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Massenexekutionen im Grochowce Wald

Letztes Update 5. Juni 2006





Lageplan
Am frühen Morgen des 27. Juli 1942 wurden alle Deportierten in zwei Gruppen eingeteilt. Die größere Gruppe, die nach Belzec gebracht werden sollte, wurde auf dem Deportationsplatz versammelt. Das war ein offener, "Smietnisko" ("der Sumpf") genannter Platz, von Stacheldraht umzäunt und nahe der Iwaszkiewicza Straße gelegen.
Die Älteren, Kranken und Kinder (von ihren Großeltern begleitet) wurden woanders versammelt, in der Nähe der Mikolaja Straße.
Die Hauptgrupppe marschierte am Abend nach dem Bahnhof. Die Älteren wurden den ganzen Tag lang auf Lastwagen nach der Exekutionsstätte nahe des Dorfes Grochowce gefahren. Dies wiederholte sich am 31. Juli und 3. August 1942.

Karte der Exekutionsstätte
Die genaue Anzahl der Exekutierten ist nicht bekannt. Einige Quellen sprechen von über 4.000, die meisten jedoch von 2.500 Ermordeten. Zeugen erwähnen 3 Gräber (2 große und 1 kleinere Grube). Im Jahre 1958 fand man nur ein Massengrab wieder, aus dem die Überreste von 532 Opfern exhumiert werden konnten und endgültig auf dem jüdischen Friedhof bestattet wurden.
Luftbild
Danach wurden weitere Nachforschungen eingestellt. Die Stätte im Wald blieb 44 Jahre vergessen und ohne Gedenkstein. Im Jahre 2002 fand eine Forschungsgruppe erneut ein Massengrab und damit Beweise des Verbrechens.

Das Massaker von Grochowce und die voran gegangenen Ereignisse im Ghetto Przemysl sind in mehreren Zeugenaussagen belegt:

Klara Pfeffers Brief aus dem Jahre 1946 an Wiktor Reisner:
"Wir sind besorgt um die Älteren, das heißt Deine Mutter und meine Eltern und meine Schwester. Es war eine schreckliche Nacht. Die Unglücklichen waren besorgt aber tapfer. Sie zählten darauf, dass sie leiden und hart arbeiten müssten, aber immerhin zurück kehren würden. Die Älteren könnten andere Gefühle gehabt haben. Ich kann mich sogar erinnern, dass Deine Mutter (Joanna Thürhaus-Reisner – ed.) mir sarkastisch sagte, sie gingen "auf eine Landpartie", was bedeutete, dass sie ahnte, dass diese Tragödie auf dem Land enden würde..."

Zeugenaussage von Bernard Ekert:
"... Am 28 Juli (wohl der 27. Juli - ed.) 1942, dem Tag der ersten Aktion im Ghetto Przemysl, sah ich aus meinem Fenster in der Boguslawskiego Straße, wie Tausende Unglückliche in Reihen auf dem dreckigen Platz saßen, den man den "Sumpf" nannte. Er war ausgesucht worden als Sammlungsplatz für die zu deportierenden Juden, wie sich heraus stellte, nach Belzec. Die älteren Juden wurden von der Gestapo mit Peitschen in Lastwagen getrieben und nach Grochowcze gebracht, wo sie ermordet wurden..."

Zeugenaussage von Krystyna Krolik:
" ... Am 30. Juni (wohl der 27. Juli - ed.) war der Platz voll. Jeder durfte 5 Kilo Gepäck tragen. Lastwagen kamen, und das Gepäck wurde aufgeladen. Die Leute saßen da - es war ihnen nicht erlaubt zu stehen, herum zu gehen oder zu sprechen. Man befahl ihnen, die Wertsachen und Dollars abzugeben. Die Leute zerrissen ihre Geldscheine und vergruben ihre Wertsachen. Jedesmal, wenn eine Gruppe den Platz verließ, wurde Befehl gegeben, den Platz, wo sie gesessen hatten, umzugraben. Natürlich fand man die Wertsachen. Dies trotz der Tatsache, dass das Vergraben bzw. sich überhaupt zu bewegen, mit einer Kugel bestraft wurde..."

