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Settela Steinbach, 19. Mai 1944 |
Ein sehr bekanntes Foto: Das Mädchen blickt aus einem Güterwagen, kurz vor dem Verlassen des
Durchgangslagers
Westerbork, auf dem Weg nach
Auschwitz. In dem Film über das Lager
Westerbork, den der Lagerkommandant
Albert
Konrad Gemmeker zu produzieren befohlen hatte, sieht man das Bild sieben Sekunden lang.
Für Jahrzehnte war das Foto ein Symbol für die Judenverfolgungen des Holocaust.
Aad Wagenaar, Journalist der niederländischen Lokalzeitung
Haagsche Courant, suchte nach der Identität des Mädchens und fand heraus, dass es keine Jüdin
war, sondern eine von 245 Roma-Frauen und -Mädchen, die am
19. Mai 1944
von
Westerbork nach
Auschwitz deportiert
worden sind. Diese Menschen waren Opfer einer Razzia vom
16. Mai 1944, die zwei Tage
vorher vom SS-Hauptquartier in den Niederlanden angeordnet worden war. Den fünf regionalen Polizeichefs in den
Niederlanden war befohlen worden, alle "Zigeuner" festzunehmen und nach
Auschwitz
zu transportieren.
Schließlich fand
Wagenaar heraus, dass dieses Mädchen mit fast
100%iger Wahrscheinlichkeit
Anna Maria Steinbach war, die am
23. Dezember 1934 in einem Roma-Lager in
Buchten
(bei
Sittard) in der südniederländischen Provinz
Limburg geboren worden war.
Sie war das siebte Kind von
Heinrich (Roma-Name:
Moeselman) und
Emilia (Roma-Name:
Toetela)
Steinbach.
Moeselman und
Toetela
waren Roma. Sie hatten insgesamt zehn Kinder. Nur der Vater überlebte den Krieg, starb jedoch schon
1946 vor Gram über den Tod seiner Frau und Kinder.
Anna Maria, Roma-Name "Settela", kam am
22. Mai 1944
in
Auschwitz-Birkenau an. Sie wurde im "Zigeunerlager" untergebracht, das
etwa fünf Wochen später, am
31. Juli und 1. August 1944 liquidiert worden ist.
An diesen zwei Tagen wurden auch Settela Steinbach, ihre Mutter und Geschwister umgebracht.
Quelle:
Wagenaar, Aad:
Settela, ed. De Arbeiderspers, Amsterdam 1995, ISBN 90 295 5612 9/CIP
Buch:
www.fiveleaves.co.uk
© ARC 2006