ARC Main Page Die Besetzung Osteuropas Ghettos

Auschwitz

Letztes Update 11. Juli 2006





Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für ein Konzentrationslager inspizierte die SS eine polnische Kaserne außerhalb der Stadt Oswiecim (Auschwitz). Die einstöckigen Gebäude waren während des 1. Weltkrieges als Unterkunft für Militärpferde errichtet worden. Vom 18. bis 19. April 1940 besuchte eine von SS-Hauptsturmführer Rudolf Höß geleitete Kommission den Gebäudekomplex. Als Folge dieser Untersuchung befahl Reichsführer-SS Heinrich Himmler am 27. April 1940 die Errichtung eines KZs in Auschwitz. Höß wurde zum Lagerkommandanten ernannt.
In dieser Funktion besuchte Höß im September 1942 Treblinka und Chelmno (Chelmno nad Nerem / deutsch: Kulmhof). Er wollte sich über die dort übliche Tötungsmethode mit Motorabgasen informieren. In seinen Memoiren beschreibt er diese abweichende Methode als primitiv und schlechter als die in Auschwitz übliche Tötung mittels Zyklon B (Blausäuregas).

Die Herkunft der Opfer

Ursprünglich war das KZ Auschwitz als Lager für polnische Häftlinge vorgesehen. Später diente es mehr und mehr als Tötungsstätte für Juden und Roma. Die pseudowissenschaftliche Rassenlehre der Nazis verdammte mehr als 1 Million Menschen zum Tod allein in Auschwitz.

Auschwitz I
Auschwitz I *
Auschwitz I and II
Auschwitz I und II
Am 14. Juni 1940 traf eine erste Gruppe von 728 polnischen politischen Gefangenen (und einige Juden) aus Tarnow in Auschwitz ein. Die erste größere Gruppe von ausländischen Gefangenen kam im Juni 1941 aus der besetzten Tschechischen Republik. Einen Monat später, sofort nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, begannen Deportationen sowjetischer Kriegsgefangener nach Auschwitz. Ab September 1941 kamen auch jugoslawische Gefangene im Lager an. Seit Juli 1942 befanden sich auch Frauen unter den Häftlingen, z.B. uniformierte jugoslawische Partisaninnen. Sie wollten als Kriegsgefangene angesehen werden und lehnten es ab, ihre Haare scheren zu lassen.
Nach der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 ("Endlösung der Judenfrage") wurde Auschwitz eines der Hauptlager zum Töten von Juden. Der erste Transport von ausschließlich Juden erreichte das Lager bereits im Februar 1942. Viele weitere Judentransporte aus allen besetzten Gebieten und "Großdeutschland" folgten bis November 1944.
Ab Februar 1943 wurden auch Roma in Auschwitz getötet. Zuerst polnische Roma, dann auch Roma aus anderen Staaten, vorwiegend aber aus dem "Reich" und "Böhmen und Mähren".


Der Lagerkomplex

Auschwitz III - Monowitz
Auschwitz III - Monowitz *
Die Ausweitung der "Kapazität" des Lagers war von größter Bedeutung für den geplanten Völkermord an den Juden und die Errichtung von Fabriken zur Ausnutzung der Arbeitskraft der Gefangenen.
1940 hatte das "Stammlager" Auschwitz I 20 Gebäude, vorwiegend einstöckige, gemauerte Pferdeställe. Bis 1942 hatte man die Anzahl der Gebäude auf 28 erhöht und ein zweites Stockwerk auf die Ställe aufgemauert. Diese dienten nun vorwiegend als Unterkünfte für die ca. 11.000 Gefangenen.
Im Oktober 1941 wurde mit dem Bau des riesigen Auschwitz II im Vorort Brzezinka (Birkenau) begonnen, 3 km entfernt von Auschwitz I. Hier sollten auf einem eingezäunten Areal von etwa 40 km2 ca. 200.000 Gefangene untergebracht werden.
Ein weiteres Lager, Auschwitz III (Buna Monowitz), wurde im nahe gelegenen Monowitz gebaut. Um Monowitz herum entstanden schließlich noch 45 kleinere Nebenlager. Im Monowitz-Komplex schufteten sich Zwangsarbeiter für die deutsche Kriegsproduktion zu Tode. Der Name Buna wurde verwendet, weil die größte Fabrik synthetisches Gummi produzierte aus Butadien und Natrium.
Somit waren Auschwitz I, II und III ein riesiges Konglomerat aus Vernichtung, Zwangsarbeit und Bereicherung der SS. Sogar Minenbetriebe in Oberschlesien und dem Sudetenland gehörten dazu.