Klara Pfeffers Brief an Wiktor Reisner:
" ... Ich war bewusstlos vor Schmerz und Pein. Gegen Abend erhielt ich eine Karte von dem Platz, wo diese armen Menschen hungerten und warteten. Ich hebe sie als eine Reliquie auf. Natürlich lief ich wie eine Besessene hin, um ihnen das Verlangte zu bringen. Unglücklicherweise, ich konnte sie noch von Weitem sehen, gingen sie schon zu zweit nebeneinander zum Bahnhof...
Ich sah sie nie wieder...
"

Sefer Przemysl - Przemysl Gedenkbuch:
" ... Die Leute versammelten sich auf dem Deportationsplatz. Behinderte, Alte und Kranke, die nicht gehen konnten und auf Bahren aus ihren Wohnungen gebracht worden waren, wurden auf einen kleinen Platz im Ghetto gebracht, wo man sie erschoss. Unter ihnen befand sich Herr Laub und Lette, die Näherin. Dr. Grabscheid, der älteste Doktor, den sie gezwungen hatten, alle zu diesem Platz zu begleiten, wusste, was ihn dort erwartete. Daher protestierte er gegen den Befehl und kündigte an, stark genug zu sein um die Deportierten nach Osten zu begleiten. So durfte er den Transport im Lastwagen nach Grochowce begleiten, wo sie alle starben.
Danach brachte die Gestapo alle Familien auf den Deportationsplatz und erschoss sie. Eine kranke Frau kam, mit ihrem Kind im Arm. Sie wurde auch erschossen und ihr Kind von einem Gestapomann an einem Bein genommen und mit dem Kopf gegen eine Wand geschleudert...
"

Zeugenaussage von Markus Hand:
" ... Die Älteren und Behinderten wurden in Lastwagen nach dem Vorort Zniesienie gebracht, erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Die anderen wurden, jeweils hundert auf einem Lastwagen, in Richtung Belzec gebracht. Wir hörten nie wieder etwas von ihnen..."

Klara Pfeffers Brief an Wiktor Reisner:
"Nach der Aktion, etwas später, fand ich heraus, dass die Alten auf dem Mikolaja Platz auf fürchterliche und brutale Weise auf Lastwagen verladen wurden und nach Grochowce gebracht wurden, wo sie erschossen wurden - halb nackt und halb tot in Gruben verscharrt. Die Jüngeren wurden in versiegelten Eisenbahnwaggons zusammen gepfercht und nach Belzec deportiert, wo sie ihr Leben in den Gaskammern ließen..."

Zeugenaussage von Markus Hand:
Hier gefundene goldene Uhr
" ... Die Massengräber wurden von Arbeitern des polnischen Baudienstes hergerichtet. Diese Leute waren auch bei den Exekutionen anwesend. Sie raubten alle Leute aus, die auf ihren Tod warteten und trieben sie in die Gruben. Der Baudienst war Pflicht für Polen zwischen 21 und 22 Jahren. Sie trugen deutsche Arbeitsuniformen und standen unter dem Befehl des RAD. Von ihnen erfuhren wir, was in Zniesienie geschah. Einige prahlten mit ihren Taten, andere waren beschämt, als sie davon erzählten. Den armen, zum Tode verdammten Menschen wurde befohlen, am Rand der Grube zu stehen, Gesicht zum Massengrab gewandt. Von hinten in den Kopf geschossen, fielen sie ins Grab. Dann bedeckten die Baudienst-Männer jede Schicht Leichen mit Löschkalk. Nach jeder Kalkschicht kam eine neue Schicht Leichen. Diejenigen, die sich der Erschießung widersetzten, wurden ins Grab geprügelt. Vor jeder Erschießung mussten sich die dem Tode Geweihten entkleiden und ihre Sachen zusammen legen. Die Kleidung könnte ja noch Wertsachen enthalten haben, und war in jedem Fall für den deutschen Markt bestimmt..."

Tagebuch des Priesters Rafal Wozniak:
"29. Juli. Während der Nacht hörten wir in der Nähe Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Die Deutschen erschossen Juden, die versuchten, aus dem Ghetto zu entfliehen. Am Morgen fanden wir heraus, dass 7 Juden in der Nähe unserer Läden erschossen worden waren. Wir fanden Blutspuren. Von diesem Moment an fing die wirkliche Verfolgung der Juden statt. Lastwagen kamen und nahmen so viele Juden wie möglich auf, brachten sie nach dem jüdischen Friedhof und erschossen sie mit Schüssen in den Hinterkopf. Polnische Jungen, "Junacy" (Mitglieder der Baudienst-Arbeitsbrigade junger Männer - ed.) genannt, halfen dabei. Sie erhielten Vodka zur Ermunterung. Tausende Juden wurden erschossen, Tausende andere nach Belzec gebracht und dort verbrannt."

