach Belzec deportiert. Im September 1942 fand eine zweite "Umsiedlungsaktion" statt. In den ersten Septembertagen war Göth für die endgültige Räumung des Ghettos verantwortlich. 200 SS-Männer halfen ihm. Er tötete dabei eigenhändig Dutzende Juden mit Schüssen aus seiner Pistole.

Leon Leser, ein Mechaniker, sagte im Göth-Prozess aus:
Goeth, vor seinem Haus
Göth, vor seinem Haus
Ruth Kalder,
Ruth Irene Kalder, "Majola"
"Es gab ein "Ghetto A" für die, die arbeiteten, und ein "Ghetto B" für die Arbeitslosen. Göth befahl allen Arbeitern, nach dem "Ghetto B" zu gehen und sich dort in Gruppen, je nach Arbeitsstelle, auf dem Magdeburger Platz aufzustellen. Jede Gruppe trug ein Schild mit dem Namen des Betriebes. Dann selektierte Göth eine Gruppe von 300 Leuten als Säuberungskolonne ... In diesem Moment erschien die Verlobte eines Juden, ihr Name war Batista, auf dem Platz, näherte sich Göth und bat ihn darum, bei ihrem Verlobten stehen zu dürfen. Göth lehnte ab, doch sie bat ihn erneut. Daraufhin befahl Göth ihr, sich umzudrehen und schoss ihr in den Kopf. Sie fiel tot um. Dann teilte er die Menge wieder ein und suchte sich diejenigen aus, die nach Plaszow gehen sollten..."

Insgesamt 4.000 Juden, viele Frauen und Kinder eingeschlossen, wurden bei der Ghettoräumung ermordet. Etwa 10.000 Leute wurden nach Plaszow gebracht. Bei dieser "Aktion" liquidierte Göth das "Ghetto B" komplett. Einen ganzen Tag lang wurden die bei der Räumung ermordeten Juden von den Straßen und aus den Häusern geholt und mit Lastwagen nach Plaszow gebracht, wo die Leichen dann in einem Massengrab verscharrt wurden.

Von September 1943 bis Februar 1944 leitete Göth die Liquidierung des Zwangsarbeitslagers Szebnie bei Jaslo. Die Räumung begann am 21. September 1943 mit der Ermordung von 700 jüdischen Gefangenen. Sie wurden auf Lastwagen nach dem 3 km entfernten Wald in Tarnowiec gefahren und dort erschossen. Diese "Aktion" wurde ausgeführt von SS-Haupscharführer Grzymek und vom Kommandanten Kellermann überwacht. Den Befehl hatte Göth erteilt.

Göth auf dem Weg zum Gericht
Göth auf dem Weg
zum Gericht
*
Bei den Ghettoliquidierungen nahm Göth jede Gelegenheit wahr, sich selbst zu bereichern. Er unterschlug Möbel, Pelze, Kleidung, Schmuck, Tabakwaren und Alkohol. Die Gestapo fand die unterschlagenen Sachen in Brünnlitz (ehemalige Tschechoslowakei), zusammen mit seiner Geliebten Ruth Irene Kalder ("Majola").
Göth wurde des Diebstahls jüdischen Vermögens beschuldigt (das natürlich als Eigentum des Deutschen Reiches angesehen wurde) und am 13. September 1944 inhaftiert. Seine Karriere war beendet.

Nach dem Krieg wurde er an Polen ausgeliefert und vor dem obersten polnischen Gerichtshof angeklagt wegen Massenmordes während der Räumungen der Ghettos in Tarnow und Krakow, des Lagers Szebnie und der Morde in Plaszow.
Er wurde am 5. September 1946 in Krakow zum Tode verurteilt und am 13. September 1946 gehängt, dabei trotzig noch den Hitlergruß ausübend. Seine Leiche wurde verbrannt und die Asche in die Weichsel geworfen.

Fotos:
Robin O'Neil Collection
GFH *

Quellen:
The trial of Goeth - From the Robin O’Neil Collection
Enzyklopädie des Holocaust
The Final Solution - G. Reitlinger


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