ARC Main Page Euthanasie

Das KZ "Risiera di San Sabba"

Letztes Update 5. September 2006





map Seit 30. Oktober 1922 war Italien unter faschistischer Herrschaft. Während des 2. Weltkrieges waren Italien und Deutschland Alliierte, und deutsche Truppen waren in Italien stationiert. Ab 1936 nahm der Anti-Semitismus zu, bis schließlich Diskriminierung und Terror an der Tagesordnung waren.

SS in der Risiera (Reismühle)
SS in der Risiera #1
Nach der Landung alliierter Truppen in Süd-Italien im Juli 1943 und der italienischen Kapitulation am 8. September wurde der südliche Teil Italiens befreit, doch Nord-Italien blieb unter deutscher Kontrolle. Hier lebte die Mehrzahl der Juden, die es abgelehnt hatten das Land zu verlassen. Die italienischen Truppen lösten sich auf, und deutsche Einheiten beherrschten nun den neuen faschistischen Satellitenstaat "Republica Sociale Italiana". Einige Küstengebiete der Adria (Fiume, Triest, Udine, Pula, Gorizia und Ljubljana) wurden zur "Operationszone Adriatisches Küstenland" (OZAK).
Odilo Globocnik (in Triest geboren) wurde zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Adriatisches Küstenland ernannt und von Lublin nach Triest versetzt, wo er Mitte September 1943 ankam. Er residierte in der Via Nizza 21. Unter seinem Kommando verfolgte die SS Juden, politische Gegner und Partisanen. Die Aktionen liefen unter der Tarnbezeichnung "Einsatz R", einer logischen Folgebezeichnung der ehemaligen "Aktion Reinhard" in Polen.
92 Personen, erfahren im Massenmord in Polen und dem ehemaligen Euthanasie-Programm, folgten Globocnik, einschließlich einiger Ukrainer und sogar Frauen.

SS in der Risiera (Reismühle)
SS in der Risiera #2
Michalsen, Globocnik, Wirth, Oberhauser, and Hering visiting a site.
SS-Männer in Italien, 1944
Das KZ "Risiera di San Sabba" war eine ehemalige Reismühle in einem Vorort von Triest. Die Gebäudeteile waren 1913 gebaut worden und schon leer stehend, als die Deutschen sie besetzten. Zuerst wurde die Risiera als Gefängnis genutzt, seit Oktober 1943 aber als Polizeihaftlager / KZ.
Die Räume erwiesen sich als geeignet für diesen Zweck. In drei hohen Gebäuden (3, 4 und 6 Etagen hoch) wurden Zellen, Lagerräume, Bekleidungs- und Schuhwerkstätten sowie SS-Quartiere eingerichtet. Der hohe Schornstein, in Kombination mit dem vergrößerten Ofen, wurde zum Krematorium für tausende von Opfern. Die Krematoriumseinrichtung wurde von Erwin Lambert geplant und gebaut, dem "fliegenden Architekten" der "Aktion T4". Er hatte schon die Gaskammern in den sechs Euthanasie-Anstalten in Deutschland und Österreich sowie in den drei Vernichtungslagern der Aktion Reinhard in Polen gebaut.
Das Krematorium wurde am 4. April 1944 "getestet" durch Verbrennung von 70 Leichen. Vom 20. Oktober 1943 bis zum Frühjahr 1944 wurden in der Risiera etwa 25.000 Juden und Partisanen verhört und gequält. 3.000-4.000 von ihnen wurden hier ermordet durch Erschießen, Erschlagen oder in Gaswagen.

Wirth
Allers
Die Mannschaft bestand vorwiegend aus Deutschen. Von Oktober 1943 bis Mai 1944 war SS-Obersturmbannführer Christian Wirth Lagerchef. Weil Wirth aber am 26. Mai 1944 von Partisanen umgebracht worden war, übernahm SS-Obersturmbannführer Dietrich Allers das Kommando bis April 1945.
Ende April 1945 machten sich jugoslawische Partisanen daran, Triest einzunehmen. Um alle Spuren der Verbrennungen zu verwischen, sprengte die SS am 29. April den Schornstein und das Krematorium. Die SS-Mannschaft flüchtete und tauchte unter. Einige Männer wurden nach dem Krieg in Abwesenheit angeklagt, konnten aber nie vor ein Gericht gestellt werden.

Risiera #1 Risiera #2 Zelle

Bücher:

Carnier, Pier Arrigo. Lo sterminio Mancata 418 pages in Italian, Copyright 1982 Gruppo Ugo Mursia Editore S.p.A

Coslovich, Marco. I percorsi della sopravvivenza: storia e memoria della deportazione dall'Adriatisches Küstenland, in Italian, Mursia, Milano 1994

Di Giusto, Stefano. Operationszone Adriatisches Küstenland - Udine Gorizia Trieste Pola Fiume e Lubiana durante l’occupazione tedesca 1943 – 1945, 800 pages in Italian, Istituto Friulano per la Storia del Movimento di Liberazione (IFSML), Udine, 2005
Siehe auch die Webseite www.panzer-ozak.it

Foelkel, Feruccio. La Risiera di San Sabba, Italian, Mondadori ed., Milano 1979

Scalpelli, Adolfo (ed.). San Sabba. Istruttoria e processo per il lager della Risiera, Ed. Lint Trieste 1995, 2 voll., 694 pages in Italian, ISBN: 88-86179-56-1

© ARC 2005