Joseph Rebhun, "Leap to Life":
"Die Alten, die Kranken und einige Kinder wurden mit Lastwagen an den Stadtrand gebracht, nach Zniesienie. Hier wurden sie erschossen. Die Toten und die noch Lebenden wurden von polnischen und ukrainischen Arbeitern des Baudienstes in vorbereitete Massengräber geworfen. Die Deutschen hatten ihnen Vodka gegeben, um ihre menschlichen Gefühle zu betäuben. Einige Jungen des Baudienstes wurden angewiesen, den Leichen Goldzähne oder Goldfüllungen zu ziehen, und ihnen noch vorhandene Ringe abzuziehen. Dann bedeckten die Baudienst-Leute die Gräber mit Erde, noch nass und braun von dem ganzen Blut. Und die Erde bewegte sich. Noch Tage später waren einige von ihnen krank, und die Nachricht von dem Morden breitete sich durch die behandelnden Ärzte aus."

Zeugenaussage von Markus Hand:
" ... Eine gewisse Anzahl von Juden, nicht mehr als einige Hundert, versteckten sich vor den Deportationen. Von Zeit zu Zeit sah man eine alte Frau oder eine Frau im mittleren Alter auf der Straße. Deshalb betrieben die Deutschen die Registrierung der Leute, so dass sie zur Arbeit verpflichtet werden konnten und Kennkarten erhalten konnten zur Aufenthaltserlaubnis. Sie erhielten also Arbeitsausweise mit einem speziellen rechteckigen Stempel. Es wurde den Leuten sogar eine Arbeitserlaubnis für einen Tag gewährt. Schon am zweiten Tag, als alle beruhigt waren wegen der Arbeitserlaubnis und zur Arbeit gingen, fing man sie ein, verlud sie auf Lastwagen und brachte sie nach Zniesienie, wo sie ihre letzte Ruhe fanden neben den Opfern der ersten Aktion."

Es muss erwähnt werden, dass wenn immer Zeugen von "Zniesienie" und "Zielonka" sprechen, immer der Wald von Grochowce gemeint ist. Die Zeugen konnten nicht wissen, dass diese Dörfer nur an der Straße nach Grochowce liegen. Man wusste auch nicht, ob die Deportierten nach dem jüdischen Friedhof an der Slowackiego Straße (wo auch Massenmorde stattfanden) oder weiter nach dem Wald bei Grochowce gefahren wurden.

Zeugenaussage von Emil Sawicki, geboren 1932, im Jahre 2004 in Kruhel Wielki lebend:
"1942 war ich 10. Ich erinnere mich, dass ich einmal, als ich mit meinen Freunden spielte, deutsche Lastwagen von Zielonka nach dem Grochowce-Wald fahren sah. Jeden Tag waren 20 oder 30 von ihnen zu beobachten. Jeder war mit einer Plane bedeckt. Deutsche in stahlgrauen Uniformen saßen hinten drauf und hatten Maschinengewehre in der Hand. Wir hörten Schüsse aus dem Wald und krabbelten die Gefahr ignorierend (Jungen sind immer neugierig) durch die Büsche in die Nähe des Ortes, ca. 50 m entfernt. Ich sah Menschen, völlig nackt, am Rand einer Grube. Da gab es Treppenstufen, die direkt in die Grube führten. Die Leute mussten sie hinunter gehen. Dann wurden sie mit einem Schlag getötet. An der Öffnung der Grube stand ein Maschinengewehr auf einem Dreibein, und in der Nähe der Eiche (heute gibt es nur noch den Stumpf) standen Kisten mit Vodka. Ich hörte laute Schreie. Hauptsächlich Frauen schrien. Dann gab es einzelne Schüsse und ein Moment der Stille, bis sie die nächsten brachten. Ich sah, wie während der Pausen die Leute Vodka aus Flaschen tranken, wie Bauarbeiter. Jeder Lastwagen brachte 30 oder 40 Menschen. Die Sachen, die sie zurück ließen, wurden von ukrainischen Wachen auf Lastwagen geladen. Sie bedeckten auch die Leichen nach jeder Runde mit Erde und gebranntem Kalk.
Ich war ein Kind und dachte nicht weiter nach, es war aber schockierend. Dann sagte mein Vater, dass ich nicht mehr dorthin gehen sollte. Man konnte aber immer noch die Schüsse hören, das Stöhnen und die Schreie. Von unserem Haus aus, dass weniger als einen halben Kilometer entfernt lag.
Später, als die Deutschen sich für den Rückzug bereit machten, brachten sie schwere Ausrüstung an den Ort des Geschehens, das zwei Wochen lang dröhnte. Ich glaube, sie haben die Beweise für das Verbrechen beseitigt. Nach dem Krieg, im Jahre 1963 (offensichtlich 1958 - ed.), fand dort eine Exhumierung statt, allerdings zu oberflächlich, weil jemand vor Gesundheitsgefahren warnte.
"
Zeugenaussage, am 3. Februar 2002 von Jacek Szwic aufgezeichnet.

