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Hadamar


Letztes Update 7. Juni 2006





1883 wurde in Hadamar (bei Koblenz) eine "Korrigenden-Anstalt" für entlassene Strafgefangene eingerichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der psychisch gestörten Menschen zu, und mehr Nervenheilanstalten wurden benötigt. Deshalb wurde 1906 die "Korrigenden-Anstalt" in eine psychiatrische Anstalt umgewandelt.

Bis 1930 konnten 320 Patienten untergebracht werden. Ab 1934 wurden per Gesetz die Pflegekosten reduziert. Überbelegung, schlechtere Unterbringung und reduzierte Essensrationen verchlechterten die Situation der Patienten. Die Gebäude waren vorgesehen für 250 Patienten, doch um 1939 drängten sich bis zu 600 Menschen auf den Zimmern zusammen.
Ende August 1939 wurden viele Patienten verlegt nach umliegenden Anstalten, weil Hadamar als Militärhospital genutzt werden sollte. Zwischen November 1940 und Januar 1941 baute man Krankenzimmer zu Wohnräumen für T4-Personal um, für die zukünftige Aufgabe als Euthanasie-Mordanstalt.
Eine Gaskammer und ein Krematorium mit zwei Öfen wurden im Keller eingebaut.


Auch in Hadamar glich der Vernichtungsprozess dem in anderen Euthanasie-Anstalten:
-Registrierung,
-ausziehen und aushändigen der Wertsachen (Ringe, Uhren etc.) an das Personal,

-oberflächliche Untersuchung der Opfer zum Finden einer plausiblen Todesursache, die man dann den Familienangehörigen mitteilen konnte,
-fotografieren der Opfer,
-Begleitung der Opfer nach der Gaskammer und anschließende Vergasung,
-Verbrennung der Toten in den zwei Krematoriumsöfen,
-einfüllen der Asche in Urnen, wobei es für das Personal unerheblich war, von welcher Leiche die Reste stammen,

-Versand der Urnen und Todesbescheinigungen an die Verwandten.


Busgarage
Busgarage
Täglich kamen große, graue Busse an, die die Opfer aus nahegelegenen "Zwischenanstalten" (Herborn, Weilmünster, Kiedrich, Idstein, Nassau, Langenfeld, Andernach, Wiesloch, Weinsberg) nach Hadamar brachten.
Von der Busgarage gingen die Opfer durch die sogenannte "Schleuse" (ein enger, eingezäunter Gang) in das Vernichtungsgebäude. Diese "Schleuse" wurde Vorbild für die "Schleusen" oder "Schläuche" in den späteren Vernichtungslagern der Aktion Reinhard. Etwa 100 Menschen wurden bis August 1941 täglich umgebracht.

Auf Befehl Hitlers wurde die Euthanasie in Hadamar am 24. August 1941 beendet. Die Tötungseinrichtungen im Keller wurden abgebaut, die Räume wieder hergestellt als Krankenzimmer. Alle überzähligen T4-Männer wurden nach Polen abkommandiert, wo sie ihre erworbenen "Fähigkeiten" einsetzen konnten in den neu errichteten Vernichtungslagern der Aktion Reinhard.
Während einer zweiten Phase der Euthanasie begann das Töten in Hadamar erneut. Nun wurden die Menschen durch Giftinjektionen getötet. Bis Ende August 1942 wurden alle Opfer auf dem städtischen Friedhof beerdigt. Ab September wurden die Opfer in Massengräbern hinter dem Gebäude beerdigt, getarnt als Einzelgräber. Im Oktober 1944 waren mehr als 700 Patienten in Hadamar eingepfercht.

Am 26. März 1945 eroberten US-Truppen die Stadt Hadamar. Die Soldaten fanden in der Anstaltsapotheke 10 kg Veronal und Luminal (starke Schlafmittel). Diese Mittel waren zur Tötung der Behinderten verwendet worden.
Angehörige des T4-Personals von Hadamar wurden 1945 in Wiesbaden vor Gericht gestellt, 1947 in Frankfurt/M.. Sie wurden für schuldig befunden für den Mord an etwa 10.000 Menschen. Bis zum Jahre 1950 wurden alle Täter begnadigt.

Diese späteren Aktion Reinhard Männer waren in Hadamar tätig: Kurt Arndt, Kurt Bolender, Max Bree, Kurt D., Werner Dubois, Karl Frenzel, Hubert Gomerski, Karl Gringers, Willy Grossmann, Gottlieb Hering, Josef Hirtreiter, Robert Jührs, Erwin Kainer, Johann Klier, Fritz Kraschewski (probably), Erwin Lambert, Werner Mauersberger, Willi Mentz *, August Miete, Philipp Post, Wenzel Rehwald, Karl Schluch, Erich Schulz, Hans-Heinz Schütt, Erwin Stengelin, Franz Suchomel, Heinrich Unverhau, Christian Wirth, Franz Wolf, Ernst Zierke u.a.

1983 wurde die Gedenkstätte Hadamar in diesen schrecklichen Gebäuden eingerichtet, die bis heute als psychiatrische Anstalt dienen (2003).

* Siehe die Mentz Foto Story!

Hadamar Krematoriumsrauch GEKRAT Bus
Hadamar Krematoriumsrauch GEKRAT Bus


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