Ankunft in Auschwitz

Auschwitz II (Birkenau). Ankunft auf der Rampe
Auschwitz II (Birkenau). Ankunft auf der Rampe
Hoess Telex
Höß Telex
Aus den gesamten, von den Nazis besetzten europäischen Gebieten wurden Menschen mit Zügen nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Normalerweise wurden die Opfer in Güterwagen transportiert. Oft waren sie tagelang unterwegs, ohne sanitäre Einrichtungen und ohne Essen und Trinken.
Ursprünglich hielten die Züge an der alten Rampe von Birkenau, 1 km südöstlich des Lagertores. Ab Mai 1944 konnten die Züge direkt ins Lager Birkenau fahren. Die neu Eingetroffenen wurden noch auf der Rampe selektiert. Arbeitsfähige wurden rücksichtslos von ihren verwandten Alten und Kindern getrennt. Diejenigen, die von den SS-Ärzten (z.B. Mengele und Thilo) als nicht arbeitsfähig ausgesondert wurden, wurden sofort nach den Gaskammern gebracht. Die Namen dieser Opfer wurden von der SS nicht erfasst. Daher kann die Zahl der so getöteten Menschen nur geschätzt werden.
Den Arbeitsfähigen stand eine schwere, oft längere Leidenszeit als Zwangsarbeiter bevor. Sie erhielten gestreifte Häftlingskleidung und eine Nummer zugeteilt. Ab 1943 wurde diese Nummer in den rechten Unterarm eintätowiert (deutsche, nichtjüdische Häftlinge erhielten keine Tätowierung). 405.000 Gefangene erhielten so eine Nummer, von ihnen starben 340.000 Menschen infolge von Hunger, Krankheiten, Verletzungen, Schlägen, Folter oder Hinrichtungen durch Erschießen, Hängen oder Vergasung.

Die Lebensbedingungen in Auschwitz

Zu Beginn mussten die Gefangenen in Auschwitz I auf dem Fußboden schlafen. Später, nach dem Ausbau der ehemaligen Pferdeställe zu zweistöckigen Baracken, installierte man zwei- bzw. dreistöckige Liegen. Die Lebensbedingungen waren ähnlich denen in anderen KZs, Auschwitz I galt allerdings als besonders hartes Lager. Immerhin konnten die Gefangenen manchmal den Postversand des Lagers nutzen.
Auschwitz II (Birkenau) war zweierlei: Vernichtungslager und KZ. Hier "wohnten" die Gefangenen in hölzernen oder gemauerten Baracken. Die Konstruktion der Holzbaracken basierte auf einem Entwurf für Pferdeställe. Bis zu 800 Menschen waren in jeder Baracke zusammen gepfercht, die eigentlich für 52 Pferde gedacht war. Es gab nur wenige, primitive Toiletten und Waschgelegenheiten. Die kurze Schlafenszeit brachte keine Erholung. Ständig bestand Lebensgefahr, wenn man gegen eine der vielen SS-Verordnungen verstieß.
Lagerstrasse
Ungarische Juden auf dem Weg ins Gas
"Arbeit" bedeutete unmenschliche Sklavenarbeit in Fabriken, Minen, auf dem Land oder auf Baustellen. Sogar die schwersten Erdarbeiten mussten ohne ausreichendes Werkzeug verrichtet werden. Die stets hungrigen Arbeiter mussten im Laufschritt Ziegelsteine schleppen oder schwere Loren schieben. Jeder Versuch sich etwas auszuruhen, hatte die Versetzung in eine Strafkompanie zur Folge, evtl. auch die sofortige Erschießung. Angehörige dieser Strafkompanien hatten kaum eine Überlebenschance.
Am frühen Morgen und nach der Arbeit mussten sich die Gefangenen auf den diversen Appellplätzen versammeln. Die Appelle dauerten manchmal stundenlang. Viele hielten das Strammstehen in der Sommerhitze oder bei Frost nicht aus, kippten um und wurden deswegen ins Gas geschickt.
Die tägliche Mahlzeit bestand aus einem Becher wässriger Rüben- oder Kohlsuppe, 300g Brot und etwas Schmalz oder Margarine. Selten "bereicherte" ein 100g schweres Stück gepökeltes Schweinefleisch das Hungermahl. Als Folge der schweren Arbeit und der unzureichenden Versorgung mit Essen magerte man stark ab. Nach kurzer Zeit bestand der Körper nur noch aus Haut und Knochen; man war zum "Muselmann" geworden, zu einem wandelnden Gerippe...
Die Gefangenen waren den SS-Bewachern total ausgeliefert. Ein Verstoß gegen die zahllosen Lagerregeln hatte sadistische Strafen zur Folge, z.B. 25 Peitschenhiebe aufs nackte Gesäß. Viele überlebten die Bestrafungen nicht.
Zum Tode Verurteilte wurden im Block 11 des Stammlagers hingerichtet. Phenolspritzen direkt ins Herz war eine übliche Tötungsmethode. Im Hof zwischen Block 10 und 11 befand sich die "Schwarze Wand", an der zahllose Erschießungen stattfanden. Für öffentliche Hinrichtungen wurde ein transportabler Galgen vom Hof des Blockes 11 nach dem Appellplatz gebracht. Die Gestapo in Kattowitz schickte häufig politische Gefangene zur Exekution nach Auschwitz.
Die Exekutionen wurden hauptsächlich von den SS-Männern Gerhard Palitzsch und Maximilian Grabner (Leiter der Politischen Abteilung) ausgeführt.

