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Sonnenstein

Letztes Update 6. Juli 2006





Schloss Sonnenstein, am Ufer der Elbe in Pirna (in der Nähe von Dresden), wurde nach 1460 an der Stelle einer mittelalterlichen Burg erbaut.
Das Schloss wurde ab 1811 als Nervenheilanstalt genutzt. Wegen der dort angewandten fortschrittlichen Methoden erhielt die Anstalt weltweite Anerkennung und wurde Vorbild für andere Institutionen gleicher Art. Allerdings wurde die Anstalt 1939 geschlossen.

Sonnenstein Personal
Sonnenstein Personal
Zwischen Anfang 1940 und Ende Juni 1940 wurde ein Teil der Anstalt in eine Euthanasie-Anstalt umgewandelt. Man installierte eine Gaskammer und ein Krematorium im Keller des ehemaligen Männerhauses C16. Eine hohe Backsteinmauer und ein Holzzaun verhinderten Einblicke von allen Seiten. Innerhalb dieses Gebäudekomplexes lagen vier Gebäude. Sie wurden genutzt als Büros, Unterkünfte für das Personal etc. Im Dachgeschoss des Hauses C16 befanden sich die Schlafräume der "Brenner" (Männer, die die Leichen verbrennen sollten). Möglicherweise wurden auch noch andere Gebäude des Schlosses von Aktion T4 genutzt.




Auch in Sonnenstein glich die Tötung der Behinderten den Vorgängen in anderen Euthanasie-Anstalten:
-Registrierung,
-ausziehen und aushändigen der Wertsachen (Ringe, Uhren etc.) an das Personal,

-oberflächliche Untersuchung der Opfer zum Finden einer plausiblen Todesursache, die man dann den Familienangehörigen mitteilen konnte,
-fotografieren der Opfer,
-Begleitung der Opfer nach der Gaskammer und anschließende Vergasung,
-Verbrennung der Toten in den zwei Krematoriumsöfen,
-einfüllen der Asche in Urnen, wobei es für das Personal unerheblich war, von welcher Leiche die Reste stammen,

-Versand der Urnen und Todesbescheinigungen an die Verwandten.


Von Ende Juni 1940 bis September 1942 wurden ca. 15.000 Behinderte im Laufe der Aktion T4 und 14f13 in Sonnenstein umgebracht. Das Personal bestand aus etwa 100 Personen. Ein Drittel von ihnen wurde später nach Polen versetzt um dort die gemachten Erfahrungen im Täuschen, Vergasen und Verbrennen von unschuldigen Menschen anzuwenden.

Im August/September 1942 wurde die Anstalt Sonnenstein aufgelöst und verdächtige Installationen in der Gaskammer sowie die Öfen abgebaut. Ab Oktober 1942 wurden die Gebäude als Militärhospital genutzt.

Im Sommer 1947 wurden einige T4-Männer im Dresdner Ärzteprozess angeklagt: Professor H. P. Nitsche, medizinischer Leiter von T4, und zwei Pfleger aus Sonnenstein wurden zum Tode verurteilt.

Es dauerte immerhin 40 Jahre, bis die Rolle Sonnensteins in der Euthanasie erkannt worden ist. 1989 gedachte die Öffentlichkeit der blutigen Geschichte dieses Euthanasie-Zentrums.

Folgende spätere Aktion Reinhard Männer waren in Sonnenstein tätig: Johannes Bauch, Werner Becher, Max Beulich, Kurt Blaurock, Karl Böhm, Rudi Böhm, Heinz Kurt Bolender, Gerhard Börner, Arthur Dachsel, Erich Dietze, Johannes Eisold, Hermann Felfe, Alfred Forker, Kurt Franz *, Heinrich Gley, Willy Grossmann, Emil Hackel, Lorenz Hackenholt *, Haunstein, Gottlieb Hering, Otto Horn, Rudolf Kamm, Johannes Klahn, Walter Kloss (Klose?), Fritz Konrad, Erwin Lambert, Arthur Le., Heinrich Arthur Matthes, Werner Mauersberger, Gustav Münzberger, Walter Nowak, Josef Oberhauser, Orliewski, Paul Räpke, Wenzel Rehwald, Karl Richter, Paul Rost, Herbert Scharfe, Ernst Schemmel, Karl Schiffner, Erich Schirmer, Fritz Schmidt, Erich Schulz, Ernst Seidler, Kurt Seidel, Friedrich Tauscher, Kurt Vey, Arthur Walther, Wilhelm Wendland, Hans Zänker, Fritz Zaspel, Ernst Zierke, Franz Zwingmann u.a.

Seit 9. Juni 2000 ist eine ständige Ausstellung in den Räumen des Hauses C16 zu besichtigen.

* Siehe die Franz Foto Story!
* Siehe die Hackenholt Foto Story!
Sonnenstein 1944 Haus C16 2001 Gaskammer
Sonnenstein 1944 Haus C16 2001 Gaskammer


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