Widerstandsbericht von Auschwitz, gesendet von Stanislaw Klodzinski
("Staklo") an Teresa Lasocka-Estreicher
("K. Tell") und Edward Halon
("Boruta")
im September 1944 (Widerstandsakten des Lagers, Bd. 2. S. 161):
"Polizeiwagen Nr. 71462 - mit anderen Worten eine fahrbare Gaskammer in Auschwitz. Eine Einheit des sogenannten
"Polizei-Sonderkommandos", das vorher in Litauen tätig war, ist in der Umgebung des Lagers stationiert. Das
kriminelle Kommando benutzte ein versiegeltes Auto mit einem Rost und luftdicht verschlossenen Türen, das als
fahrbare Gaskammern (
sic) Gefangene transportierte. Am Ende des Auspuffrohres befindet sich ein Metallschlauch, der bei
Gebrauch die Auspuffgase durch eine entsprechende Öffnung in das Wageninnere leitet. Im Wagen befindet sich eine
Kabine, die mit Blech verkleidet ist, 4 m lang und 2,5 m breit. Die schweren Türen haben keine Öffnungen
und innen keinen Riegel. Rechts von den Türen ist eine Öffnung, die mit einem stabilen Gitter
verschlossen ist, das von außen geöffnet werden kann und zur Belüftung nach einer Exekution dient.
Beschreibung des Wagens: Modell Saurex (
sic), langer Aufbau, grünlich-gelb gestrichen. Kennzeichen
Pol 71462, Fahrer:
Arndt, Oberwachtmeister des Polizei-Sonderkommandos.
Er sollte, nebenbei gesagt, zum Tode verurteilt werden
*.
Dieser Wagen wurde neben anderen Methoden zum Ermorden von Zivilisten benutzt, die vom sogenannten
Polizei-Sondergericht verurteilt worden waren. Der Fahrer verließ bei dieser Gelegenheit den Wagen bei laufendem
Motor und witzelte, während er herumging: 'inzwischen ersticken die kleinen Vögel da drin.'
Geschickt an. (
sic)
Herzliche Grüße -
Staklo."
* Zu dieser Zeit stellte der Widerstand im Lager eine Liste mit Verbrechern in Auschwitz zusammen, die
von der BBC gesendet werden sollte.
Aussage von Stanislaw Dubiel
(Höß-Verfahren, Bd. 25, S. 82):
"Sturmbannführer
Henschel schien uns anfänglich einen sehr guten
Charakter zu haben. Und in wenigen Tagen fand er eine andere Methode - Vergasung in einem Auto. Der Wagen fährt
nach Birkenau, und wenn er ankommt, ist jeder tot. Der Fahrer erklärte, wie es funktionierte: dass der Auspuff
direkt in den Wagen führte. Wenn der Fahrer am Ziel ankommt, sind sie schon tot. Das war das Verhalten dieses
angeblich guten Mannes."
Aussage von Jan Dziopek
(Höß-Verfahren, Bd. 8, S. 109):
"Sie wurden bis
Oktober 1944 in Block 11 ausgeführt, danach wurden die Verurteiltenn
nur in Birkenau ermordet, wohin sie von unserem Platz
* in einem Gefangenenwagen gebracht wurden. Dieser
Lastwagentyp war sehr genau versiegelt und hatte eine Anlage zur Verdasung der Leute im Inneren. Die Vergasungsanlage
wurde in der Kfz-Werkstatt des Fahrbereitschafts-Kommandos gebaut.
* D.h. Auschwitz-Stammlager.
Aussage von Edward Wrona
(Höß-Verfahren, Bd. 26, S. 8.):
"Ich denke, keiner der Zeugen hat betont, dass in Auschwitz Gaswagen verwendet wurden. Ich vermute, dass der
Angeklagte
Höß darüber Bescheid wusste weil er täglich
zur Kfz-Werkstatt ging, um seine schöne Limousine zu betrachten und dabei die drei Lastwagen dort stehen sah,
in denen Leute ermordet wurden. An der Wasserpumpenstation in Block 18 arbeitend, steckte ich den Kopf hinaus und
beobachtete, wie Mädchen und Männer in diese Wagen verfrachtet wurden und die Exekutionen ausgeführt
wurden. Ich war Zeuge, wie eines Nachts ein deutscher General exekutiert wurde; wohl nur deshalb, weil er es abgelehnt
hatte, im Krieg einen Befehl auszuführen. Etwa 50 Limousinen mit großem Gefolge von Generälen
und dem Lagerkommandanten kamen angefahren, und die Hinrichtung
* wurde feierlich begangen, wobei
die Todeswand und der Platz hinter Block 11 mit einem Suchscheinwerfer hell erleuchtet waren."
* Möglicherweise bezieht sich dies auf verschiedene, "reguläre" Hinrichtungen.
