ARC Main Page Besetzung von Ost-Europa Heereskraftfahrpark 562

Karl Plagge

ein Judenretter in der Uniform der deutschen Wehrmacht .

Letztes Update 19. März 2006

Vortrag von Prof. Dr. Wolfram Wette, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Historisches Seminar, anlässlich der Gedenkfeier zu Ehren des Majors der Wehrmacht Karl Plagge, „Gerechter unter den Völkern“, veranstaltet von der Wissenschaftsstadt Darmstadt am Freitag, 15. April 2005, 16 Uhr


Heute ehren wir einen außergewöhnlichen Mann: Einen Offizier der deutschen Wehrmacht, der während des Zweiten Weltkrieges im deutsch besetzten Litauen mehrere Hundert Juden vor der Ermordung rettete. Das Außergewöhnliche dieses Mannes besteht darin, dass er selbst unter den extremen Bedingungen von Krieg und Holocaust an seiner humanen Orientierung festhielt und sich im Falle eines Gewissenskonflikts entschied, sich von dieser humanen Orientierung leiten zu lassen. In Paneriai (Ponary), der unweit der Stadt Wilna gelegenen Vernichtungsstätte, wurden in den Jahren 1941-1944 fast 100.000 Menschen durch Gewehrfeuer ermordet, Männer, Frauen und Kinder. Die meisten von ihnen waren Juden aus Wilna. Plagge wusste von diesen Massenmorden, so wie auch jeder andere Angehörige der deutschen Besatzungsmacht im Raume Wilna von ihnen wusste und sie zumindest passiv unterstützte.

Plagge blieb nicht verborgen, was seine Vorgesetzten im Hinblick auf die litauischen Juden von ihm erwarteten. Sie wollten, dass er Verständnis zeigte für die Politik der Judenvernichtung, dass er sie unterstützte oder sich zumindest nicht in das von der SS und der litauischen Hilfspolizei durchgeführte Mordgeschehen einmischte, es also geschehen ließ. Anders, als es bei den allermeisten der in Wilna stationierten Offiziere, Soldaten und Militärbeamten der Wehrmacht der Fall war, nahm der Hauptmann und spätere Major Karl Plagge jedoch nicht einfach hin, was um ihn herum geschah. Er traf für sich ganz allein die Entscheidung, den Weg zu gehen, den ihm sein Gewissen wies, ohne sich Illusionen darüber hinzugeben, welchen Gefahren er sich damit aussetzte. Mit einer Todesstrafe wegen Feindbegünstigung oder Kriegsverrat waren die Wehrmachtgerichte der damaligen Zeit rasch bei der Hand.

Es ist besonders darauf hinzuweisen, dass Plagge nicht in der Form einer einmaligen, spontanen Aktion half, sondern gleichsam „mit langem Atem“, also überlegt, kühl kalkulierend, ausdauernd, über Jahre hinweg, nicht immer erfolgreich, aber doch vielfach. Er hat das Risiko nicht überdehnt, sondern im Rahmen seiner Möglichkeiten geschickt und klug agiert. An diesem Beispiel können wir einiges über Handlungsspielräume erfahren, die auch ein Wehrmachtoffizier für sich schaffen konnte, wenn er es denn wollte. Im Einzelnen also:
Als Kommandeur des Heeres-Kraftfahr-Parks (HKP) 562 in Wilna, einer großen Reparaturwerkstätte für Radfahrzeuge und anderes Gerät der Wehrmacht, wirkte Plagge darauf hin, dass in seiner Dienststelle vorrangig jüdische Arbeitskräfte beschäftigt wurden, was diese von den in bestimmten Abständen durchgeführten Erschießungsaktionen aussparte und sie damit zumindest temporär aus der Gefahrenzone brachte.

Er sorgte dafür, dass auch solche Juden eingestellt und damit geschützt wurden, die von der Kraftfahrzeugreparatur eigentlich gar nichts verstanden.

Er kümmerte sich darum, dass „seine“ jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter medizinisch versorgt und gut verpflegt wurden. Das konnte nach außen hin jeweils mit dem konformen Argument gerechtfertigt werden, ohne gesunde und kräftige Menschen könne keine erfolgreiche Arbeit für die Wehrmacht geleistet werden.

Er ließ ihm vertraulich zugegangene Informationen über bevorstehende Deportationen nach Paneriai an die Bedrohten durchsickern, damit diese versuchen konnten, sich in vorbereiteten Verstecken dem Zugriff der SS und ihrer litauischen Helfer zu entziehen.

Sehr vorsichtig sein musste Plagge im Umgang mit seinen „Kameraden“. Kameraden - militärischer Sammelbegriff für Vorgesetzte und Untergebene - waren bei Rettungsaktionen dieser Art in der Regel eher hinderlich als nützlich, weil Kameradschaft ein Ordnungsprinzip war und nicht etwa ein Freundschaftsband. Um so erstaunlicher ist es, dass es im HKP Wilna wenigstens sieben Untergebene von Plagge gab, die – wie sie nach dem Kriege aussagten – von seiner Judenhilfe gewusst und ihn nicht denunziert hatten.

Seine humanen Absichten verschleiern musste Plagge selbst noch bei jenem Schlussappell am 1. Juli 1944, zu dem er als Kommandeur des HKP viele seiner jüdischen Arbeiter einschließlich ihrer Familienangehörigen versammelte. Er wollte sie darüber informieren, dass die Rote Armee kurz vor Wilna stand, die Wehrmacht dabei war, nach Westen abzurücken und dass das Reparaturlager des HKP mit seinen etwa 350 Beschäftigten nunmehr von der SS übernommen werde. Plagge formulierte verschlüsselt: „Sie wissen alle genau, wie sorgfältig die SS ist beim Schutz ihrer jüdischen Gefangenen.“
Die Warnung wurde unmittelbar verstanden und führte dazu, dass sich wenigstens ein Teil der von der Erschießung Bedrohten in Verstecke retten konnte.

