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Karte des Lagers |
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Panorama #1 * See map! |
Ursprünglich war Plaszow ein Zwangsarbeitslager, später ein KZ.
Offizieller Name war "Zwangsarbeitslager Plaszow des SS- und Polizeiführers im Distrikt Krakau".
Der Bau des Lagers begann im
Sommer 1940 am Rande Krakaus, auf einem Gelände,
das zwei alte jüdische
Friedhöfe beinhaltete und entwürdigte: den Neuen Friedhof an der
Abraham
Straße und den Alten
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Panorama #2 * See map! |
Friedhof an der
Jerozolimska Straße.
Dort vorhandene Grundstücke der jüdischen Gemeinde und von Privatleuten wurden enteignet.
Von Zeit zu Zeit vergrößerte man das Lagergelände, dessen maximale Größe im Jahre
1944 mit 81 ha erreicht war.
Polen waren die ersten Gefangenen.
1941 wurden nach einer ersten Erweiterung die
ersten Juden eingeliefert.
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Google Überblick |
Ein 4 km langer, elektrisch geladener, doppelter
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Plaszow Bahnhof 1939 |
Stacheldrahtzaun umgab das Lager. Zwischen den beiden Zäunen war ein Wassergraben. 13 Wachtürme gab es,
jeder mit MGs, Telefon und Suchscheinwerfern ausgerüstet. Ukrainer bewachten das Arbeitslager, etwa
600 SS-Männer das spätere KZ.
Das Lagergelände war in mehrere Bereiche eingeteilt: Wohnbereich der Deutschen, Werkstatt- bzw. Fabrikbereich und
Gefangenenlager. Zusätzlich wurden noch Männer von Frauen sowie Polen von Juden getrennt.
Das Haupttor lag an der
Jerozolimska Straße.
Der Standort war denkbar ungeeignet für ein Lager, denn der Untergrund war steinig und hügelig, teilweise
auch sumpfig. Trotzdem wurde es errichtet, weil man die hier vorhandenen Kalksteinbrüche ausbeuten wollte.
Beim Bau und den Erweiterungen des Lagers starben viele Gefangene, unter ihnen die jüdische Architektin
Diana Reiter, die vorher für das Krakauer Bauamt tätig gewesen ist.
Sie wurde auf Befehl des Lagerkommandanten
Amon Göth von dem SS-Mann
Hujar erschossen, weil eine unter ihrer Aufsicht errichtete Mauer zusammengebrochen
war. Der krakauer Besitzer der Bonarka-Ziegelei,
Ingber, wurde vom Kommandanten
Amon Göth persönlich erschossen, weil er angeblich Arbeiter nicht schnell
genug zur Verügung gestellt hatte.
Bei der Räuming des
Krakauer Ghettos am
13.-14. März 1943
schickte die SS die meisten der Einwohner nach
Auschwitz, wo sie am
16. März eintrafen.
Etwa 2.000 Juden wurden in den krakauer Straßen ermordet und auf dem Lagergelände in Plaszow in einem
Massengrab verscharrt. 8.000 noch arbeitsfähige Juden mussten nach Plaszow marschieren, zur Zwangsarbeit.
Im
Frühjahr 1943 wurde ein separates Lager abgeteilt. Hier sollten polnische
Gefangene "umerzogen" werden,
denen Disziplinverstöße vorgeworfen wurden oder die sich politisch unerwünscht verhalten hatten.
Dieses Teillager wurde geleitet von SS-Oberscharführer
Landsdorfer. Diejenigen,
die angeblich gegen die Disziplin verstoßen hatten, wurden mehrere Monate festgehalten, die politischen
Gefangenen konnten beliebig lange "umerzogen" werden. In diesem Lager wurden auch mehrere Dutzend Sinti und Roma
samt ihrer Kinder festgehalten.
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Der Steinbruch * |
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Der Steinbruch im Jahre 2004 |
Die Gefangenen mussten in diversen Werkstätten arbeiten. Ihr Arbeitstag war in zwei 12-Stunden-Schichten
eingeteilt. Alle Insassen litten bald nach ihrer Einlieferung an Unterernährung, wurden aber trotzdem von
den Bewachern grausam behandelt. Weil es nicht genügend gestreifte Häftlingskleidung gab, bemalte man
die Zivilkleidung mit gelben Streifen, um so eine erfolgreiche Flucht zu erschweren.
Die Arbeit in den beiden Steinbrüchen war extrem hart. Sogar Frauen wurden hier eingesetzt. Ein längerer
Aufenthalt hatte gewöhnlich den Tod zur Folge. SS-Mann
Lehmer hatte
hier die Aufsicht.
