ARC Main Page Treblinka Intro Page

Treblinka

Letztes Update 27. August 2006

Dieser Text zeigt Fotos von Bronzeskulpturen des Treblinka-Überlebenden Samuel Willenberg.





Luftbild
Luftbild
Treblinka liegt im nordöstlichen Teil des ehemaligen "Generalgouvernements", in der Nähe der Stadt Malkinia, 4 km nordwestlich des Dorfes Treblinka und seiner Bahnstation an der Strecke Warschau - Bialystok.
Der Ort wurde gewählt wegen der dichten Bewaldung und dem seit 1941 vorhandenen Arbeitslager Treblinka I. In ihm mussten Polen und Juden Kies abbauen für den Bau von Befestigungsanlagen im deutsch - sowjetischen Grenzgebiet.

Brief von Eberl, dem ersten Kommandanten
Brief von Eberl, dem ersten Kommandanten
Das Vernichtungslager (Treblinka II) war Teil der Aktion Reinhard. Die Bauarbeiten begannen Ende Mai / Anfang Juni 1942. Juden aus der Umgebung und aus Warschau sowie von Treblinka I wurden zum Bau eingesetzt. Die deutschen Firmen Schönbronn (Leipzig) und Schmidt-Münstermann waren ebenfalls beteiligt. Der Stacheldraht wurde von der Deutsche Seil- und Drahtfabrik (Freiberg in Sachsen) [letter // waybill] geliefert.
SS Hauptsturmführer Richard Thomalla, der Bau-Experte der Aktion Reinhard, leitete die Bauaufsicht. Ein spezielles Nebengleis wurde vom Bahnhof Treblinka nach dem Vernichtungslager verlegt. Baumaterial wurde z.T. aus dem Ghetto Warschau herangeschafft. Treblinka war am 22. Juli 1942 bereit, Deportationstransporte zu empfangen.
Rudolf Höß, Auschwitz-Kommandant, besuchte Treblinka im Frühjahr 1942.
Der erste Transport, mit Juden aus dem Warschauer Ghetto, kam am 23. Juli 1942 an.

Die Rampe
Die Rampe

Das Lager hatte die Form eines schiefen, etwa 400 x 600 m großen Rechtecks. Ein Stacheldrahtzaun umgab das Lager. In den Zaun eingeflochtene Kiefernzweige verhinderten den Einblick. Später baute man zusätzlich einen äußeren Gürtel aus eisernen, mit Stacheldraht ausgestatteten Panzersperren. An den Ecken des Lagers und im eigentlichen Vernichtungsbereich wurden hölzerne, ca. 8m hohe Wachttürme errichtet.
Das Lager war eingeteilt in drei etwa gleich große Bereiche: Das "Wohngebiet", das "Auffanglager" und das "Totenlager". Bewacher und Häftlinge bezeichneten das "Totenlager" auch als "Oberes Lager", weil es auf dem ansteigenden Gelände am höchsten lag. Die beiden anderen Teile wurden auch "Unteres Lager" genannt.
Im "Wohngebiet", im Nordwesten gelegen, befanden sich die Wohnbaracken der SS und "Trawnikis" (meistens Ukrainer, die im SS-Ausbildungslager Trawniki auf ihren "Dienst" vorbereitet worden waren), die Baracke des Kommandanten mit Büro, die Krankenstation, Lagerräume, Werkstätten und ein Freizeitbereich mit Zoo. Hier befand sich auch der Eingang: Das Lagertor, das aus zwei hohen Säulen und einem schmalen Dach bestand. Die Säulen waren jeweils mit einer Blume aus Metall verziert. Ein Schild trug die Aufschrift "SS Sonderkommando Treblinka". Das benachbarte Wachthäuschen war von dem Juden Yankel Wiernik im Stil eines Tiroler Bauernhauses zwangsweise errichtet worden.