Zeugenaussage von Piotr Bienko, 1922 geboren, in Grochowce lebend (2004):
"... Ich wurde im April 1942 zum Baudienst verpflichtet. Wir waren im jüdischen Studentenwohnheim in der Leszczynskiego Straße untergebracht. Da gab es zwei Abteilungen, eine mit 120 Männern, die andere mit 70 Männern...
Ich war für 9 Monate im Baudienst. Im Juni zäunten wir das Ghetto mit Pfosten und Stacheldraht ein. An einem Sonntag wurden wir mit Lastwagen nach Zielonka gebracht, dann zu Fuß nach dem Wald. Nach der zweiten Kurve im Wald wurden wir in den Wald dirigiert. Etwa 50 m von der Straße entfernt wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Man befahl uns, Gruben zu graben. Drei Gruben wurden ausgehoben, 50 m lang, 2 m breit und 2,50 m tief. Manchmal war es wegen der Steine nicht möglich, so tief zu graben. Später hörten wir, dass dort Juden exekutiert worden sind.
Die Deutschen füllten zwei der Gruben komplett, aber die dritte nur teilweise, weil sie schon betrunken waren und viele Juden flüchten konnten. Nach einer oder zwei Wochen war ich wieder da. Wir tarnten alles. Es gab keine Anzeichen für Erschiessungen mehr. Die Deutschen brachten Grassoden, um alles (die Gruben - ed.) zu bedecken und zu verschleiern. Sie hatten vor, Kiefern zu pflanzen. Es war aber Sommer, heiß, und alle Bäume vertrockneten. Später wuchs dort Gras. Hinterher hörte ich, dass bei den Erschießungen Ukrainer vom Baudienst anwesend waren. Sie waren in der Tarnawskiego Straße einquartiert und halfen bei den Erschießungen. Sie sagten, dass eine Menge junger Leute flüchten konnten, und nur Alte und Kinder dort geblieben sind. Das dritte Grab sei nicht voll gewesen, die anderen zwei aber gefüllt. Es würde keine Spuren mehr geben.
"
Aussage am 5. April 2001 von Jacek Szwic aufgezeichnet.