Die Zahl der Häftlinge in Plaszow variierte. Vor der Räumung des
Krakauer
Ghettos waren ca. 2.000 Menschen in Plaszow eingesperrt. In der
zweiten Jahreshälfte 1943 waren
es schon 12.000, im
Mai / Juni 1944 24.000, darunter 6.000-8.000 ungarische Juden.
Schon im
März 1943 waren die
Baracken mit 150 Menschen auf jeweils 80m
2 belegt. Die tägliche Essensration bestand aus 200 g Brot,
150 g Käse, wässriger Suppe und 300 g Ersatzkaffee. Alles wurde einmal pro Woche an die Gefangenen
ausgegeben, manchmal gab es zusätzlich ein Ei. Wer Essen schmuggelte, wurde erschossen.
In Plaszow waren auch deutsche Kriminelle inhaftiert, die für unterschiedliche Zwecke eingesetzt wurden.
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SS-Männer in Plaszow * |
Der erste Lagerkommandant war SS-Unterscharführer
Horst Pilarzik,
gefolgt von SS-Oberscharführer
Franz Müller.
Amon Leopold Göth übernahm von
Februar 1943
bis zu seiner Verhaftung im
September 1944 die Leitung. Andere hier tätige
SS-Männer waren
Hujar, John,
Zdrojewski, Landesdorfer, Eckert und Glazar, die im
Grauen Haus
wohnten, einem Vorkriegsgebäude, das ins Lager integriert war.
Göth war persönlich verantwortlich für die brutale Behandlung
der Gefangenen. Hier ist ein Beispiel von Hunderten, nach Aussage von
Henryk Bloch:
"
Es war ein schöner, warmer Juni- oder Julitag. Der Deutsche
fand etwas Brot und andere
Kleinigkeiten zum Essen. Er befahl uns zu warten, weil er es seinem Chef berichten müsse. Ordnungsgemäß
sagte er es seinem Vorgesetzten, und Göth kam zu uns. Eine umfassende Suche begann,
und wir mussten alles was wir hatten vor uns hinlegen. Wir taten das auch, warfen dabei aber möglichst viel weg,
so dass er nur wenig finden konnte. Ukrainische Wachen umringten uns. Göth ließ
Peitschen aus seinem Haus bringen, und das Schlagen begann. Er tat es selbst, wobei er Peitschen mit langen Lederriemen
benutzte, unter anderem auch eine schwerere, die wie eine Rhinozeros-Peitsche aussah.
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Plaszow - Zeichnung von J. Bau |
Göth war unbewaffnet. Er trug ein Seidenhemd und eine Art Bluse über der Schulter,
jedenfalls keinen Schulterriemen. Er versprach uns, die ganze Gruppe von 30 Leuten zu erschießen, wenn wir nicht
die Herkunft des Geldes für das Essen verraten würden, wo wir das Essen gekauft hatten, und wie wir zur
Bevölkerung außerhalb des Lagers Kontakt aufgenommen hatten. Wir wurden wahllos geschlagen, dann nahm er sich
ein Gewehr von Kunde, entsicherte es und zielte auf uns aus einer Entfernung von 1 - 2
Schritten.
Er ließ uns in drei Reihen zu je 10 Leuten aufstellen und begann zu schießen. Ich stand in der ersten
Reihe. Der erste Schuss ging direkt durch meine Hand. Die Kugel verletzte auch einen Mann neben mir, und ging dann
ins Genick eines dritten Mannes. Er wiederholte das ein zweites Mal, nun besser zielend. Jetzt wurde einer der 30
Leute getötet. Danach schlug er uns mit dem Gewehrkolben, weil er keine Munition mehr hatte. Er warf das Gewehr
weg und befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen."
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Zwangsarbeiter * |
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Frauenarbeit * |
Am
14. Mai 1944 wurde ein sogenannter "Gesundheitsappell" durchgeführt,
unter der Aufsicht von
Göth und dem SS-Lagerarzt
Blancke.
Das Ergebnis war die Deportation von ca. 1.400 als arbeitsunfähig eingestuften Gefangenen nach
Auschwitz, wo sie am
24. Mai ankamen und sofort in
Birkenau vergast wurden. Diese Aktion wurde von
Göth befohlen um Platz zu schaffen für einen Transport von
ungarischen Juden.
Etwa 8.000 Menschen (unter ihnen Insassen des
Montelupich Gefängnisses
in
Krakau) sind an diesen drei Hinrichtungsstätten im Lager ermordet worden:
In
Chujowa Gorka (im südwestlichen Teil),
Cipowy Dolek (südöstlicher Teil) und dem nördlichen Teil des Alten
Friedhofs.