Feldwebel Anton Schmid

Feldwebel Anton Schmid war ebenso wie Karl Plagge in Wilna stationiert. Er leitete dort eine kleine Versprengten-Sammelstelle. Die Werkstätten dieser Dienststelle boten auch ihm die Möglichkeit, jüdische Arbeitskräfte zu verstecken und sie auf diese Weise dem Zugriff der SS zu entziehen. Darüber hinaus transportierte er sie mit seinem Dienst-Lkw und gefälschten Fahrbefehlen an sicherere Orte im benachbarten Weißrussland. Was sein Handeln als besonders konsequent erscheinen lässt, ist der Tatbestand, dass er auch den jüdischen Widerstand im Raum Wilna aktiv unterstützte. Feldwebel Anton Schmid wurde denunziert, von einem Feldkriegsgericht der Wehrmacht zum Tode verurteilt und am 13. April 1942 hingerichtet. Über die Motive seines Handels schrieb er seiner Ehefrau und seiner Tochter in einem Abschiedbrief: „[...] meine liebe Steffi und Grete [...], bitte verzeiht mir. Ich habe nur als Mensch gehandelt und wollte ja niemandem wehtun.“
Seit dem 8. Mai 2000 trägt eine Kaserne der Bundeswehr in der schleswig-holsteinischen Stadt Rendsburg den Namen von Feldwebel Anton Schmid.

Dieser Unteroffizier der Wehrmacht nützte die spezifischen Handlungsspielräume, die sich im rückwärtigen Heeresgebiet - weit hinter der Front – für ihn ergaben, zum Teil auf ähnliche Weise wie Plagge. Insoweit kann man das Umfeld beider mit dem der zivilen Unternehmer Oskar Schindler, Berthold Beitz und Hermann Friedrich Gräbe vergleichen, die in den deutsch besetzten Gebieten des Ostens agierten. Auch Wehrmachtssoldaten nutzten ihre Dienststellung als Arbeitgeber in kriegswichtigen Betrieben der deutschen Zivil- und Militärverwaltung zur Rettung von Menschen. In den rückwärtigen Gebieten, wo es um die wirtschaftliche Ausbeutung von Arbeitskräften ging, konnten Angehörige der deutschen Besatzungsverwaltung, die Leben retten wollten, die Chance nutzen, jüdische Facharbeiter, aber auch polnische und russische Kriegsgefangene, unter dem Deckmantel militärischer Interessen zu schützen.

Neuere Forschungen über „Retter in Uniform“

Über Anton Schmid, Karl Plagge und weitere Retter aus der Wehrmacht hat in den letzten Jahren (1999-2004) eine Gruppe von etwa 30 deutschen Historikerinnen und Historiker geforscht, unter ihnen Manfred Messerschmidt, Arno Lustiger, Detlef Bald, Norbert Haase, Jakob Knab, Johannes Winter, Hermine Wüllner, Gerd R. Ueberschär, Peter Steinkamp, um nur einige der Namen zu nennen. Über den Wehrmachts-Major Karl Plagge und seine Rettungstaten forschte die Darmstädter Historiker-Kollegin Dr. Marianne Viefhaus, etwa gleichzeitig mit einigen jüdischen Überlebenden aus Wilna und deren Kindern, wobei Dr. Michael Good wohl die treibende Kraft war. Gemeinsam haben sie die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Plagge nunmehr – am 11. April 2005 - als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt werden konnte.

Wie wir durch intensive Forschungen ermitteln konnten, hat es in der Wehrmacht, in der – militärisch eingesetzten - Polizei, in der – für den Bau militärischer Anlagen zuständigen - Organisation Todt und gelegentlich sogar in der SS vereinzelt solche human denkende und handelnde Menschen gegeben. Ausführlich dargestellt sind ihre Rettungstaten und Lebensgeschichten in den beiden Büchern „Retter in Uniform“[xiii] und „Zivilcourage“[xiv], die 2002 und 2004 im Frankfurter Fischer-Taschenbuch-Verlag erschienen sind, und zwar in der „Schwarzen Reihe“, die seit vielen Jahren kompetent über „Die Zeit des Nationalsozialismus“ informiert. Dort finden Sie auch die Geschichte des Majors Karl Plagge, beschrieben von Marianne Viefhaus. Des weiteren setzte sich der junge Freiburger Historiker Kim Priemel in seiner Magisterarbeit mit dem Titel „Rettung durch Arbeit“[xv] mit Karl Plagge, Anton Schmid und einem weiteren Retter in Uniform aus Wilna auseinander, nämlich Oskar Schönbrunner, einem Oberzahlmeister im Range eines Oberleutnants, der in der Zahlmeisterei der Feldkommandatur Dienst tat.

Motive der Retter

Wenn wir die Hilfeleistungen dieser „Retter in Uniform“ angemessen verstehen und würdigen wollen, stoßen wir auf einige allgemeinere Fragen, mit denen wir uns in unserem Forschungsprojekt auseinandergesetzt haben:

Erste Frage:
Woher bezogen diese Menschen die innere Kraft, die sie instand setzte, gegen den Strom zu schwimmen? Welche Motive bestimmten ihr Handeln? Die Entscheidung dieser Menschen, zu helfen oder zu retten, kam meist spontan zustande, ausgelöst durch den Hilferuf eines Verfolgten. Sie reagierten also. Den Wertehintergrund für ihren Entschluss bildete in der Regel eine politisch oder religiös begründete Humanität.

