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Plaszow

Letztes Update 20. Juli 2006





Karte des Lagers
Karte des Lagers
Panorama #1
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Ursprünglich war Plaszow ein Zwangsarbeitslager, später ein KZ. Offizieller Name war "Zwangsarbeitslager Plaszow des SS- und Polizeiführers im Distrikt Krakau".

Der Bau des Lagers begann im Sommer 1940 am Rande Krakaus, auf einem Gelände, das zwei alte jüdische Friedhöfe beinhaltete und entwürdigte: den Neuen Friedhof an der Abraham Straße und den Alten
Panorama #2
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Friedhof an der Jerozolimska Straße. Dort vorhandene Grundstücke der jüdischen Gemeinde und von Privatleuten wurden enteignet. Von Zeit zu Zeit vergrößerte man das Lagergelände, dessen maximale Größe im Jahre 1944 mit 81 ha erreicht war.
Polen waren die ersten Gefangenen. 1941 wurden nach einer ersten Erweiterung die ersten Juden eingeliefert.

Google Überblick
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Ein 4 km langer, elektrisch geladener, doppelter
Plaszow Bahnhof 1939
Plaszow Bahnhof 1939
Stacheldrahtzaun umgab das Lager. Zwischen den beiden Zäunen war ein Wassergraben. 13 Wachtürme gab es, jeder mit MGs, Telefon und Suchscheinwerfern ausgerüstet. Ukrainer bewachten das Arbeitslager, etwa 600 SS-Männer das spätere KZ.
Das Lagergelände war in mehrere Bereiche eingeteilt: Wohnbereich der Deutschen, Werkstatt- bzw. Fabrikbereich und Gefangenenlager. Zusätzlich wurden noch Männer von Frauen sowie Polen von Juden getrennt. Das Haupttor lag an der Jerozolimska Straße.
Der Standort war denkbar ungeeignet für ein Lager, denn der Untergrund war steinig und hügelig, teilweise auch sumpfig. Trotzdem wurde es errichtet, weil man die hier vorhandenen Kalksteinbrüche ausbeuten wollte.
Beim Bau und den Erweiterungen des Lagers starben viele Gefangene, unter ihnen die jüdische Architektin Diana Reiter, die vorher für das Krakauer Bauamt tätig gewesen ist. Sie wurde auf Befehl des Lagerkommandanten Amon Göth von dem SS-Mann Hujar erschossen, weil eine unter ihrer Aufsicht errichtete Mauer zusammengebrochen war. Der krakauer Besitzer der Bonarka-Ziegelei, Ingber, wurde vom Kommandanten Amon Göth persönlich erschossen, weil er angeblich Arbeiter nicht schnell genug zur Verügung gestellt hatte.

Bei der Räuming des Krakauer Ghettos am 13.-14. März 1943 schickte die SS die meisten der Einwohner nach Auschwitz, wo sie am 16. März eintrafen. Etwa 2.000 Juden wurden in den krakauer Straßen ermordet und auf dem Lagergelände in Plaszow in einem Massengrab verscharrt. 8.000 noch arbeitsfähige Juden mussten nach Plaszow marschieren, zur Zwangsarbeit.

Im Frühjahr 1943 wurde ein separates Lager abgeteilt. Hier sollten polnische Gefangene "umerzogen" werden, denen Disziplinverstöße vorgeworfen wurden oder die sich politisch unerwünscht verhalten hatten. Dieses Teillager wurde geleitet von SS-Oberscharführer Landsdorfer. Diejenigen, die angeblich gegen die Disziplin verstoßen hatten, wurden mehrere Monate festgehalten, die politischen Gefangenen konnten beliebig lange "umerzogen" werden. In diesem Lager wurden auch mehrere Dutzend Sinti und Roma samt ihrer Kinder festgehalten.

Der Steinbruch
Der Steinbruch *
Der Steinbruch im Jahre 2004
Der Steinbruch im Jahre 2004
Die Gefangenen mussten in diversen Werkstätten arbeiten. Ihr Arbeitstag war in zwei 12-Stunden-Schichten eingeteilt. Alle Insassen litten bald nach ihrer Einlieferung an Unterernährung, wurden aber trotzdem von den Bewachern grausam behandelt. Weil es nicht genügend gestreifte Häftlingskleidung gab, bemalte man die Zivilkleidung mit gelben Streifen, um so eine erfolgreiche Flucht zu erschweren.
Die Arbeit in den beiden Steinbrüchen war extrem hart. Sogar Frauen wurden hier eingesetzt. Ein längerer Aufenthalt hatte gewöhnlich den Tod zur Folge. SS-Mann Lehmer hatte hier die Aufsicht.