Aussage von Kazimierz Grabowski
(Höß-Verfahren, Bd. 26, S. 32, 33):
"Vorsitzender Richter: Gab es dort
* einen Lastwagen, der schon vorher zum Vergasen von Menschen vorgesehen war?
Zeuge: Einmal kam ein mit Holz speziell verkleideter Lastwagen zur Reparatur. Ich wusste nicht, was für ein
Typ Lastwagen das war. Deutsche Fahrzeuge wurden mit Methanol betrieben. Dort wurde er mit einem Abgasrohr ausgestattet,
rund und mit kleinen Löchern, so dass das Gas dadurch hinein strömte wenn die Leute im Inneren des Wagens
waren. Nach 15 Minuten war eine Person fertig. Bevor er sogar das Krematorium erreichte, gab es nur noch Leichen im
Lastwagen. Ich lief nur um einen Wagen dieser Art; den, an dem ich arbeitete.
Vorsitzender: War der Lastwagen ständig in Gebrauch?
Zeuge: Ständig, außer er war beschädigt; dann kam er zur Reparatur herein.
Vorsitzender: Wurde dieser Lastwagen im Lager oder außerhalb benutzt?
Zeuge: Das weiß ich nicht..
* D.h. in der Kfz-Werkstatt des Lagers.
Aussage von Jozef Sliwa (APMAB, Collection "Statements",
vol. 3, p. 336, 337):
"Wenn sich eine größere Anzahl von Kranken angesammelt hatte
*, wurden sie in Lastwagen nach
Auschwitz gebracht. Ich sah die Lastwagen - Gaskammern, in die die Transporte von Muselmännern verladen wurden.
Ich ging hinein und sah die Vergasungseinrichtung, d.h. Rohre zur Einleitung der Abgase."
* Im
Golleschau-Nebenlager.
Aussage von Zbigniew Kazmierczyk (APMAB, Collection "Statements",
vol. 45, p. 4):
"Es kamen häufig Kommissionen nach Auschwitz, die Selektionen unter den kranken Gefangenen im Krankenbau
machten. Die ausgesuchten Gefangenen wurden mit Fahrzeugen von Auschwitz weggebracht, bereits auf der Fahrt vergast.
Ich weiß von Freunden, dass sie dunkelgrün waren, verstärkt, versiegelt wenn verschlossen, und dass
Abgase hineingeleitet wurden."
Aussage von Wladyslaw de Rosenberg Grohs,
Polizeihäftling aus Block 11 (APMAB. Collection "Statements", vol. 73, p. 38):
"Ja, aus meiner Halle wurden manchmal nur zwei von hundert Personen als Gefangene in einen der Blöcke im Lager
gebracht. Der Rest wurde in Lastwagen verladen. In jedem Fall wurden zu der Zeit Hinrichtungen nicht im Hof von
Block 11 durchgeführt. Wir waren überzeugt, dass die durch das Polizei-Sondergericht zum Tode Verurteilten
mit Abgasen im Laderaum von Lastwagen erstickt wurden - bevor sie schon das Krematorium erreicht hatten."
Aussage von Artur Meyer (APMAB, Collection "Statements",
vol. 93, p. 23, 23a):
"Außerdem gab es in Auschwitz eine Spezialeinrichtung. Das war eine Auto-Gaskammer. In diesen Lastwagen
wurden bis zu 14 Leute verladen; er war hermetisch verschlossen und bis er in Birkenau ankam, waren seine
Passagiere zu Tode vergast."
Aussage von George Goiny-Grabowski
(APMAB, Collection "Statements", vol. 61, p. 167):
"Als sich die russische Front Auschwitz näherte, traf ein Polizei-Einsatzkommando ein, dessen Männer
grüne Aufschläge an der Uniform hatten. Unter ihren Fahrzeugen gab es zwei Gaswagen, die zu inspizieren ich
die Gelegenheit hatte. Die Auspuffgase konnten in den Aufbau geleitet werden, in dem sich die zum Tode verdammten
Leute befanden... Die Gaswagen hatten ein aufgemaltes Bild, das einen Menschenkopf zeigte, der sich mit einer Hand
die Nase zuhielt."
Aussage von Kazimierz Czyzewski
(Höß-Verfahren, Bd. 35, S. 163):
"Faschistische Zivilsondergerichte kamen alle 14 Tage und verurteilten hunderte von Zivilisten in diesem Block 11.
Nach dem Urteil wurden diese Leute in einen versiegelten, gelben Lastwagen getrieben. Bis zu 50 Leute passten hinein.
Der SS-Fahrer fuhr sie nach dem Krematorium (die Gefangenen wussten nicht, wohin sie gebracht wurden), und in diesem
Lastwagen wurden die Leute vergast. Die Leichen wurden dann hinausgeworfen und verbrannt."
Die Aussagen wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Dr.
Piotr
Setkiewicz, Chef des Archivs im Staatlichen Museum Auschwitz.
Die polnischen Aussagen wurden übersetzt von Dr.
Steve Paulsson.
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