   Nicht selten verstanden die Retter ihr Handeln als etwas ganz Selbstverständliches, als eine natürliche Hinwendung zu verfolgten Mitmenschen – und nicht etwa als eine außergewöhnliche Heldentat. Sie wollten keine Helden sein. Häufig entstand die Bereitschaft, Rettungswiderstand zu leisten, aus der Empörung über Verbrechen, deren Augenzeuge sie geworden waren oder von denen sie zuverlässig gehört hatten. Auch die Selbstachtung eines Retters spielte nicht selten eine Rolle: Er wollte oder konnte moralisch verwerflichen Vorgängen einfach nicht tatenlos zusehen und fand auf diesem Wege zur solidarischen Rettungstat.

   Alle Retter bewiesen ein ungewöhnliches Maß von persönlichem Mut. Sie gingen ein Risiko ein, das äußerstenfalls die Gefährdung des eigenen Lebens einschloss. Darüber hinaus lässt sich kaum Allgemeingültiges ermitteln. Rettergeschichten sind die Geschichten einzelner widerständiger Menschen, die eine außerordentliche humane Tat vollbracht haben.

Ohne den Rückenwind einer Widerstands-Tradition

Zweite allgemeine Frage:
Gab es im deutschen Militär eine Tradition von selbstverantwortetem, gar widerständigem Handelns, auf welche sich diese Retter in Uniform in ihrem Konflikt zwischen Befehl und Gewissen berufen konnten? Wie wir alle wissen, war das deutsche Militär nicht gerade ein Übungsplatz für Zivilcourage. Eine widerständige Tradition gab es dort nicht. Für den an Unterordnung und militärischen Gehorsam gewöhnten deutschen Soldaten - ob er nun der preußischen Armee angehörte, der Reichswehr oder Hitlers Wehrmacht - war das Schwimmen gegen den Strom eine Verhaltensweise, die eigentlich vollständig außerhalb seines Denkhorizonts lag.

   Sebastian Haffner hat dazu in seinem Buch „Geschichte eines Deutschen“, das seine Erinnerungen an die Jahre 1914-1933 enthält, folgendes treffend bemerkt: „Zivilcourage – also der Mut zum eigenen Entschluss und zur eigenen Verantwortung – [...] verlässt den Deutschen vollkommen, wenn er eine Uniform anzieht. Der deutsche Soldat und Offizier, zweifellos hervorragend tapfer auf dem Schlachtfeld, fast stets auch bereit, auf Befehl der Obrigkeit auf seine zivilen Landsleute zu schießen, wird furchtsam wie ein Hase, wenn er sich gegen diese Obrigkeit stellen soll.“[xvi]

Wegen dieser tradierten Befindlichkeit der deutschen Untertanen in Uniform[xvii] ist es denn auch wenig verwunderlich, dass es sich bei den meisten Helfern und Rettern aus der Wehrmacht, die bislang erforscht werden konnten, um Reservedienstgrade handelte, um – wie wir zu sagen pflegen - „in die Uniform eingekleidete Zivilisten“. Die Berufsoffiziere vermochten sich in aller Regel nicht aus dem Korsett des Befehlsgehorsams[xviii] zu befreien. Zivilcouragiertes Verhalten war ihnen fremd, wobei auch hier die wenigen Ausnahmen die Regel bestätigen.
Auch Karl Plagge war ein Reserveoffizier. Der 1897 geborene Ingenieur war schon im Ersten Weltkrieg Soldat gewesen, hatte dann an der Technischen Hochschule Darmstadt studiert und wurde bei Kriegsbeginn wieder zur Wehrmacht eingezogen.

Antisemitismus in der Wehrmacht

Dritte allgemeine Frage:
Wie hielt es die Wehrmacht mit dem Antisemitismus? Dazu ist zu sagen, dass er – entgegen anderslautenden Reinwaschungsversuchen - zu den traditionellen Orientierungen im deutschen Militär gehörte.[xix] Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten übernahm die Reichswehrführung aus eigenem Antrieb das Hoheitsabzeichen der NSDAP, das Hakenkreuz, auf die Uniformen der Soldaten und sie führte schon 1934 in vorauseilendem Gehorsam den sogenannten Arier-Paragraphen an. Das kam einer freiwilligen Übernahme der nationalsozialistischen Rassenideologie gleich. Daraufhin wurden insgesamt 70 Soldaten unterschiedlicher Dienstgrade, die jüdische Vorfahren der ersten oder zweiten Generation hatten, aus der Reichswehr entlassen.[xx]   

   Von einem Offiziers-Widerstand gegen die antisemitischen Ausschreitungen in der Pogromnacht vom November 1938 ist nichts bekannt.[xxi] Seit Kriegsbeginn 1939 wurde den  Soldaten der Wehrmacht in systematischer Weise ein rassenideologisches Juden-Feindbild indoktriniert. Auf diese Weise wurden sie eingestimmt auf den späteren Krieg gegen die Sowjetunion, der von der Nazi-Propaganda als Krieg gegen den „jüdischen Bolschewismus“ bezeichnet wurde.[xxii]

   Vereinzelt griff die Wehrmachtführung strafend ein, wenn Offiziere dem „von oben“ geforderten Kurs nicht folgten. Um einen exemplarischen Fall zu nennen: Im Jahre 1942 wurde ein an der Ostfront eingesetzter Regimentskommandeur dabei ertappt, dass er mit einem Juden, einem ehemaligen Schulkameraden und Jugendfreund, Geburtstagsbriefe wechselte. Wegen dieser Bagatelle wurde der Offizier aus dem Heeresdienst entlassen.[xxiii] Nicht weniger, aber auch nicht mehr!