Die Zahl der Häftlinge in Plaszow variierte. Vor der Räumung des Krakauer Ghettos waren ca. 2.000 Menschen in Plaszow eingesperrt. In der zweiten Jahreshälfte 1943 waren es schon 12.000, im Mai / Juni 1944 24.000, darunter 6.000-8.000 ungarische Juden. Schon im März 1943 waren die Baracken mit 150 Menschen auf jeweils 80m2 belegt. Die tägliche Essensration bestand aus 200 g Brot, 150 g Käse, wässriger Suppe und 300 g Ersatzkaffee. Alles wurde einmal pro Woche an die Gefangenen ausgegeben, manchmal gab es zusätzlich ein Ei. Wer Essen schmuggelte, wurde erschossen.
In Plaszow waren auch deutsche Kriminelle inhaftiert, die für unterschiedliche Zwecke eingesetzt wurden.

SS-Männer in Plaszow
SS-Männer in Plaszow *
Der erste Lagerkommandant war SS-Unterscharführer Horst Pilarzik, gefolgt von SS-Oberscharführer Franz Müller. Amon Leopold Göth übernahm von Februar 1943 bis zu seiner Verhaftung im September 1944 die Leitung. Andere hier tätige SS-Männer waren Hujar, John, Zdrojewski, Landesdorfer, Eckert und Glazar, die im Grauen Haus wohnten, einem Vorkriegsgebäude, das ins Lager integriert war.
Göth war persönlich verantwortlich für die brutale Behandlung der Gefangenen. Hier ist ein Beispiel von Hunderten, nach Aussage von Henryk Bloch:
"Es war ein schöner, warmer Juni- oder Julitag. Der Deutsche fand etwas Brot und andere Kleinigkeiten zum Essen. Er befahl uns zu warten, weil er es seinem Chef berichten müsse. Ordnungsgemäß sagte er es seinem Vorgesetzten, und Göth kam zu uns. Eine umfassende Suche begann, und wir mussten alles was wir hatten vor uns hinlegen. Wir taten das auch, warfen dabei aber möglichst viel weg, so dass er nur wenig finden konnte. Ukrainische Wachen umringten uns. Göth ließ Peitschen aus seinem Haus bringen, und das Schlagen begann. Er tat es selbst, wobei er Peitschen mit langen Lederriemen benutzte, unter anderem auch eine schwerere, die wie eine Rhinozeros-Peitsche aussah.
Plaszow - Zeichnung von Josef Bau
Plaszow - Zeichnung von J. Bau
Göth war unbewaffnet. Er trug ein Seidenhemd und eine Art Bluse über der Schulter, jedenfalls keinen Schulterriemen. Er versprach uns, die ganze Gruppe von 30 Leuten zu erschießen, wenn wir nicht die Herkunft des Geldes für das Essen verraten würden, wo wir das Essen gekauft hatten, und wie wir zur Bevölkerung außerhalb des Lagers Kontakt aufgenommen hatten. Wir wurden wahllos geschlagen, dann nahm er sich ein Gewehr von Kunde, entsicherte es und zielte auf uns aus einer Entfernung von 1 - 2 Schritten.
Er ließ uns in drei Reihen zu je 10 Leuten aufstellen und begann zu schießen. Ich stand in der ersten Reihe. Der erste Schuss ging direkt durch meine Hand. Die Kugel verletzte auch einen Mann neben mir, und ging dann ins Genick eines dritten Mannes. Er wiederholte das ein zweites Mal, nun besser zielend. Jetzt wurde einer der 30 Leute getötet. Danach schlug er uns mit dem Gewehrkolben, weil er keine Munition mehr hatte. Er warf das Gewehr weg und befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen.
"

Zwangsarbeiter
Zwangsarbeiter *
Frauenarbeit
Frauenarbeit *
Am 14. Mai 1944 wurde ein sogenannter "Gesundheitsappell" durchgeführt, unter der Aufsicht von Göth und dem SS-Lagerarzt Blancke. Das Ergebnis war die Deportation von ca. 1.400 als arbeitsunfähig eingestuften Gefangenen nach Auschwitz, wo sie am 24. Mai ankamen und sofort in Birkenau vergast wurden. Diese Aktion wurde von Göth befohlen um Platz zu schaffen für einen Transport von ungarischen Juden.

