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Ernst Lerch |
Ernst Lerch wurde am
19. November 1914 in
Klagenfurt
(Österreich) geboren.
Er studierte kurz an der Hochschule für Welthandel in
Wien.
Von
1931-34 arbeitete er als Kellner in diversen Hotels in der Schweiz, Frankreich und Ungarn.
Am
1. Dezember 1932 trat er in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 1 327 396), am
1. März 1934 in die SS (Mitglieds-Nr. 309 700).
Von
1934 bis zum "Anschluss" Österreichs
1938 war er
im
Café Lerch seines Vaters in
Klagenfurt angestellt.
Das Café wurde ein beliebter Treffpunkt für illegale kärntner Nazis.
Globocnik, Classen und
Kaltenbrunner wurden hier oft gesehen.
Noch in Österreich wurde Lerch am
9. September 1936 zum SS-Untersturmführer
ernannt,
1937 zum SS-Obersturmführer.
1938 zog Lerch
nach
Berlin, wo er als SS-Hauptsturmführer (ab
12. März 1938) im
Sicherheitsdienst Sicherheitsdienst tätig war.
Auf seiner Hochzeit mit einer Gestapo-Angestellten waren
Pohl und
Globocnik Trauzeugen.
Im
Dezember 1938 trat er in die Wehrmacht ein und diente im Polenfeldzug nach
eigenen Aussagen als Unteroffizier.
Von Februar 1940 bis September 1941 war Lerch
im RSHA in
Berlin tätig. Danach
als Rasse- und Siedlungsführer in
Krakau.
Von 1941 bis 1943 diente Lerch in
Lublin als Leiter von
Globocniks
persönlichem Büro und als Stabsführer der Allgemeinen SS.
Am
21. Juli 1942 wurde er zum SS-Sturmbannführer ernannt. Lerch war einer der
wichtigsten Männer
der Aktion Reinhard. Er war verantwortlich für "jüdische Angelegenheiten", dem Massenmord an den Juden
des Generalgouvernements. Zusätzlich koordinierte er die Funkverbindung zwischen dem Aktion Reinhard
Hauptquartier in
Lublin und
Berlin.
Im
Worthoff-Prozess nach dem Krieg kam zur Sprache, dass Lerch die Liquidation
tausender Juden des Ghettos
Majdan Tatarski in
Lublin im Wald von
Krepiec beaufsichtigt haben soll.
Am Ende der Aktion Reinhard wurde Lerch im
September 1943
nach Italien versetzt, zusammen mit den meisten SS-Männern
von
Globocniks Truppe. In
Triest war er
weiterhin
Globocniks Personalchef in der OZAK (Operationszone Adriatisches
Küstenland),
Globocniks Rechte Hand und sehr involviert in der Bekämpfung
von Partisanen. Für einige wenige Wochen (evtl. nur zwei?) war Lerch provisorischer Polizeichef in
Fiume.
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Prozess 1971 |
Nach der deutschen Kapitulation in Italien im
Mai 1945 flüchtete er nach
Kärnten (Süd Österreich), wo er sich gut auskannte. Dort wurde er am
31. Mai 1945 zusammen
mit seinen Aktion Reinhard Kameraden
Globocnik, Höfle und
Michalsen auf der
Möslacher Alm am
Weissensee von einem
englischen Kommando verhaftet.
In
Wolfsberg wurde er von den Engländern verhört. Lerch bestand
darauf, nur eine kurze Zeit in
Lublin gewesen zu sein, und nichts mit
Globocnik oder gar Massentötungen zu tun gehabt zu haben. Er konnte aus
dem Gefängnis fliehen und versteckte sich von
1947 bis 1950.
Erneut verhaftet, wurde Lerch
1960 im Rahmen der Entnazifizierung vom Landgericht
Wiesbaden zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt (8JS 1145/60 StA Wiesbaden).
1971 wurde er erneut angeklagt, am
Holocaust beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess wurde in
Klagenfurt abgehalten. Sein Fall wurde am
11. Mai 1976
endgültig eingestellt, weil Lerch weiterhin behauptete, nichts verbrochen zu haben und weil es an Zeugen mangelte
(LG Klagenfurt: 25VR 3123/71).
Bis 1971 oder 1972 leitete er ein Café in seiner Heimatstadt
Klagenfurt. Lerch starb
1997.
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