   Der Chef des Heerespersonalamtes, General der Infanterie Rudolf Schmundt, der ein gefügiges Werkzeug Hitlers war, gab im Oktober 1942 eine Weisung heraus, in welcher er klar stellte, dass von jedem Wehrmachtoffizier „eine eindeutige, völlig kompromisslose Haltung in der Judenfrage“ verlangt wurde.[xxiv] Es dürfe „keinerlei, sei es auch noch so lockere Verbindung zwischen einem Offizier und einem Angehörigen der jüdischen Rasse geben“. Denn Deutschland stehe im harten „Kampf gegen den jüdisch-bolschewistischen Weltfeind“.[xxv] Die Offiziere sollten sich also am Leitbild eines vom Rassismus überzeugten Weltanschauungskämpfers orientieren. Wer gegen diese ideologischen Vorgaben verstieß, konnte seiner Position enthoben und aus dem Heeresdienst entlassen werden. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr!

Widerstand von unten: Realistisch – und erfolgreich

Den meisten Rettern in Uniform war gemeinsam, dass sie sich nicht an der politischen Perspektive des Tyrannenmords orientierten. Retter wirkten praktisch nach unten, um Verfolgten zu helfen:

-         Sie scherten sich nicht um Hierarchien;

-         sie beschwerten sich nicht;

-         sie machten keine Meldung nach oben, an irgendeinen Vorgesetzten;

-         sie verfassten keine Denkschriften, wie es manche Offiziere zu tun pflegten, die Verbesserungen im System für möglich hielten;

-         sie rechneten auch nicht mit der militärischen Kameradschaft, die ihnen eher hinderlich war;

-         statt dessen folgten sie der realistischen Einsicht, dass sie ohnehin nicht in der Lage waren, das NS-System aus den Angeln zu heben oder den Militärapparat zu ändern;

-         und entschlossen sich daher, das Naheliegende und ihnen Mögliche zu tun, nämlich wenigstens einzelne verfolgte Menschen ganz praktisch zu unterstützen und, wenn alles gut ging, sogar zu retten. In gar nicht so wenigen Fällen war dieser Widerstand des „kleinen Mannes“ sogar erfolgreich – jedenfalls erfolgreicher als das gescheiterte  Attentat des 20. Juli 1944.

Wenn wir von „Widerstand aus der Wehrmacht“ sprechen, denken wir in der Regel sogleich an das Hitler-Attentat des Obersten Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Mit dem Attentat auf Hitler kommen höhere Offiziere der Wehrmacht in den Blick, die unter Einsatz ihres Lebens Widerstand geleistet haben. Schon seit langem bleibt bei dieser Fixierung auf den 20. Juli die Frage offen, ob es auch beim „kleinen Mann“ in Uniform ein widerständiges Potential gegeben hat und in welchen Formen es sich äußern konnte. Wir denken in diesem Zusammenhang an die Kriegsdienstverweigerer, die Deserteure, die Wehrkraftzersetzer, also an jene Soldaten, die sich dem Vernichtungskrieg verweigert haben. Es war ein großer Schritt nach vorn, dass der Deutsche Bundestag diese widerständigen Personengruppen im Jahre am 17. Mai 2002 abschließend rehabilitierte.[xxvi] Die Retter in Uniform können sich hier eingeschlossen fühlen.

Den Mitläufern des Spiegel vorgehalten

Nach dem Kriege sind die Judenretter gelegentlich als „stille Helden“ bezeichnet worden.[xxvii] Mit diesem Begriff sollte auf eine typische Haltung aufmerksam gemacht werden: Die meisten Retter wollten nicht, dass man von ihren Taten ein sonderliches Aufheben machte. Allerdings war die Bescheidenheit der Retter nicht der aussschlaggebende Grund für das jahrzehntelange Verdrängen des Tatbestandes, dass es Judenretter überhaupt gegeben hat.

   Für die Mehrheit der Mitläufer hatte die Tatsache, dass es damals auch möglich war, gegen den Strom zu schwimmen und seinem Gewissen zu folgen, den Charakter einer Provokation, ja einer Anklage. Gerade weil sie in der Regel nicht den Führungseliten angehörten, sondern einfache Menschen waren, wirkten die Helfer und Retter nach 1945 wie ein Spiegel, der für jedermann die unangenehme Frage bereit hielt: Und was hast Du getan? Die Judenhelfer und -retter verkörperten gleichsam das Kontrastprogramm zu jener großen Mehrheit von Volksgenossen, die den Weg des NS-Regimes unterstützt hatte, sei es aus Überzeugung, Opportunismus oder Furcht.

   Diese Mehrheit mobilisierte auch nach dem Ende des Krieges große Energien in das Ziel, ihr damaliges Verhalten vergessen zu machen. Dass sich jemand schämte, war eher selten. Zu der Weigerung, eine eigene Mitverantwortung zu sehen, passt der Tatbestand, dass der Rettungswiderstand in der Nachkriegszeit sogar massiver Denunziation ausgesetzt war. Offen oder hinter vorgehaltener Hand wurden Judenretter nicht selten als Verräter gebrandmarkt.  

   Der aus Osnabrück stammende Jurist Hans Calmeyer, der in Amsterdam Tausenden von Juden das Leben gerettet hatte, sprach nach dem Kriege nur wenig über seine erfolgreichen Hilfs- und Rettungsaktionen. Er fand zu Lebzeiten in Deutschland auch keinerlei Anerkennung.[xxviii] Als ein besonders krasser Fall kann der des Ingenieurs Hermann Friedrich Gräbe gelten, der in der Ukraine Tausende von Juden zu retten versucht hatte und der zudem nach dem Kriege als einziger Deutscher seine Kenntnisse über die Judenmorde dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg mitgeteilt hatte. Im schlug nach dem Kriege eine so feindselige Atmosphäre entgegen, dass er begreifen musste, dass er „in Deutschland unerwünscht“ war. Er sah sich genötigt, Deutschland zu verlassen und in die USA zu emigrieren.[xxix] Die Witwe des Feldwebels Anton Schmid musste in den Nachkriegsjahren erleben, dass Nachbarn ihren aufrechten Mann als Landesverräter beschimpften und die Fensterscheiben ihrer Wiener Wohnung einschlugen.[xxx]

Wenn der Staat Israel deutsche Judenretter mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ auszeichnete, reagierten die deutsche Presse wie auch die kommunalen Politiker noch in den neunziger Jahren in der Regel mit Nichtbeachtung. So hat es in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als ein halbes Jahrhundert gedauert, bis endlich ein erkennbares öffentliches Interesse an diesen Menschen entstanden ist. Mit der gesteigerten Wahrnehmung geht das Bedürfnis einher, die wenigen Helfer und Retter, die noch leben, wenigstens jetzt auch in Deutschland angemessen zu würdigen und sie als widerständig anzuerkennen.

