Die Vorbereitungen für die Vernichtung der Juden im Generalgouvernement
wurden schon Monate vor der
"
Wannsee-Konferenz" (
20. Januar
1942) getroffen.
Eine spezielle Organisation wurde in Lublin geschaffen, unter dem Decknamen
Aktion Reinhard.
Einige verbliebene
Telegramme erhellen die enge
Verbindung zwischen dem Hauptquartier in Lublin, geleitet vom
SS- und Polizeiführer Lublin,
Odilo Globocnik,
und der SS-Zentrale in
Berlin. Heute sind die entzifferten Telegramme bewahrt
im Public Record Office in
Kew, England.
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Odilo Globocnik |
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Neujahrsgrüße von Globocnik |
Globocnik Globocnik wurde
1904 in
Triest geboren.
1931
trat er der NSDAP Österreich bei,
1934 der SS.
1936 wurde er
Gauleiter von Kärnten (Österreich),
im
März 1938 SS-Standartenführer, im
Mai Gauleiter von
Wien.
Himmler beförderte ihn im
November 1939 zum
SS- und Polizeiführer für den Distrikt Lublin.
Seine Verbindungen zu
Himmler und der SS-Zentrale in
Berlin wurden
Rückgrat für seine Pläne, Lublin als Basis zu nehmen für die geplanten Aktionen
gegen die jüdische Bevölkerung und für die Schaffung eines "Judenreservates" im
Distrikt Lublin.
Juden aus dem "Reich" und den besetzten Gebieten sollten hier angesiedelt werden. Diese Überlegungen
wurden jedoch gestoppt aufgrund der Intervention von
Hans Frank bei
Göring. Der Distrikt Lublin sollte jedoch ein potentielles
Gebiet bleiben für die "Endlösung der Judenfrage".
Durch
Globocniks Initiative wandelte sich der Distrikt Lublin in
ein Zentrum der wirtschaftlichen Unternehmungen der SS und wurde ein Experimentierfeld für künftige
SS-Kolonialisierungspläne für Ost-Europa.
Im
Dezember 1940 wurde ein Zweigbetrieb der "Deutschen Ausrüstungswerke"
(DAW) in Lublin gegründet.
Über 5.000 Juden wurden zu Zwangsarbeitern in den SS-Lagern (Wirtschaftsbetrieben)
Lipowa Straße,
Flugplatz (in der Nähe der Chelmska Straße) und in
Pulawy.
Im
März 1941 wurde das
Ghetto Lublin offiziell eingerichtet.
Am
20./21. Juli 1941 besuchte
Himmler
Globocnik in Lublin und entschied, die SS-Wirtschaftsbetriebe
in Lublin zu erweitern.
Als unmittelbare Folge wurde das KZ
Majdanek errichtet, für 50.000 Gefangene.
Ein Ausbildungslager in
Trawniki für ukrainische "Hilfswillige", die
später als Wachen in den Vernichtungslagern eingesetzt wurden, rundete das Bild ab.
Lublin, weit im Osten Polens, eignete sich gut als Tarnung für die geplanten Deportationen.
Das "Verschwinden" von Juden konnte leichter erklärt werden als Transport nach Arbeitslagern
in den weiten, von deutschen Truppen besetzten Gebieten der ehemaligen Sowjetunion.
Hauptaufgaben der Aktion Reinhard:
- Gesamtplanung der Deportationen und Vernichtungsaktionen
- Aufbau der Vernichtungslager
- Tötung der Juden
- Sammlung, Sortierung und Weiterleitung der verbliebenen Habe der Opfer.
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Chopin Str. 27 |
Das Hauptquartier der Aktion Reinhard befand sich in der
Pieradzkiego Str. 17,
im ehemaligen Stefan Batory Kolleg
(
Lublin 1942 Map).
Globocniks Hauptquartier als "
SS- und Polizeiführer
des Distrikts Lublin" befand sich abseits vom Aktion Reinhard Hauptquartier.
Siehe auch Globocniks und Sporrenbergs Mitarbeiter in Lublin!
Ein spezielles Lager wurde in Lublin eingerichtet für die Unmengen erbeuteter Habseligkeiten
und Wertsachen, die sich in den Vernichtungslagern angesammelt hatten. Dieses "Erfassungslager für
beschlagnahmtes Feindvermögen" befand sich in einem fünfstöckigen Gebäude in der
Chopin Str. 27, in der Nähe des Stadtzentrums. Geleitet wurde es
von
SS-Sturmbannführer
Georg Wippern, Chef der
SS-Standortverwaltung Lublin.
Gedicht von
Johannes R. Becher (in Deutsch):
Kinderschuhe aus Lublin.
Quellen:
Arad, Yitzak:
Belzec, Sobibor, Treblinka
Tregenza, Michael:
Aktion Reinhard