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Die Gaskammer in Stutthof


Letztes Update 31. Mai 2006





Stutthof Gaskammer
Gaskammer
Stutthof ist der Name eines kleinen Dorfes, das 36 km von Gdansk (Danzig) und 3 km von der Ostseeküste entfernt ist. Am 2. September 1939 wurde dort ein Zivilgefangenenlager bzw. KZ errichtet.
Ursprünglich war das Lager den lokalen Behörden der Danzig / westpreußischen Region unterstellt, doch im November 1941 wurde es ein Arbeitsausbildungslager unter der Leitung der Sipo. Am 7. Januar 1942 wurde es ein offizielles KZ, das der Inspektion der Konzentrationslager unterstellt wurde.

Der genaue Zeitpunkt des Beginns der Bauarbeiten an der Gaskammer ist nicht bekannt. Die Gaskammer (5 m lang, 3 m breit und 2,5 m hoch) war ursprünglich für die Entlausung von Kleidung errichtet worden. Hierfür diente sie zeitweise auch, als bereits Menschen in ihr vergast worden sind. Wie in Auschwitz-Birkenau, so wurde auch hier Zyklon B als Tötungsgas verwendet und durch eine kleine Öffnung im Dach der Gaskammer eingefüllt. Vor jeder Vergasung (bei kalter Witterung) wurde die Gaskammer beheizt, um die Verdampfung der Blausäure zu beschleunigen. Die Vergasungen wurden von SS-Unterscharführer Otto Karl Knott überwacht, der im Sommer 1943 im KZ Oranienburg im Umgang mit dem Giftgas unterwiesen worden war. Während eines Besuches in Stutthof gab SS-Obersturmbannführer Rudolf Höss (Auschwitz-Kommandant) genaue Anweisungen, wie die Vergasungen durchzuführen sind.

Hoppe
Hoppe
Die ersten Vergasungen in Stutthof fanden am 22. Juni 1944 statt. Etwa 100 Personen, vorwiegend Polen und Weißrussen, wurden umgebracht. Am 26. Juli 1944 wurden 12 Mitglieder einer polnischen Widerstandsgruppe vergast, gefolgt von etwa 70 sowjetischen Invaliden aus einem Kriegsgefangenenlager.
Der Lagerkommandant, SS-Hauptsturmführer Paul Werner Hoppe, erhielt danach den Befehl zur Tötung aller jüdischen Lagerinsassen. Zwischen August und November 1944 wurden mehr als 1.450 meist jüdische Frauen vergast. Einige Vergasungen fanden in einem Eisenbahnwaggon statt, der auf einem Nebengleis zum Lager stand. Sämtliche Öffnungen des Wagens waren abgedichtet, und das Gas wurde durch das Dach eingeführt.

Im frühen November 1944 wurden die Gasmorde in Stutthof eingestellt. Nach Schätzungen wurden mindestens 65.000 Insassen des Lagers umgebracht. Wieviele davon durch Vergasen starben, ist nicht bekannt.
Noch heute (2005) kann man die Gaskammer besichtigen.

Verfahren:
Fall Nr.446
Verfahrensgegenstand: Massentötungen in Lagern
Angeklagt: Hoppe, Paul-Werner 9 Jahre; Knott, Otto-Karl 3 Jahre 3 Monate
Gericht: LG Bochum 570604, LG Bochum 551216, BGH 561108
Land, in dem das Verbrechen verübt wurde: Polen
Ort des Verbrechens: HS KL Stutthof
Datum: 42-44
Opfer: Juden
Nationalität: unbekannt
Dienststelle: Haftstättenpersonal KL Stutthof
Verhandlúngsgegenstand: Vergasung von hunderten jüdischen Häftlingen in den Entlausungsbaracken des Konzentrationslagers und einem Eisenbahnwagen in der Nähe des Krematoriums. Tötungen durch Genickschuss in einem Raum am Krematorium. Ermordung von mindestens 50 kranken Gefangenen des KL Stutthof durch Benzininjektionen, teilweise im Rahmen der "Aktion 14f13". Tötung von mindestens 10 Gefangenen, die auf der Flucht von den Hunden der Hundestaffel zu Tode gebissen wurden.

Quellen:
Gutman, Israel ed. Encyclopedia of the Holocaust. Macmillan Publishing Company, New York, 1990
Kogon, Eugen; Langbein, Hermann; Rückerl, Adalbert; eds. Nazi Mass Murder, Yale University Press, New Haven and London, 1993
Orski, Marek. The Last Days of Stutthof, Muzeum Stutthof w Sztutowie, 1998

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