Darmstadt und Karl Plagge

Wenn in dieser Gedenkstunde aus Anlass der Ehrung von Karl Plagge in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ würdigend an diesen Mann erinnert wird, so darf dieses Gedenken gleichwohl nicht als ein bloßes Echo auf die Ehrung in Jerusalem gesehen werden. Denn die Technische Universität der Stadt Darmstadt hat Karl Plagge bereits im Jahre 2003 mit einer Gedenktafel in der Universität geehrt[xxxii], also ganz unabhängig vom Ausgang des Verfahrens in Yad Vashem. Auf besagter Tafel ist über Karl Plagge zu lesen: „Als Wehrmachtoffizier in Wilna bewahrte er viele Juden vor dem Holocaust.“

   Andernorts bedarf es heute gelegentlich noch immer eines Anstoßes von außen. Denn Teile der deutschen Gesellschaft tun sich nach wie vor nicht leicht mit jenen Menschen, die damals Juden retteten. So hat sich beispielsweise noch vor wenigen Monaten die bayerische Gemeinde Ergolsheim geweigert, den früheren Polizeiwachtmeister Max Maurer zu ehren, der kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges 15 jüdische KZ-Häftlinge aus den Fängen der SS rettete, indem er sich in einer Scheune versteckte, bis sie von Truppen der US-Armee befreit werden konnten.[xxxiii] Obwohl auch dieser mutige Dorfpolizist vom Staat Israel geehrt wurde, lehnte es die bayerische Gemeinde ab, die dortige Verbandschule nach ihm zu benennen.

Vor diesem Hintergrund dieser skandalösen Provinzposse, der weitere an die Seite gestellt werden könnten, ist es der Umgang der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt mit dem Erbe von Karl Plagge sehr zu begrüßen. Damit wird ein weithin sichtbares Beispiel gegeben.

Gelebte Zivilcourage

Man möchte wünschen, dass Karl Plagge und mit ihm der Rettungswiderstand „von unten“,  eingeschlossen die „Retter in Uniform“, zu einem festen Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur werden. Bei dem jährlichen Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus sollte an diese Menschen zumindest gleichrangig mit dem Offizierswiderstand des 20. Juli 1944 erinnert werden.

   Vielleicht ist es besser, sie nicht zu heroischen Lichtgestalten zu verformen. Denn ein hoher Sockel erhöht nur die Distanz zum Betrachter. Diese Retter in Uniform waren Menschen wie andere auch, mit Stärken und mit Schwächen. Was sie von der Masse der Mitläufer allerdings grundlegend unterschied, war dieses: In der Stunde der Herausforderung brachten sie den Mut auf, Solidarität mit verfolgten Juden nicht nur als eine Möglichkeit zu erwägen, sondern diese zu praktizieren.

   In meinem Vortrag habe ich Karl Plagge und Anton Schmid besonders herausgestellt. Um ihr Wirken richtig einordnen zu können, muss abschließend noch einmal der Bogen zur historischen Wirklichkeit der Jahre 1939-45 geschlagen werden. In dieser Zeit hat die deutsche Wehrmacht einen Vernichtungskrieg geführt und sich an den Judenmorden teilweise selbst beteiligt hat. Der Wehrmacht haben ungefähr 18 Millionen Menschen angehört. Die Zahl der bislang bekannten Retter in Uniform liegt unter 100. Dieses beschämende Zahlenverhältnis mag einmal mehr verdeutlichen, wie wir die außergewöhnlichen Taten des Majors Karl Plagge einzuschätzen haben.

   Die „stillen Helden“ waren außergewöhnliche Menschen, die unseren Respekt verdienen. Man könnte sie bezeichnen als die „Goldkörnchen“ unter dem großen Schutthaufen, den uns die Kriegsgeneration hinterlassen hat. Junge Menschen, die sich mit den Rettern in der nationalsozialistischen Zeit beschäftigen, können sich an ihnen ein Beispiel nehmen. Sie haben in der Uniform der Wehrmacht unter extremen Bedingungen Zivilcourage vorgelebt.

Auch Karl Plagge kann uns allen ein Vorbild sein.

* * *

Marianne Viefhaus: Für eine Gemeinschaft der „Einsamen unter ihren Völkern”. Major Karl Plagge und der Heereskraftfahrpark 562 in Wilna. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS. Mit einem Geleitwort von Bundespräsident Johannes Rau. Frankfurt/M. 2004, S. 97-113.

[1] Vgl. Christina Eckert: Die Mordstätte Paneriai. In: Holocaust in Litauen. Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941. Hrsg. v. Vincas Bartusevicius, Joachim Tauber u. Wolfram Wette. Köln, Weimar, Wien 2003, S. 132-142. Vgl. auch den Augenzeugenbericht: Die geheimen Notizen des K. Sakowicz. Dokumente zur Judenvernichtung in Ponary. Hrsg. v. Rachel Margolis u. Jim G. Tobias. Nürnberg 2003. Wie junge Menschen aus Deutschland 60 Jahre später Ponary erlebten, schildern sie selbst in: Wolfram Wette u. Detlev Hoffmann (Hrsg.): Litauen 1941 und 2001. Auf den Spuren des SS-Massenmörders Karl Jäger. Erlebnisberichte von Freiburger Schülern und Studenten. Bremen 2002.

