Der Heeres-Kraftfahrpark (HKP) 562 war eine Wehrmachtseinheit, die für die Wartung und Reparatur von
Wehrmachtsfahrzeugen zuständig war.
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Hauptwerkstatt |
Der Hauptbetrieb mit seinen Werkstätten und Ersatzteillagern befand sich, zusammen mit der
HKP-Verwaltung, am östlichen Rand von Vilnius. Der HKP 562
verwaltete noch weitere 16 Kfz-Werkstätten in Vilnius und Umgebung, die vorwiegend in Privathänden waren.
Die HKP-Verwaltung lag in der
Olandu-Straße, gegenüber der
Einfahrt zur Hauptwerkstatt. Die Werkstatt
HKP "Panzerkaserne" befand sich in der
Valkovsky-Straße. Die dritte große Werkstatt war ein ehemaliges
Busdepot in der
Legionowa-Straße.
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Lager Subocz-Straße* |
Die jüdischen Zwangsarbeiter, die im HKP 562 arbeiten mussten, waren in zwei großen Wohnblocks in der
Subocz-Straße untergebracht, etwa 1,3 km entfernt von der Hauptwerkstatt
und der Verwaltung. Die beiden Gebäude der ehemaligen Jüdisch-Französischen Philanthropischen
Gesellschaft stammten noch aus dem Jahr
1904.
Im
September 1943, kurz vor der Liquidierung des Ghettos in Vilnius, gelang es dem
Wehrmachts-Major
Karl Plagge, mehr als 1.000 seiner jüdischen
HKP-Arbeiter und deren Familienangehörigen aus dem Ghetto zu holen und
in eilig eingerichteten Werkstätten innerhalb der beiden Blocks unterzubringen. Diese "Plagge-Juden" befanden
sich nun einige Monate lang in gewissem Schutz, bevor die Rote Armee Vilnius befreite.
Am
1. Juli 1944, als die Sowjets schon vor Vilnius standen, kam
Plagge in das Lager und teilte den Juden mit, dass er und seine Einheit nicht
länger für das Lager in den beiden Blocks zuständig sein würden. Gleichzeitig warnte er die
Juden davor, dass am nächsten Tag SS-Mordkommandos eintreffen würden.
Am Abend des
2. Juli 1944 verließ
Plagges
HKP-Einheit Vilnius und machte sich auf den Weg nach
Kovno.
Aufgrund von
Plagges Warnung suchten nun viele der "Plagge-Juden" vorher
eingerichtete
Verstecke auf, um der SS nicht in die Hände zu fallen.
250 der jüdischen HKP-Zwangsarbeiter waren am Tag der Befreiung von Vilnius noch am Leben.
Anmerkung:
HKP 562 unterschied sich von normalen Wehrmachts-Einheiten oder gar SS, SD und anderen Polizeieinheiten
hauptsächlich dadurch, dass es eine spezialisierte "Arbeitseinheit" war, die ausschließlich
zur Reparatur und Herrichtung von Heeresfahrzeugen diente. Diese Spezialisierung wirkte sich auf die
Organisations- und Befehlsstruktur innerhalb der Einheit aus, so dass Fähigkeiten und Funktion bzw.
Autorität oft über den militärischen Rang gestellt wurde.
Siehe "Ein Brief von Karl Plagge" !
Siehe "Karl Plagge - Ein Judenretter in der Uniform der deutschen Wehrmacht Vortrag von
Prof. Dr. Wolfram Wette" !
Foto: GFH
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Dank an Irmgard Voshaar und
Dr. Michael Good
www.searchformajorplagge.com
für Dokumente und Unterstützung.
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