Gaskammern

Die Lage von Bunker I und II
Die Lage von Bunker I und II
Bunker I und II
Bunker I und II
Die erste Vergasung in Auschwitz fand Ende August 1941 im Keller von Block 11 statt. Unter der Leitung von SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch wurden sowjetische Kriegsgefangene mit Zyklon B vergast.
Bald darauf, am 3. September 1941, tötete die SS (wieder im Block 11) weitere 600 sowjetische Kriegsgefangene und 250 Polen.
Im Herbst 1941 baute man die Leichenhalle des Stammlagers um in eine Gaskammer. Diese war in Betrieb bis Juli 1943.
Später richtete man zwei Bauernhäuser auf dem Gelände in Birkenau als Gaskammern ein. Eines dieser Gebäude nannte die SS "Rotes Haus" (bzw. "Bunker I"), weil es aus rötlichen Ziegelsteinen bestand. Am 15. Februar 1942 wurde ein erster Transport mit Opfern aus Beuthen hier vergast. Das zweite in eine Gaskammer umgebaute Haus war weiß getüncht. Daher die SS-Bezeichnung "Weißes Haus" (bzw. "Bunker II"). Bunker I enthielt zwei Gaskammern, Bunker II vier. Die in den zwei Bunkern vergasten Menschen wurden anfänglich in Massengräbern vergraben, ab September 1942 jedoch exhumiert und verbrannt. Bis Ende November 1942 wurden mehr als 100.000 Körper eingeäschert. Bunker I wurde im Frühjahr 1943 abgebrochen. Die Vergasungen in Bunker II wurden zur selben Zeit eingestellt, das Gebäude allerdings erhalten für eventuelle zusätzliche Vergasungen. So tötete man im Mai 1944 auch hier viele der 100.000 ungarischen Juden auf dem Höhepunkt der Vergasungen in Auschwitz. In Bunker II wurde bis November 1944 getötet.

Krematorium II
Krematorium IV
Krematorium II
Krematorium II
Zwischen März und Juni 1943 wurden vier sehr große Gaskammern mit angebauten Krematorien in Birkenau gebaut (Krematorium II, III, IV und V). Die Krematorien II und III waren baugleich. Auskleideräume und Gaskammern waren unterirdisch. Die Bahngleise und Rampen in Birkenau endeten kurz vor den Krematorien II und III. Die Krematorien IV und V waren ebenfalls baugleich, allerdings lagen hier sämtliche Räume oberirdisch.

Die Menschen wurden vergast mit Zyklon B-Kristallen, die aus Blechdosen in Öffnungen im Dach der Gaskammern II und III geschüttet wurden. An den Gaskammern IV und V (oberirdisch) befanden sich Gas-Luken an den Seitenwänden.
Nach Aussagen von Mitgliedern der Sonderkommandos (Juden, die in den Krematorien arbeiten mussten) wurden bei Überlastung der Krematorien Leichen auch unter freiem Himmel verbrannt, manche Opfer sogar lebend in die Flammen gestoßen.

Das Ende

Nach dem Aufstand des Sonderkommandos in Krematorium IV am 7. Oktober 1944 ordnete Himmler den sofortigen Abbruch der Krematorien und Gaskammern an. Im Januar 1945 wurden 58.000 der Überlebenden auf "Todesmärsche" nach Westen geschickt, weil die Rote Armee im Anmarsch war. Die meisten Gefangenen starben während der wochenlangen Märsche, denn wer zu langsam ging oder zu schwach war, wurde erschossen und am Wegesrand liegen gelassen.
Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Truppen das Lagergelände und konnten noch 7.650 Menschen befreien. Wenn die SS nur etwas mehr Zeit gehabt hätte während des überstürzten Abzuges, hätten auch diese wenigen Überlebenden ebenfalls ihr Leben lassen müssen. Infolge der chaotischen Flucht des SS-Personals war es nicht mehr möglich, alle Gebäude und Einrichtungen vollständig zu zerstören. So kann man heute noch (im Gegensatz zu den Aktion Reinhard - Lagern) einen erschütternden Überblick über die Einrichtungen der Lager Auschwitz I und II in der Gedenkstätte Auschwitz erhalten.

Nach Franciszek Piper (Franciszek Piper: Ilu ludzi zginelo w KL Auschwitz? Oswiecim 1992) wurden in Auschwitz I, II und III etwa 1.100.000 Menschen ermordet. Davon etwa 1.000.000 Juden, 70-75.000 nichtjüdische Polen, 21.000 Roma, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene und ca. 10-15.000 Menschen sonstiger Herkunft.
Neuere Untersuchungen von Götz Aly und Christian Gerlach haben ergeben, dass die Gesamtzahl der Opfer evtl. etwas niedriger ist, möglicherweise 1.000.000, davon 900.000 Juden.

Höß Dokument vom 16. März 1946.
Auschwitz Verbrecher

Fotos:
GFH *


Judenviertel in Auschwitz, 1940
Judenviertel in Auschwitz, 1940
Marktplatz und Brunnen in Auschwitz, 1940
Marktplatz und Brunnen in Auschwitz, 1940















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