[1] Zur beschämenden Rolle der Wehrmacht vgl. Helmut Krausnick: Hitlers Einsatzgruppen. Die Truppen des Weltanschauungskrieges 1938-1942. Frankfurt/M. 1985, S. 179 ff.

[1] Vgl. dazu Michael MacQueen: Einheimische Gehilfen der Gestapo. Die litauische Sicherheitspolizei in Vilnius 1941-1944. In: Holocaust in Litauen (wie Anm. 2), S. 103-116; sowie Arunas Bubnys: Die litauischen Hilfspolizeibataillone und der Holocaust. In: ebda., S. 117-131.

[1] Zit nach Almut Hielscher: Die Pflicht des Majors. In: Der  Spiegel Nr. 18, 30.4.2001, S. 64 f.

[1] Vgl. Arno Lustiger: Feldwebel Anton Schmid. Judenretter in Wilna 1941-194. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht. Mit einem Geleitwort von Fritz Stern. Frankfurt/M. 2002, 3. Aufl. 2003,  S. 11-31.

[1] Simon Wiesenthal: Doch die Mörder leben. Hrsg. u. eingel. von Joseph Wechsberg. München, Zürich 1967, Kapitel 17: Einer der sechsunddreißig Gerechten, S. 328-331, hier: S. 329 f.

[1] Wolfram Wette: „Lieber als Helfer krepieren“. Erstmals wird eine Bundeswehrkaserne nach einem Soldaten benannt, der im Krieg Juden rettete: Anton Schmid, Feldwebel der Wehrmacht, wurde 1942 hingerichtet. In: DIE ZEIT Nr. 19, 4. Mai 2000, S. 19; ders.: Eine späte Ehrung: Feldwebel Schmid. In: Streitkräfte und Strategien. Sicherheitspolitik – kontrovers diskutiert. [Festschrift für Karl-Heinz Harenberg, NDR] Hrsg. v. Hermann Hagena u. Reinhard Mutz. Baden-Baden (Nomos) 2001, S. 265-268, ders.: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg. Legenden. Frankfurt/M. 2002, S. 271-289.

[1] Erika Rosenberg (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente. München 2000.

[1] Thomas Sandkühler: „Endlösung“ in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944. Bonn 1996.

[1] Douglas K. Huneke: „In Deutschland unerwünscht“. Hermann Gräbe. Biographie eines Judenretters. Aus dem Amerikanischen von Adrian Seifert und Robert Lasser. Lüneburg 2002.

[1] Kim C. Priemel: Wirtschaftskrieg und „Arbeitsjuden“. Möglichkeiten zur Rettung von Juden in Vilnius, 1941-1944. In: Wette, Zivilcourage (wie Anm. 1), S. 305-322.

[1] Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 6).

[1] Wette,  Zivilcourage (wie Anm. 1).

[1] Kim C. Priemel: Rettung durch Arbeit. Handlungsspielräume von Wehrmacvhtsabgehörigen im Kontext des Holocausts am Beispeil von Vilnius, Litauen. Freiburger Magisterarbeit 2002, unveröffentlicht. Zusammengefasst in dem in Anm. 12 erwähnten Buchbeitrag

[1] Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen. Erinnerungen 1914-1933. Stuttgart, München 2000, S. 41 f.

[1] Vgl. Bernd Ulrich, Jakob Vogel u. Benjamin Ziemann (Hrsg.), Untertan in Uniform. Militär und Militarismus im Kaiserreich. Quellen und Dokumente. Frankfurt/M. 2001.

[1] Über die unmenschlichen Befehle, die eine verbrecherische Führung den einfachen Soldaten zumutete, informiert der Beitrag von Manfred Messerschmidt, Ideologie und Befehlsgehorsam im Vernichtungskrieg. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 49 (2001), H. 10, S. 905-926.

[1] Vgl. dazu Wette, Die Wehrmacht (wie Anm. 8), S. 36-140.

[1] Ebda., S. 77.

[1] Vgl. Christoph Dipper: Der Deutsche Widerstand und die Juden. In: Geschichte und Gesellschaft 9 (1983), S. 349-380; und ders.: Der 20. Juli und die „Judenfrage“. Selbst nach Beginn des Holocausts hielten einige nationalkonservative Widerstandskreise am traditionellen Antisemitismus fest. In: Die Zeit Nr. 27, 1.7.1994, S. 70; sowie ders.: Der „Aufstand des Gewissens“ und die „Judenfrage“ – ein Rückblick. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler. Darmstadt 2000, S. 14-18.

[1] Wette, Wehrmacht (wie Anm. 8), S. 90-94.

[1] Die geschilderten Fälle wurden entnommen aus einer Geheimverfügung des Oberkommandos des Heeres, Heerespersonalamt, vom 21. Oktober 1942. In: Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA) RL 5/793, sowie in: BA-MA RH 15/186, Bl. 107. Siehe auch Manfred Messerschmidt: Die Wehrmacht im NS-Staat. Zeit der Indoktrination. Hamburg 1969, S. 355, und  Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 30 f.

[1] Tätigkeitsbericht des Chefs des Heerespersonalamtes, General der Infanterie Rudolf Schmundt, fortgeführt von General der Infanterie Wilhelm Burgdorf, 1.10.1942-29.10.1944. Hrsg. von Dermont Bradley und Richard Schulze-Kossens. Faksimile-Ausgabe. Osnabrück 1984, Eintragung vom 31.10.1942, S. 16. Vita Schmundt ebda., S. 15-16.

[1] BA-MA RL 5/793, Luftwaffenpersonalamt, hier: Abschrift O.K.H. Berlin, 31.10.1942. Vgl. auch Messerschmidt, Wehrmacht (wie Anm. 23), S. 355 und 353-361, wo diese Weisung nach anderer Quelle zitiert wird: Militärgeschichtliches Forschungsamt H 37/222, Ordn. Ziff. 5.

