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Die Deutsche Reichsbahn im Holocaust

Letztes Update 16. Juli 2006

Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRG) spielte eine essentielle Rolle bei der Vernichtung der europäischen Juden. Wo immer deutsche Truppen ein Land besetzten, wurden das Schienennetz und die Infrastruktur benutzt. Viele Angestellte und Arbeiter in den besetzten Gebieten wurden in ihren Arbeitsverhältnissen belassen und gingen über in deutsche Dienste.

Im Generalgouvernement wurde die PKP (Polnische Eisenbahngesellschaft) von der Gedob (Generaldirektion der Ostbahnen) übernommen, Deutsche führten nun die Geschäfte. Die Gedob-Zentrale wurde in Krakau eingerichtet, hatte aber Zweigstellen in größeren Städten wie Warschau und Lublin.

Deportationszug bei Lublin
Deportationszug
Deutsche Kriegslokomotive, BR 52
Deutsche Kriegslokomotive
Vernichtungslager wurden eingerichtet entlang von Eisenbahnlinien, weil die Opfer mit der Bahn angeliefert werden sollten. Die Reichsbahn wickelte ihre Geschäfte unabhängig ab. Deswegen musste die SS Transportgebühren bezahlen. Im Jahre 1942 betrug die Transportgebühr 0,04 Reichsmark für einen Erwachsenen pro km. Kinder zahlten die Hälfte, unter 4jährige nichts.
Ab 1939 begannen die Deportationen nach Osten. Die DRG schuf einen um 50% reduzierten Gruppenfahrpreis für komplette Züge mit mindestens 400 Personen, unabhängig davon, wer sich im Zug befand, und warum. Um Geld zu sparen versuchte die SS, soviele Menschen in den Zügen unterzubringen wie möglich. Deshalb zwängte man 1.000-2.000 Menschen in diesen Güterzügen zusammen. 1942 waren Züge mit bis zu 60 Wagen die Norm. Jeder brachte etwa 5.000 Opfer nach den Vernichtungslagern. Die SS zwang die jüdischen Gemeinden auch noch den Fahrpreis zu erstatten, natürlich ohne Rückfahrkarten...

Von 1939 bis 1945 trafen nun normale Züge, Güterzüge, Militärzüge und Deportationszüge aufeinander, die Letzteren eingebaut in die normalen Fahrpläne. Tausende Reisende und Soldaten konnten die langen Güterzüge mit Deportierten sehen, die auf Bahnhöfen auf Weiterfahrt warteten. Durstige Gesichter der Deportierten, aus den kleinen, mit Stacheldraht verschlossenen Luftlöchern hervor schauend.
Viehwagen
Viehwagen
Juden auf dem Transport
Auf dem Transport
Das Maß der Überfüllung der Wagen hing immer ab vom Abreisebahnhof. Juden aus West-Europa wurden teilweise in normalen Personenwagen transportiert, mit angehängten Güterwagen für das Gepäck. Juden aus dem Osten durften nur einen Koffer mitnehmen. Diese osteuropäischen Juden wurden normalerweise in Güterwagen transportiert, zu Beginn der Deportationen etwa 50 Personen pro Wagen, später ca. 100, manchmal sogar mehr.

Die Türen waren während des Transportes verriegelt. Die Menschen erhielten weder Wasser noch Lebensmittel, weswegen viele auf der Reise starben. Wachmannschaften begleiteten die Züge, stets bereit auf Flüchtende zu schießen. Einige Deportierte ahnten, wohin die Reise ging, und versuchten zu flüchten. Nur wenige hatten Erfolg.
Die Züge waren lang und schwer. Die Reisegeschwindigkeit war deshalb langsam, alle anderen Züge hatten Priorität. Umleitungen verzögerten zusätzlich die Geschwindigkeit. So waren viele Züge mehr als 50 Stunden oder mehr unterwegs auf der Reise von Deutschland nach Ost-Polen. Besonders während der heißen Sommermonate war der Tod ein ständiger Reisebegleiter.
Zwischen 1942 und 1944 wurden vorwiegend Juden und Roma mit dem Zug nach den Vernichtungslagern in Polen gebracht. Die Gedob transportierte auch die Hinterlassenschaften der Opfer nach Deutschland zurück. Sogar die geschorenen Haare der vergasten Frauen wurden per Bahn nach Deutschland transportiert, zur weiteren Verwendung als Spinnstoff für die Herstellung von Strümpfen für U-Bootfahrer und evtl. als Isoliermaterial für U-Boote.

Die Vernichtung der europäischen Juden hätte nicht durchgeführt werden können ohne die Zusammenarbeit und Unterstützung durch Reichsbahn-Personal auf allen Ebenen.

Das Foto wurde auf dem Bahnhof Malkinia (bei Treblinka) im Sommer 2002 aufgenommen. Es zeigt einen alten Güterwagen aus den 40ern. Das Denkmal wurde errichtet im Andenken an die Deportationen nach Treblinka, die den Bahnhof Malkinia passiert haben.

Quellen:
Hilberg, Raul. Sonderzüge nach Auschwitz., Frankfurt/M., Berlin: Ullstein Verlag, 1987.

Gedob Seal Gedob HQ Building 2002
Gedob Stempel Ehemalige Gedob-
Zentrale 2002


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