Zeugenbefragung
Zeugenaussage von Stanislaw Gieron, 1922 geboren, in Kruhel Wielki lebend (2004). Augenzeuge der Exekutionen von Juden im Wald von Grochowce, im Juli 1942:
"Im April 1942 holte man mich zum Baudienst. Wir wurden im jüdischen Studentenwohnheim in Bakonczyce versammelt. Wir mussten die Eisenbahnschienen in Bakonczyce abreißen. Ich war in der 11. Gruppe. Sie gaben uns blaue Baumwollanzüge und Barette mit einem dreieckigen Abzeichen. Im Juli, an einem Montag, gab man uns Schaufeln. Das war seltsam, weil wir keine Schaufeln zur Arbeit an den Gleisen brauchten.
Ein großer Lastwagen kam an. Wir wurden verladen und durch Zielonka nach dem Grochowce Wald gefahren. Wir waren 20 Leute. Wir fürchteten, erschossen zu werden, aber unser Vorarbeiter beruhigte uns. Er sagte, sie würden nur Juden erschießen. Wir sollten nur eine Grube ausheben. Wir brauchten drei Tage, um vier Gruben auszuheben. Jede 50 m lang, 2 m breit und 2,5 m tief. Es war harte Arbeit, weil der Boden steinig und verwurzelt war. Die Wurzeln konnten kaum mit den Äxten durchgehauen werden. Am Donnerstag brachte man die Juden. Wenn ein Lastwagen kam, mussten sich die Frauen, Kinder und ältere Leute ausziehen. Manche von ihnen hatten Geld und zerrissen es, aber ein Deutscher passte auf und schlug sie deswegen. Sie mussten alle ihre Sachen auf einen Haufen legen, der etwa 15 m vom Massengrab entfernt war. Die Grube hatte an einer Seite Treppenstufen. Man brachte sie in Gruppen von 9 hinunter.
Man befahl uns, eine Art Verstrebung aus Ästen zu bauen. Als die Juden das Ende der Grube erreicht hatten, rief der Offizier "Feuer!", und das Maschinengewehr feuerte Salven in die Grube.
Die Menschen schrien und weinten, einige fielen gleich tot um, andere, die nur verwundet waren, schrien. Die nächsten, die in die Grube beordert wurden, mussten die Leichen eng beieinander legen. Es war ein schrecklicher Anblick. Überall Blut, schreckliches Gestöhne, und dann brachte man schon die nächsten. Ich sah, wie eine Frau tot umfiel, ihr Kind unter ihr, nicht einmal angekratzt. Es war ein Junge, vielleicht vier Jahre alt. Er schrie: "Mama, Mama!" und weinte. Ein deutscher Offizier befahl mir, den Jungen heraus zu holen. Er setzte sich neben einen Baum und weinte fürchterlich. Für einen Moment dachte ich, der Junge würde verschont, doch der Deutsche nahm ihn an der Hand und brachte ihn zurück in die Grube. Dort erschlug er ihn mit einem Schlag seines Gewehrkolbens.
Immer wenn eine Schicht Leichen vollendet war, befahl man uns, sie mit Erde und Kalk zu bedecken, aus einem Haufen, der an der Straße lag. Dann brachte man die nächsten. Wenn neun Schichten in der Grube lagen, wurde sie verfüllt und an der nächsten Grube weitergemacht.
Beweise
Dies setzte sich drei Tage lang fort. Ich weiß nicht, wie viele man umbrachte, es waren aber Tausende. Am Ende brachte man nur noch wenige; die, die sich noch im Ghetto versteckt gehalten hatten. Ich erinnere mich, wie jemand am Waldrand von einem Lastwagen absprang. Die Deutschen schossen auf ihn, bis er tot war. Wacek Ulanowski aus Kruhel und ich mussten ihn sofort beim Gedenkstein des 1. Weltkrieges begraben. Ein betrunkener Deutscher beaufsichtigte uns und ich fürchtete, von ihm ermordet zu werden. Nachdem alles vorbei war, nahm man zehn von uns und befahl uns, alle Spuren des Vergrabens zu beseitigen. Dann befahl man uns, eine Grube an der Mauer des jüdischen Friedhofs an der Slowackiego Straße auszuheben.
Wir gruben entlang der Mauer von der Pikulice-Seite aus und beerdigten die, die man noch im Ghetto gefasst hatte. Ihre Sachen brachte man in das Lagerhaus in der Mnisza Straße. Ich weiss das, weil man uns befohlen hat, den Lastwagen zu entladen. Da fand ich alles heraus. Später erzälten Leute, dass die Deutschen vor ihrem Abzug einige Einheiten in den Wald brachten, möglicherweise um die Knochen zu verbrennen und alles zu tarnen. Ich denke, dass ich eventuell noch den Platz finden könnte.
"
Der Bericht beruht auf einer Tonbandaufzeichnung, die Jacek Szwic bei Stanislaw Gieron am 10. Juli 2002 aufgenommen hat.

Sefer Przemysl - Przemysl Gedenkbuch:
" ... Nach einer kürzlich aufgedeckten Information wurden 6.000 Gebeine von Juden aus Przemysl, die in Bircza, Kunkowce, Lubaczow und in Grochowce ermordet worden sind, im Jahre 1957 nach dem Friedhof in Przemysl gebracht. Dies wurde von der Regierung verfügt und finanziert. Jede Gruppe wurde separat in einem Massengrab beerdigt. Die Grabsteine hat man mit Inschriften versehen, die den Ort des Verbrechens und die Zahl der Opfer aufzeigen..."