[1] Siehe im einzelnen Wolfram Wette: Deserteure der Wehrmacht rehabilitiert. Ein exemplarischer Meinungswandel in Deutschland (1980-2002). In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) 52 (2004), H. 6, S. 505-527.

[1] Inge Deutschkron u. Wolfgang Benz: Stille Helden. Zeugnisse von Zivilcourage im Dritten Reich. Mit einem Beitrag von Johannes Rau. Hrsg. von der Kulturstiftung der deutschen Bank. Frankfurt/M. 2002.

[1] Vgl. Peter Niebaum: Ein Gerechter unter den Völkern: Hans Calmeyer. Osnabrück 2001, sowie den TV-Film von Götz Balonier: Ein Gerechter unter den Völkern. Hans Calmeyer in seiner Zeit. ARTE 2002, 60 min.

[1] Douglas K. Huneke: „In Deutschland unerwünscht“. Hermann Gräbe. Biographie eines Judenretters. Aus dem Amerikanischen von Adrian Seifert und Robert Lasser. Lüneburg 2002, S. 259 f.

[1] Arno Lustiger: Feldwebel Anton Schmid. Judenretter in Wilna 1941-1942. In: Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 6), S. 45-67, hier: S. 63.

[1] Vgl. dazu das Geleitwort von Fritz Stern in: Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 11), sowie das Geleitwort von Johannes Rau in: Wette, Zivilcourage (wie Anm. 1).

[1] Stephan Börnecke: „Seinen“ Juden Hilfe und Schutz gewährt. Gedenkplatte in der Technischen Universität Darmstadt für Karl Plagge. Neue Erkenntnisse über sein Wirken. In: Frankfurter Rundschau Nr. 138, 17.6.2003, S. 23.

[1] Alex Rühle: Du sollst Dir kein Bildnis machen. Ein Auschwitz-Überlebender und die toten Helden von Ergoldsbach. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 235, 9./10. 10.2004, S. 15; vgl. auch die TV-Sendung über den früheren Polizeihauptwachtmeister Max Maurer „Morgen ist ein anderer Tag – der deutsche Dorfpolizist und die Juden“, Phoenix, 10.1.2005.



[i] Marianne Viefhaus: Für eine Gemeinschaft der „Einsamen unter ihren Völkern”. Major Karl Plagge und der Heereskraftfahrpark 562 in Wilna. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS. Mit einem Geleitwort von Bundespräsident Johannes Rau. Frankfurt/M. 2004, S. 97-113.

[ii] Vgl. Christina Eckert: Die Mordstätte Paneriai. In: Holocaust in Litauen. Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941. Hrsg. v. Vincas Bartusevicius, Joachim Tauber u. Wolfram Wette. Köln, Weimar, Wien 2003, S. 132-142. Vgl. auch den Augenzeugenbericht: Die geheimen Notizen des K. Sakowicz. Dokumente zur Judenvernichtung in Ponary. Hrsg. v. Rachel Margolis u. Jim G. Tobias. Nürnberg 2003. Wie junge Menschen aus Deutschland 60 Jahre später Ponary erlebten, schildern sie selbst in: Wolfram Wette u. Detlev Hoffmann (Hrsg.): Litauen 1941 und 2001. Auf den Spuren des SS-Massenmörders Karl Jäger. Erlebnisberichte von Freiburger Schülern und Studenten. Bremen 2002.

[iii] Zur beschämenden Rolle der Wehrmacht vgl. Helmut Krausnick: Hitlers Einsatzgruppen. Die Truppen des Weltanschauungskrieges 1938-1942. Frankfurt/M. 1985, S. 179 ff.

[iv] Vgl. dazu Michael MacQueen: Einheimische Gehilfen der Gestapo. Die litauische Sicherheitspolizei in Vilnius 1941-1944. In: Holocaust in Litauen (wie Anm. 2), S. 103-116; sowie Arunas Bubnys: Die litauischen Hilfspolizeibataillone und der Holocaust. In: ebda., S. 117-131.

[v] Zit nach Almut Hielscher: Die Pflicht des Majors. In: Der  Spiegel Nr. 18, 30.4.2001, S. 64 f.

[vi] Vgl. Arno Lustiger: Feldwebel Anton Schmid. Judenretter in Wilna 1941-194. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht. Mit einem Geleitwort von Fritz Stern. Frankfurt/M. 2002, 3. Aufl. 2003,  S. 11-31.

[vii] Simon Wiesenthal: Doch die Mörder leben. Hrsg. u. eingel. von Joseph Wechsberg. München, Zürich 1967, Kapitel 17: Einer der sechsunddreißig Gerechten, S. 328-331, hier: S. 329 f.

[viii] Wolfram Wette: „Lieber als Helfer krepieren“. Erstmals wird eine Bundeswehrkaserne nach einem Soldaten benannt, der im Krieg Juden rettete: Anton Schmid, Feldwebel der Wehrmacht, wurde 1942 hingerichtet. In: DIE ZEIT Nr. 19, 4. Mai 2000, S. 19; ders.: Eine späte Ehrung: Feldwebel Schmid. In: Streitkräfte und Strategien. Sicherheitspolitik – kontrovers diskutiert. [Festschrift für Karl-Heinz Harenberg, NDR] Hrsg. v. Hermann Hagena u. Reinhard Mutz. Baden-Baden (Nomos) 2001, S. 265-268, ders.: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg. Legenden. Frankfurt/M. 2002, S. 271-289.

[ix] Erika Rosenberg (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente. München 2000.

[x] Thomas Sandkühler: „Endlösung“ in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944. Bonn 1996.

[xi] Douglas K. Huneke: „In Deutschland unerwünscht“. Hermann Gräbe. Biographie eines Judenretters. Aus dem Amerikanischen von Adrian Seifert und Robert Lasser. Lüneburg 2002.

