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Die Gaskammer in Brandenburg


Letztes Update 12. Juli 2006





Gaskammer in der alten Scheune
Gaskammer
Mögliches erstes Krematorium in Brandenburg.
Mögliches Krematorium
Im Jahre 1938/39 wurde ein Teil des Gefängnisses von Brandenburg (bei Berlin) in ein Euthanasie-Mordzentrum umgebaut. Diese neue "Landespflegeanstalt Brandenburg a. H." befand sich im Zentrum der Stadt Brandenburg.

Die Gaskammer (3x5 m) wurde in einer ehemaligen Ziegelsteinscheune installiert. Die genaue Lage der Kammer ist unbekannt, weil nur noch Fundamentreste der Scheune vorhanden sind. Vom angrenzenden ehemaligen Lagerhaus ist nur noch der Fußboden sichtbar. Erst 1996 hat man beim Bau des neuen Gebäudes der Stadtverwaltung die Fundamente weiterer Räume entdeckt.

Das Morden verlief wie in anderen Euthanasie-Anstalten: Busse brachten die Opfer von den umliegenden Heilanstalten nach Brandenburg. Nach der Registrierung wurden die nackten Opfer inspiziert und anschließend vergast.
Das endgültige Krematorium an der 
Straße Paterdamm.
Krematorium Paterdamm
Die Gaskammer war einem Duschraum nachempfunden: Brausen sollten die Opfer in über den wahren Zweck des Raumes täuschen. Zum Vergasen setzte man Kohlenmonoxidgas ein, das in Stahlflaschen bereit stand. Die Leichen wurden nachts in zwei mobilen Öfen verbrannt, die wahrscheinlich in einem benachbarten Gebäude neben der Gefängniskirche standen. Ab Juli 1940 fanden die Einäscherungen in einem außerhalb der Stadt liegenden Gebäude in der Paterdamm-Straße statt, das als "Chemisch-Technische Versuchsanstalt" getarnt war.

Die erste Mordaktion fand am 4. Januar 1940 statt. 18-20 geistig behinderte Kriminelle sollten in einer Testvergasung getötet werden. Zusammen mit einigen Ärzten des Aktion T4-Personals (Dr. Eberl, Baumhart, Dr. Schumann, Dr. Widmann, v. Hegener) waren folgende Personen anwesend: Dr. Brandt (Hitlers Leibarzt), Victor Brack (Kanzlei des Führers), Dr. Conti (Reichsärzteführer), Philipp Bouhler (Reichsleiter / Chef der Kanzlei des Führers), Dr. August Becker (Chemiker, der die Gasflaschen besorgte) und Christian Wirth, der später eine führende Rolle spielte bei dem Massenvernichtungsprogramm im "Generalgouvernement" (Polen), bekannt unter der Bezeichnung Aktion Reinhard.
Dr. Becker beschrieb die erste Vergasung in einer Vernehmung am 4. April 1960:
"... Zu dem Start des ersten Euthanasieexperimentes in der Heilanstalt Brandenburg bei Berlin wurde ich von Brack hinbefohlen. Es war in der ersten Hälfte des Monats Januar 1940 als ich zur Heilanstalt fuhr. Baulichkeiten der Heilanstalt waren extra für diesen Zweck hergerichtet worden. Ein Raum, ähnlich einem Duschraum und mit Platten ausgelegt, in der Größe von etwa drei mal fünf Meter und drei Meter hoch. Ringsherum standen Bänke und am Boden, etwa 10 cm. hoch lief an der Wand entlang ein Wasserleitungsrohr etwa 1" (Durchmesser-Zeichen). In diesem Rohr befanden sich kleine Löcher aus denen das Kohlenoxidgas strömte. Die Gasflaschen standen ausserhalb dieses Raumes und waren bereits an das Zuführungsrohr angeschlossen. Die Montage dieser Anlage wurde durch einen Monteur vom SS-Hauptbauamt in Berlin durchgeführt. Den Namen dieses Mannes weiß ich nicht mehr. In der Heilanstalt befanden sich bereits zwei fahrbare Verbrennungsöfen um die Leichen zu verbrennen. Diese Öfen wurden m.W. von einer Firma in Erfurt gebaut und geliefert. Diese Firma ist mir nicht mehr bekannt. An der Eingangstüre, die ähnlich einer Luftschutztüre konstruiert war, befand sich ein rechteckiges Guckloch, durch das das Verhalten der Delinquenten beobachtet werden konnte. Die erste Vergasung wurde durch den Dr. Widmann persönlich durchgeführt. Er bediente den Gashebel und regulierte die Gasmenge. Dabei unterrichtete er gleichzeitig den Anstaltsarzt Dr. Eberl und Dr. Baumhart, der später die Vernichtung in Grafeneck und Hadamar übernommen hatte.
... Bei dieser ersten Vergasung wurden etwa 18 bis 20 Personen in diesen "Duschraum" geführt vom Pflegepersonal. Diese Männer mußten sich in einem Vorraum ausziehen, so daß sie vollkommen nackt waren. Die Türe wurde hinter ihnen verschlossen. Diese Menschen gingen ruhig in den Raum und zeigten keinerlei Anzeichen von Erregung. Dr. Widmann bediente die Gasanlage, durch das Guckloch konnte ich beobachten, daß nach etwa einer Minute die Menschen umkippten oder auf den Bänken lagen. Es haben sich keinerlei Szenen oder Tumulte abgespielt. Nach weiteren 5 Minuten wurde der Raum entlüftet. Und besonders dazu bestimmte SS-Leute holten auf Spezialtragbahren die Toten aus dem Raum und brachten sie an die Verbrennungsöfen. Wenn ich sage Spezialtragbahren, dann meine ich die für diesen Zweck eigens konstruierten Tragbahren. Diese konnten vorne direkt auf die Verbrennungsöfen aufgesetzt und mittels einer Vorrichtung konnten die Leichen mechanisch in die Öfen befördert werden ohne daß die Träger mit der Leiche in Berührung kamen. Diese Öfen und die Tragbahren wurden ebenfalls in dem Amt Brack konstruiert. Wer dafür verantwortlich zeichnete, kann ich nicht sagen. Der zweite Versuch und die weiteren Vernichtungsmaßnahmen wurden dann von Dr. Eberl alleine und in eigener
Gedenkstätte am Ort der ehemaligen Gaskammer.
Gedenkstätte
Zuständigkeit durchgeführt. Im Anschluß and diesen gelungenen Versuch sprach Victor Brack, der selbstverständlich auch anwesend war und den ich vorhin vergessen hatte, eine (einige) Worte. Er zeigte sich befriedigt über diesen Versuch und betonte nochmals, daß diese Aktion nur von Ärzten durchgeführt werden sollte nach dem Motto, die Spritze gehört in die Hand des Arztes. Anschließend sprach Prof. Dr. Brandt und betonte ebenfalls, daß nur Ärzte diese Vergasungen durchführen sollten. Damit war der Start in Brandenburg als gelungen zu bezeichnen und die Sache lief unter Dr. Eberl laufend weiter.
"

Die letzte Vergasung fand am 29. Oktober 1940 statt. Dabei wurden Kinder aus der psychiatrischen Anstalt in Brandenburg-Görden ermordet.
Innerhalb von 9 Monaten verloren mehr als 9.000 Menschen ihr Leben in der Euthanasieanstalt Brandenburg, unter ihnen mehr als 400 Juden.


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