Zeugenaussage von Adam Dorociak, 1909 geboren, in Przemysl lebend (2002):
"Ich kann mich nicht mehr genau an das Datum erinnern, jedenfalls nach 1950 nahm ich an Exhumierungsarbeiten im Grochowce Wald teil, unter Kontrolle des regionalen Gesundheits- und Seuchenzentrums. Meine Aufgabe war es, die Exhumierungsarbeiter auf die Gesundheitsregelungen hinzuweisen und alles was ausgegraben wurde, zu desinfizieren. Die Exhumierung fand statt an einem Platz, den uns eine Person gezeigt hat, deren Namen ich vergessen habe. Er war ein Mitglied des Baudienstes, der die Leichen der von der deutschen Polizei erschossenen Juden beerdigt hat. Soweit ich mich erinnern kann, gab es ein großes Massengrab zwischen den Bäumen. Dieser Platz war eingeebnet und mit Gras und kleinen Büschen überwachsen. Nur Teile von Skeletten, Schädeln und Oberschenkelknochen waren übrig von den Erschossenen. Ich sah Schädel, die beschädigt waren von Schüssen aus Gewehren.
Heute kann ich auf Grund der vergangenen Zeit nicht mehr sagen, wieviele Skelette ausgegraben worden sind. Jedenfalls einige Hundert. Ich erinnere mich auch daran, dass man nach einem zweiten Massengrab gesucht hat, aber keines gefunden hat.
"
Bericht des Institutes für Nationale Erinnerung in Rzeszow, 11. Mai 1974.

Gedenkstein
Touristenkarte von Podgorze Przemyskie, Rzeszow 1991:
"Grochowce - ein mittelalterlliches Dorf. 1656 verfasste Stefan Czarniecki hier ein Manifest, das alle Einwohner aufrief, sich den schwedischen Eroberern entgegen zu stellen. Im Iwanowa Gora genannten Wald kann man den Ort finden, an dem ein Massenmord an Juden (etwa 4.000 Menschen) während der Besatzungszeit geschah. Dieser Ort ist durch ein Denkmal gekennzeichnet..."

In Wirklichkeit existierte dieses Denkmal nur auf Karten. Nach drei Jahren Nachforschung in der Umgebung konnten die Forscher den genauen Platz des Verbrechens lokalisieren.
Als Resultat dieser Anstrengungen von Familienangehörigen der Opfer und Bürgern Przemysls konnte hier im Juli 2002, am 60. Jahrestag dieses Verbrechens, ein Gedenkstein errichtet werden. Er hat die polnische und hebräische Inschrift "O Earth cover not thou my blood, and let my cry have no rest." (Job 16.18)

Der Ort des Massenmordes in Grochowce ist nur einer von Hunderten anderer Orte in Polen und der ehemaligen Sowjetunion. Manche nennen höhere Opferzahlen, andere weniger.
Die genaue Stelle vieler Massenmorde ist nach wie vor unbekannt. Nur wenige sind gekennzeichnet oder durch einen Gedenkstein markiert. Es ist nur einer kleinen Schar von Menschen zu verdanken, dass die oben beschriebenen Ereignisse hier so dargestellt werden können. Sie bemühten sich, die Erinnerung an diese schrecklichen Morde wach zu halten.
Diese Beschreibung eines Ortes des Massenmordes soll auch ein Gedenken sein an die vielen ähnlichen Stätten des Mordes, wo noch keine Untersuchungen möglich waren.

Quellen:

1. Irgun Yotzei Przemysl, Sefer Przemysl (Przemysl Memorial Book), Tel Aviv 1964 (English translation by JewishGen Inc.)
2. Relacje collection of the Jewish Historical Institute in Warsaw
3. Wozniak R. OFM, Przemysl w latach II wojny Swiatowej, Poludniowo-Wschodni Instytut Naukowy, Przemysl 1998
4. Rebhun J., Leap to Life, Ars Scribendi, New York 2002
5. Biedka L., Szwic J., Szwic P., (English translation by R. Reisner, Y. Reisner) Pamiec / Memory, San Set, Przemysl 2002


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