Schloss Hartheim (bei
Linz in Österreich) wurde Ende des 16. Jahrhunderts
gebaut. Bis
1793 gehörte das Schloss den Grafen
von
Starhemberg.
1898 stiftete die gräfliche Familie das Schloss dem
"Landeswohltätigkeitsverein in Oberösterreich", um ein Heim für
psychisch und physisch behinderte Kinder einzurichten.
Im Zuge des "Anschlusses" Österreichs an das Deutsche Reich wurde die
Anstalt im
Sommer 1938 enteignet und
Anfang 1939 umgebaut in eine Euthanasie-Anstalt mit
Gaskammer und Kremarorium. An der Westseite des Schlosses wurde ein
hölzerner Anbau errichtet, in dem die Opfer unbemerkt aus den Bussen ausgeladen werden konnten.
Im
Januar 1940 wurden die ersten 95 Behinderten vergast.
Die Opfer wurden von vier Fahrern (
Franz Mayrhuber, Franz Hödl u.a.)
mit zwei großen, grauen Bussen nach Hartheim gebracht, wo die
Opfer in einem hölzernen Anbau verschwanden. Nach ihrer Vergasung
brach das Personal ("Leichenbrenner":
Barbel, Bolender, Mertha, Nohel und
Vallasta)
die Goldzähne aus den Kiefern der Toten. Nach der Verbrennung der
Leichen waren meistens noch Knochenreste in der Asche zu erkennen. Diese wurden schließlich
mit einer Knochenmühle zermahlen. Einmal pro Woche verließ ein Lastwagen die Anstalt,
um die Asche der Toten in die Flüsse Donau und Traun zu kippen.
Bis
August 1941 hatte die Todeszahl 18.269 erreicht. Später, im Laufe
der "Sonderbehandlung 14f13", wurden noch einmal ca. 12.000 Menschen getötet.
8000 Insassen der KZs
Dachau und
Mauthausen / Gusen wurden ebenfalls umgebracht.
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2003 |
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Franz (F) und Bredow (B) in Hartheim |
Im
Sommer 1943 wurde Hartheim zur T4-Zentrale, weil
Berlin nicht länger
als sicher angesehen werden konnte. Eine zweite Zentrale wurde im T4-Erholungsheim
"Haus Schoberstein" in
Weissenbach am Attersee (Österreich) eingerichtet.
Die Bevölkerung in der Nähe Hartheims wurde irgendwann aufmerksam auf die
seltsamen Vorgänge im Schloss. Immer nach Ankunft eines der grauen Busse
war eine dunkle Rauchwolke aus einem nicht einsehbaren Schornstein zu sehen.
An Tagen mit niedrig hängenden Wolken breitete sich Rauch über
der Stadt aus. Er roch nach verbranntem Fleisch und Haaren, so dass die Einwohner
darunter zu leiden begannen. Die Tatsache, dass so viele Menschen in das Schloss gebracht wurden
aber niemand es verließ, beflügelte diverse Gerüchte.
Um die Bevölkerung zu beruhigen, arrangierte die T4 Informationsveranstaltungen.
Darin wurde der Bevölkerung weisgemacht, dass Altöl verbrannt worden ist.
Die Bevölkerung erhielt eine Warnung, Beobachtungen nicht weiter zu verbreiten.
Von Dezember 1944 bis Januar 1945 wurden Insassen des KZ
Mauthausen gezwungen, die
Vergasungseinrichtungen abzubauen. Fast alle Dokumente wurden verbrannt.
Nach der Befreiung durch die 3. US Armee General
Pattons fand das "War
Crimes Investigating Team No.6824", angeführt durch Major
Charles Dameron,
einen Karton mit Dokumenten über die Aktion T4. In diesen Dokumenten waren
die Ersparnisse aufgelistet, die durch die Aktion T4 gemacht worden sind:
Mehr als 70.000 Opfer der Aktion T4 "ersparten" dem Deutschen Reich mehr als 885 Millionen
Reichsmark (heute mehr als 3 Milliarden US$).
1954 wurden die Räume des Schlosses zu Mietwohnungen
umgebaut. Heute werden alle Räume
für die Gedenkstätte genutzt.
Diese späteren Aktion Reinhard Männer waren in Hartheim tätig:
Heinrich Barbl, Rudolf Beckmann (eventuell), Kurt Bolender, Paul Bredow, Helmut Fischer,
Kurt Franz *,
Anton Getzinger, Hans Girtzig, Hubert Gomerski, Karl Gringers, Ferdinand Grömer,
Paul Groth, Gottlieb Hering, Fritz Hirche, Franz Hödl, Erwin Lambert,
Hermann Michel, Wenzel Rehwald, Franz Reichleitner, Karl Richter, Paul Rost,
Ernst Schemmel, Franz Stangl, Karl Steubl, Friedrich Tauscher, Josef Vallasta,
Gustav Franz Wagner, Arthur Walther, Christian Wirth u.a.
1969 wurde eine
Gedenkstätte
in den Räumen des Schlosses eingerichtet.
Der "Verein Schloss Hartheim" wurde
1995 gegründet mit der Aufgabe,
die NS-Vergangenheit des Schlosses
aufzudecken und einen geeigneten Rahmen zu finden für die Nutzung des Gebäudes.
* Siehe die Franz Foto Story!
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Hartheim |
Krematoriumsrauch |
Urne |
Ausflug des Personals |
Informieren Sie sich über das Schicksal der
Katharina Wohlgenannt,
die in Hartheim ums Leben kam.
Quellen:
Gedenkstätte Hartheim
Walter Kohl: "Ich fühle mich nicht schuldig". Wien, 2000
© ARC 2005