|
Gaskammer |
Stutthof ist der Name eines kleinen Dorfes, das 36 km von
Gdansk (Danzig)
und 3 km von der Ostseeküste entfernt ist. Am
2. September 1939 wurde dort ein
Zivilgefangenenlager bzw. KZ errichtet.
Ursprünglich war das Lager den lokalen Behörden der Danzig / westpreußischen Region unterstellt,
doch im
November 1941 wurde es ein Arbeitsausbildungslager unter der Leitung
der Sipo. Am
7. Januar 1942 wurde es ein offizielles KZ, das der Inspektion der
Konzentrationslager unterstellt wurde.
Der genaue Zeitpunkt des Beginns der Bauarbeiten an der Gaskammer ist nicht bekannt. Die Gaskammer (5 m lang,
3 m breit und 2,5 m hoch) war ursprünglich für die Entlausung von Kleidung errichtet worden. Hierfür
diente sie zeitweise auch, als bereits Menschen in ihr vergast worden sind. Wie in
Auschwitz-Birkenau, so wurde auch hier Zyklon B als Tötungsgas
verwendet und durch eine kleine Öffnung im Dach der Gaskammer eingefüllt. Vor jeder Vergasung (bei kalter
Witterung) wurde die Gaskammer beheizt, um die Verdampfung der Blausäure zu beschleunigen. Die Vergasungen wurden
von SS-Unterscharführer
Otto Karl Knott überwacht, der im
Sommer 1943 im
KZ Oranienburg im Umgang mit dem
Giftgas unterwiesen worden war. Während eines Besuches in Stutthof gab SS-Obersturmbannführer
Rudolf Höss (
Auschwitz-Kommandant)
genaue Anweisungen, wie die Vergasungen durchzuführen sind.
|
Hoppe |
Die ersten Vergasungen in Stutthof fanden am
22. Juni 1944 statt. Etwa 100 Personen,
vorwiegend Polen und Weißrussen, wurden umgebracht. Am
26. Juli 1944 wurden
12 Mitglieder einer polnischen Widerstandsgruppe vergast, gefolgt von etwa 70 sowjetischen Invaliden aus einem
Kriegsgefangenenlager.
Der Lagerkommandant, SS-Hauptsturmführer
Paul Werner Hoppe,
erhielt danach den Befehl zur Tötung aller jüdischen Lagerinsassen.
Zwischen
August und November 1944 wurden mehr als 1.450 meist jüdische Frauen vergast. Einige Vergasungen
fanden in einem
Eisenbahnwaggon statt, der auf einem Nebengleis zum Lager stand.
Sämtliche Öffnungen des Wagens waren abgedichtet, und das Gas wurde durch das Dach eingeführt.
Im
frühen November 1944 wurden die Gasmorde in Stutthof eingestellt.
Nach Schätzungen wurden mindestens 65.000 Insassen des Lagers umgebracht. Wieviele davon durch Vergasen starben,
ist nicht bekannt.
Noch heute (2005) kann man die Gaskammer besichtigen.
Verfahren:
Fall Nr.446
Verfahrensgegenstand: Massentötungen in Lagern
Angeklagt: Hoppe, Paul-Werner 9 Jahre;
Knott, Otto-Karl 3 Jahre 3 Monate
Gericht: LG
Bochum 570604, LG
Bochum 551216, BGH 561108
Land, in dem das Verbrechen verübt wurde: Polen
Ort des Verbrechens: HS KL Stutthof
Datum: 42-44
Opfer: Juden
Nationalität: unbekannt
Dienststelle: Haftstättenpersonal KL Stutthof
Verhandlúngsgegenstand: Vergasung von hunderten jüdischen Häftlingen in den Entlausungsbaracken
des Konzentrationslagers und einem Eisenbahnwagen in der Nähe des Krematoriums. Tötungen durch Genickschuss
in einem Raum am Krematorium. Ermordung von mindestens 50 kranken Gefangenen des KL Stutthof durch Benzininjektionen,
teilweise im Rahmen der "Aktion 14f13". Tötung von mindestens 10 Gefangenen, die auf der Flucht von den Hunden
der Hundestaffel zu Tode gebissen wurden.
Quellen:
Gutman, Israel ed.
Encyclopedia of the Holocaust. Macmillan Publishing Company, New York, 1990
Kogon, Eugen; Langbein, Hermann; Rückerl, Adalbert; eds.
Nazi Mass Murder, Yale University
Press, New Haven and London, 1993
Orski, Marek.
The Last Days of Stutthof, Muzeum Stutthof w Sztutowie, 1998
© ARC 2005