Um
1790 gründete die Stadt Brandenburg (bei
Berlin) ein Armenhaus.
Ab
1820 wurde der Gebädekomplex erweitert und als Gefängnis genutzt.
1931 verlegte man das Gefängnis nach
Brandenburg-
Görden.
Vom 24. August 1933 bis 2. Februar 1934
befand sich in den Gebäuden ein KZ und eine Polizeiunterkunft.
Bis zu 1.200 Gefangene waren hier untergebracht. Bis
1939
baute man einige Gebäude zu einer Euthanasie-Anstalt um.
Bezeichnung: "Landespflegeanstalt Brandenburg a. H." (an der Havel). Lage: Im Zentrum der Stadt!
In der ehemaligen Backsteinscheune installierte man eine Gaskammer
(3x5 m). Die genaue Lage der Gaskammer ist unbekannt, nur die
Fundamente der Scheune sind noch erhalten. Vom angrenzenden Lagerraum
ist nur noch der Fußboden erhalten. Die ehemaligen Schlaf- und Arbeitsräume
existieren nicht mehr, allerdings wurden
1996 ihre Fundamente entdeckt.
Das Morden geschah genauso wie in den anderen Euthanasie-Zentren:
Busse brachten die Opfer nach Brandenburg, wo sie registriert, ausgekleidet, untersucht
und vergast wurden. Auch hier tarnte man die Gaskammer als Duschraum und benutzte
CO-Gas zum Vergasen. Die Leichen wurden nachts in zwei mobilen Öfen verbrannt.
Die Verbrennungen könnten stattgefunden haben in einem benachbarten Gebäude oder
in der Nähe der ehemaligen Anstaltskirche. Ab
Juli 1940
verbrannte man die Leichen in einem Gebäude an der Straße
Paterdamm außerhalb der Stadt.
Das Gelände wurde getarnt als "Chemisch-Technische Versuchsanstalt".
Die ersten Morde geschahen im
Januar 1940.
18-20 geisteskranke Zuchthäusler
wurden in einer Test-Vergasung umgebracht, was dazu führte, dass man sich
für CO-Gas zur Tötung der Opfer entschied. Während der Test-Vergasung
waren anwesend: Dr.
Brandt (Leibarzt von
Hitler), Dr.
Conti
(Reichsärzteführer),
Philipp Bouhler (Kanzlei des Führers)
und Dr.
August Becker (Chemiker und Lieferant der Gasflaschen).
Die Vergasung wurde ausgeführt von
Christian Wirth, der eine
leitende Rolle spielte bei der Vernichtung der Juden im Generalgouvernement, der sogenannten Aktion Reinhard.
Das Töten in Brandenburg dauerte bis zum
29. Oktober 1940.
An diesem Tag mussten Kinder aus der Heilanstalt in
Brandenburg-
Görden ihr Leben lassen.
Im Laufe von neun Monaten verloren mehr als 9.000 Menschen ihr Leben in der
Euthanasie-Anstalt Brandenburg, unter ihnen mehr als 400 Juden.
Nach Beendigung des Euthanasieprogramms dienten die Gebäude als Gefängnis,
Unterkunft für Zwangsarbeiter und Polizeiunterkunft.
Während des Krieges wurden einige Gebäude zerstört, andere beschädigt.
Durch den Neubau von Häusern auf dem Gelände gingen schließlich nahezu alle Spuren
der ehemaligen Euthanasie-Anstalt verloren.
Erst am
27. April 1997 wurde eine kleine
Gedenkstätte eingerichtet. Um die Geschichte dieser
Tötungsanstalt zu erhellen, ist noch intensive Forschungsarbeit erforderlich.
Männer, die bei der späteren Aktion Reinhard eingesetzt wurden und in Brandenburg
tätig waren:
Rudolf Bär, Kurt Bolender, Kurt D., Werner Dubois, Irmfried Eberl,
Kurt Franz *,
Erich Fuchs, August Hengst, Willy Mätzig, Josef Oberhauser,
Karl Pötzinger, Friedrich Tauscher, Max Biala, Christian Wirth und andere.
* Siehe die Franz Foto Story!