Die Ankunft der Roten Armee im
Sommer 1944 erzwang die Räumung des Lagers. Vorher
wurden die vergrabenen Leichen
exhumiert und in
Chujowa Gorka verbrannt. Im
Juli
und August 1944 verließen
Gefangenentransporte das Lager in Richtung
Auschwitz, Stutthof, Flossenbürg,
Mauthausen und anderen KZs.
Am
13. September 1944 wurde
Göth auf Bestreben
des SS-und Polizeigerichts VI
in
Krakau verhaftet. Er wurde angeklagt, die Wertsachen von Juden
des Lagers Plaszow, des Ghettos in
Krakau und des Ghettos in
Tarnow unterschlagen zu haben.
Göth
hatte tatsächlich häufig Durchsuchungen und Beschlagnahmen veranlasst. Er wurde auch angeklagt, Möbel
und sonstiges Eigentum während der Ghetto-Räumungen gestohlen zu haben. Bei seinen Diebstählen wurde
Göth vom Lagerältesten
Chilowicz
unterstützt. Daher ermöglichte
Göth die Flucht dieses Helfers und
seiner Familie, als die Räumung des Lagers anstand. Er ordnete allerdings an, dass bei der Flucht
Chilowicz samt seiner Angehörigen erschossen werden sollte.
Am
14. Januar 1945, einen Tag vor der Befreiung von
Krakau durch die Rote Armee,
wurden die letzten Gefangenen, 178 Frauen und 2 Jungen, nach
Auschwitz
geschickt.
Verfahren:
Mosbach,
1961:
Müller, Franz-Joseph - lebenslänglich
(Haftstättenpersonal ZAL Plaszow, Haftstättenpersonal
ZAL Prokocim,
Haftstättenpersonal
ZAL Biezanow)
Verbrechen in HS ZAL Plaszow, HS
ZAL Prokocim, HS ZAL Biezanow, von
Juni 1942 - November 1943. Einzelerschie&slig;ungen von zwangsarbeitenden Juden
aus unterschiedlichen Gründen.
Massenerschießung von 37 Jüdinnen, die illegal in einem Firmenarbeitslager untergebracht waren; von 10
kranken Juden des Krankenbereiches im Lager Plaszow; von 11 Juden einer Arbeitskolonne, weil sie angeblich nicht
in der befohlenen Art und Weise marschierten; von mindestens 11 Mitgliedern eines Einsatzkommandos des
Zwangsarbeitslagers
Prokocim, die versucht hatten, sich entlang des Weges
mit Nahrung zu versorgen, sowie von 6 kranken Gefangenen während der Liquidierung des Zwangsarbeitslagers
Prokocim im
März 1943.
Kiel,
1968:
Hei., Hermann - Verfahren eingestellt
Mül., Franz Josef - Freispruch
(Polizei Sipo
Krakau, Haftstättenpersonal
ZAL Bochnia)
Verüö;bte Verbrechen
zwischen 1942 und 1943: In
Krakau,
Bochnia, Wieliczka, HS ZAL
Plaszow - Deportationen nach
Belzec und
Auschwitz. Einzel- und Massenmord an Juden.
Berlin,
1973:
Bigell, Karl-Heinz - lebenslänglich
(Haftstättenpersonal
ZAL Plaszow)
Verbrechen im ZAL Plaszow, von
April – Mai 1943: Erschiessung eines jüdischen
Häftlings, der von
den vom Lagerkommandanten
Göth und dem Angeklagten auf ihn gehetzten
Hunden schwer verletzt worden war.
Hannover,
1979:
Hei., Kurt Heinrich August Dietrich - Freispruch
(Polizei Sipo Krakau)
Verbrechen verübt in
Krakau, ZAL Plaszow, von
1942 bis 1943: Deportation der
Krakauer Juden ins
KL Belzec in drei Aktionen sowie
Einzelerschießungen im Verlauf dieser 'Aussiedlungsaktionen'. Erschießung von 30-40 Polen, darunter
Geistliche und Juden, im ZAL Plaszow.
Fotos:
O'Neil Sammlung
Yad Vashem (Plaszow Luftbild)
GFH
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Quellen:
Der Prozess von Amon Göth - Nicht veröffentlichte englische Übersetzung von R. O'Neil
Gutman, Israel ed.
Encyclopedia of the Holocaust. Macmillan Publishing Company, New York, 1990
Broschüre:
The Plaszow Concentration Camp No author, no editor
The Krakow Diary of Julius Feldman. Quill Press, Kirton, 2002
Karte gezeichnet von Joseph Bau.
© ARC 2005