[xii] Kim C. Priemel: Wirtschaftskrieg und „Arbeitsjuden“. Möglichkeiten zur Rettung von Juden in Vilnius, 1941-1944. In: Wette, Zivilcourage (wie Anm. 1), S. 305-322.

[xiii] Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 6).

[xiv] Wette,  Zivilcourage (wie Anm. 1).

[xv] Kim C. Priemel: Rettung durch Arbeit. Handlungsspielräume von Wehrmacvhtsabgehörigen im Kontext des Holocausts am Beispeil von Vilnius, Litauen. Freiburger Magisterarbeit 2002, unveröffentlicht. Zusammengefasst in dem in Anm. 12 erwähnten Buchbeitrag

[xvi] Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen. Erinnerungen 1914-1933. Stuttgart, München 2000, S. 41 f.

[xvii] Vgl. Bernd Ulrich, Jakob Vogel u. Benjamin Ziemann (Hrsg.), Untertan in Uniform. Militär und Militarismus im Kaiserreich. Quellen und Dokumente. Frankfurt/M. 2001.

[xviii] Über die unmenschlichen Befehle, die eine verbrecherische Führung den einfachen Soldaten zumutete, informiert der Beitrag von Manfred Messerschmidt, Ideologie und Befehlsgehorsam im Vernichtungskrieg. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 49 (2001), H. 10, S. 905-926.

[xix] Vgl. dazu Wette, Die Wehrmacht (wie Anm. 8), S. 36-140.

[xx] Ebda., S. 77.

[xxi] Vgl. Christoph Dipper: Der Deutsche Widerstand und die Juden. In: Geschichte und Gesellschaft 9 (1983), S. 349-380; und ders.: Der 20. Juli und die „Judenfrage“. Selbst nach Beginn des Holocausts hielten einige nationalkonservative Widerstandskreise am traditionellen Antisemitismus fest. In: Die Zeit Nr. 27, 1.7.1994, S. 70; sowie ders.: Der „Aufstand des Gewissens“ und die „Judenfrage“ – ein Rückblick. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler. Darmstadt 2000, S. 14-18.

[xxii] Wette, Wehrmacht (wie Anm. 8), S. 90-94.

[xxiii] Die geschilderten Fälle wurden entnommen aus einer Geheimverfügung des Oberkommandos des Heeres, Heerespersonalamt, vom 21. Oktober 1942. In: Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA) RL 5/793, sowie in: BA-MA RH 15/186, Bl. 107. Siehe auch Manfred Messerschmidt: Die Wehrmacht im NS-Staat. Zeit der Indoktrination. Hamburg 1969, S. 355, und  Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 30 f.

[xxiv] Tätigkeitsbericht des Chefs des Heerespersonalamtes, General der Infanterie Rudolf Schmundt, fortgeführt von General der Infanterie Wilhelm Burgdorf, 1.10.1942-29.10.1944. Hrsg. von Dermont Bradley und Richard Schulze-Kossens. Faksimile-Ausgabe. Osnabrück 1984, Eintragung vom 31.10.1942, S. 16. Vita Schmundt ebda., S. 15-16.

[xxv] BA-MA RL 5/793, Luftwaffenpersonalamt, hier: Abschrift O.K.H. Berlin, 31.10.1942. Vgl. auch Messerschmidt, Wehrmacht (wie Anm. 23), S. 355 und 353-361, wo diese Weisung nach anderer Quelle zitiert wird: Militärgeschichtliches Forschungsamt H 37/222, Ordn. Ziff. 5.

[xxvi] Siehe im einzelnen Wolfram Wette: Deserteure der Wehrmacht rehabilitiert. Ein exemplarischer Meinungswandel in Deutschland (1980-2002). In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) 52 (2004), H. 6, S. 505-527.

[xxvii] Inge Deutschkron u. Wolfgang Benz: Stille Helden. Zeugnisse von Zivilcourage im Dritten Reich. Mit einem Beitrag von Johannes Rau. Hrsg. von der Kulturstiftung der deutschen Bank. Frankfurt/M. 2002.

[xxviii] Vgl. Peter Niebaum: Ein Gerechter unter den Völkern: Hans Calmeyer. Osnabrück 2001, sowie den TV-Film von Götz Balonier: Ein Gerechter unter den Völkern. Hans Calmeyer in seiner Zeit. ARTE 2002, 60 min.

[xxix] Douglas K. Huneke: „In Deutschland unerwünscht“. Hermann Gräbe. Biographie eines Judenretters. Aus dem Amerikanischen von Adrian Seifert und Robert Lasser. Lüneburg 2002, S. 259 f.

[xxx] Arno Lustiger: Feldwebel Anton Schmid. Judenretter in Wilna 1941-1942. In: Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 6), S. 45-67, hier: S. 63.

[xxxi] Vgl. dazu das Geleitwort von Fritz Stern in: Wette, Retter in Uniform (wie Anm. 11), sowie das Geleitwort von Johannes Rau in: Wette, Zivilcourage (wie Anm. 1).

[xxxii] Stephan Börnecke: „Seinen“ Juden Hilfe und Schutz gewährt. Gedenkplatte in der Technischen Universität Darmstadt für Karl Plagge. Neue Erkenntnisse über sein Wirken. In: Frankfurter Rundschau Nr. 138, 17.6.2003, S. 23.

[xxxiii] Alex Rühle: Du sollst Dir kein Bildnis machen. Ein Auschwitz-Überlebender und die toten Helden von Ergoldsbach. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 235, 9./10. 10.2004, S. 15; vgl. auch die TV-Sendung über den früheren Polizeihauptwachtmeister Max Maurer „Morgen ist ein anderer Tag – der deutsche Dorfpolizist und die Juden“, Phoenix, 10.1.2005.