Etwa 8.000 Menschen (unter ihnen Insassen des Montelupich Gefängnisses in Krakau) sind an diesen drei Hinrichtungsstätten im Lager ermordet worden: In Chujowa Gorka (im südwestlichen Teil), Cipowy Dolek (südöstlicher Teil) und dem nördlichen Teil des Alten Friedhofs.
Die Ankunft der Roten Armee im Sommer 1944 erzwang die Räumung des Lagers. Vorher wurden die vergrabenen Leichen exhumiert und in Chujowa Gorka verbrannt. Im Juli und August 1944 verließen Gefangenentransporte das Lager in Richtung Auschwitz, Stutthof, Flossenbürg, Mauthausen und anderen KZs.

Am 13. September 1944 wurde Göth auf Bestreben des SS-und Polizeigerichts VI in Krakau verhaftet. Er wurde angeklagt, die Wertsachen von Juden des Lagers Plaszow, des Ghettos in Krakau und des Ghettos in Tarnow unterschlagen zu haben. Göth hatte tatsächlich häufig Durchsuchungen und Beschlagnahmen veranlasst. Er wurde auch angeklagt, Möbel und sonstiges Eigentum während der Ghetto-Räumungen gestohlen zu haben. Bei seinen Diebstählen wurde Göth vom Lagerältesten Chilowicz unterstützt. Daher ermöglichte Göth die Flucht dieses Helfers und seiner Familie, als die Räumung des Lagers anstand. Er ordnete allerdings an, dass bei der Flucht Chilowicz samt seiner Angehörigen erschossen werden sollte.

Am 14. Januar 1945, einen Tag vor der Befreiung von Krakau durch die Rote Armee, wurden die letzten Gefangenen, 178 Frauen und 2 Jungen, nach Auschwitz geschickt.

Verfahren:

Mosbach, 1961:
Müller, Franz-Joseph - lebenslänglich
(Haftstättenpersonal ZAL Plaszow, Haftstättenpersonal ZAL Prokocim, Haftstättenpersonal ZAL Biezanow)
Verbrechen in HS ZAL Plaszow, HS ZAL Prokocim, HS ZAL Biezanow, von Juni 1942 - November 1943. Einzelerschie&slig;ungen von zwangsarbeitenden Juden aus unterschiedlichen Gründen. Massenerschießung von 37 Jüdinnen, die illegal in einem Firmenarbeitslager untergebracht waren; von 10 kranken Juden des Krankenbereiches im Lager Plaszow; von 11 Juden einer Arbeitskolonne, weil sie angeblich nicht in der befohlenen Art und Weise marschierten; von mindestens 11 Mitgliedern eines Einsatzkommandos des Zwangsarbeitslagers Prokocim, die versucht hatten, sich entlang des Weges mit Nahrung zu versorgen, sowie von 6 kranken Gefangenen während der Liquidierung des Zwangsarbeitslagers Prokocim im März 1943.

Kiel, 1968:
Hei., Hermann - Verfahren eingestellt
Mül., Franz Josef - Freispruch
(Polizei Sipo Krakau, Haftstättenpersonal ZAL Bochnia)
Verüö;bte Verbrechen zwischen 1942 und 1943: In Krakau, Bochnia, Wieliczka, HS ZAL Plaszow - Deportationen nach Belzec und Auschwitz. Einzel- und Massenmord an Juden.

Berlin, 1973:
Bigell, Karl-Heinz - lebenslänglich
(Haftstättenpersonal ZAL Plaszow)
Verbrechen im ZAL Plaszow, von April – Mai 1943: Erschiessung eines jüdischen Häftlings, der von den vom Lagerkommandanten Göth und dem Angeklagten auf ihn gehetzten Hunden schwer verletzt worden war.

Hannover, 1979:
Hei., Kurt Heinrich August Dietrich - Freispruch
(Polizei Sipo Krakau)
Verbrechen verübt in Krakau, ZAL Plaszow, von 1942 bis 1943: Deportation der Krakauer Juden ins KL Belzec in drei Aktionen sowie Einzelerschießungen im Verlauf dieser 'Aussiedlungsaktionen'. Erschießung von 30-40 Polen, darunter Geistliche und Juden, im ZAL Plaszow.

Fotos:
O'Neil Sammlung
Yad Vashem (Plaszow Luftbild)
GFH *
Quellen:
Der Prozess von Amon Göth - Nicht veröffentlichte englische Übersetzung von R. O'Neil
Gutman, Israel ed. Encyclopedia of the Holocaust. Macmillan Publishing Company, New York, 1990
Broschüre: The Plaszow Concentration Camp No author, no editor
The Krakow Diary of Julius Feldman. Quill Press, Kirton, 2002

Karte gezeichnet von Joseph Bau.

© ARC 2005