Behinderter Mann
Behinderter Mann
Ein 100 x 100 m großer Bereich im "Wohngebiet" war mit Stacheldraht eingezäunt. Hier waren drei große Baracken u-förmig aufgestellt worden. In ihnen befanden sich die Schlafräume des jüdischen Arbeitskommandos und Werkstätten. Auf einem daneben gelegenen Platz wurden die täglichen Appelle abgehalten. Dort befand sich die Latrine, ein primitiver Holzschuppen mit Strohdach.

Im "Auffanglager" fuhren die Transportzüge durch ein getarntes Tor im Lagerzaun und hielten an der ca. 200 m lange Rampe. Hier befand sich der "Bahnhof": Auf der Rückseite von zwei langen Baracken (in ihnen lagerte die SS die Habseligkeiten der Opfer bis zum Abtransport nach Lublin) waren Fenster, Hinweisschilder und eine Uhr aufgemalt. Später wurden dort sogar Blumen angepflanzt, alles zur Täuschung der ankommenden Opfer.
Von der Rampe wurden die Menschen über den "Bahnhofsvorplatz" nach dem eingezäunten "Umschlagplatz" gebracht. Nach dem Abstellen der Koffer und Taschen in einem bestimmten Sammelbereich trennte die SS Männer von Frauen und Kindern. Zwei lange Baracken standen hier. In der nördlichen Baracke mussten sich die Frauen ausziehen. Friseure des jüdischen Arbeitskommandos mussten ihnen danach die Köpfe kahl scheren. Die Männer entkleideten sich unter freiem Himmel. Die südliche Baracke diente als Lagerraum. In der Anfangsphase Treblinkas schlief das Arbeitskommando in diesem Gebäude.
Südlich des "Umschlagplatzes" lag der "Sortierungsplatz". Hier eilten die Männer des Arbeitskommandos zwischen riesigen Haufen von Koffern, Kleidung, Töpfen und anderen sortierten und durcheinander liegenden Dingen hin und her, um schließlich alles geordnet in den zwei Lagerhallen am "Bahnhof" abzulegen.
Ein kleiner Bereich des "Sortierungsplatzes" war dem "Lazarett" vorbehalten, an dessen Eingang die Flagge des Roten Kreuzes wehte. Kranke, Schwache und elternlose Kinder wurden hierher geführt, durch einen verwinkelten Eingang geleitet, im "Wartezimmer" entkleidet und an einer Verbrennungsgrube erschossen. Dieser Tötungsbereich war ebenfalls mit einem getarnten Stacheldrahtzaun abgeriegelt.

Insane Girl
Wahnsinnig
gewordenes
Mädchen
Im Südosten befand sich das "Totenlager". Hier fand der eigentliche Massenmord statt, auf einer Fläche von ca. 200 x 250 m. Dieser Bereich war durch einen getarnten Stacheldrahtzaun und hohe Erdwälle vom Rest des Lagers und der Außenwelt isoliert. Hier befanden sich die Gaskammern, die Massengräber, die Verbrennungsroste und die zwei eingezäunten Baracken des jüdischen Sonderkommandos mit Küche, Toilette und (später) Wäscherei. Ein Wachtturm und ein Wachhäuschen standen etwa in der Mitte des "Totenlagers".
In der Anfangsphase Treblinkas gab es drei kleine Gaskammern in einem Backsteingebäude, ähnlich dem Bau in Sobibor. In einem Anbau stand der Motor, der das tödliche Gas produzierte, das durch Wasserrohre in die Gaskammern geleitet wurde. Ein Generator lieferte gleichzeitig Strom für die Beleuchtung des Lagers.

Leichen tragen
Leichen tragen
Östlich des Gaskammergebäudes befanden sich die riesigen Leichengruben. Einige waren etwa 50 m lang, 25 m breit und 10 m tief. Ein Bagger aus dem Arbeitslager Treblinka I wurde hierzu eingesetzt. Ursprünglich brachte das Sonderkommando die Leichen mit Schmalspur-Loren zu den Gruben. Dies hat sich offensichtlich aus einem unbekannten Grund nicht bewährt, so dass man später die Leichen auf Bahren trug. Vor dem Verscharren wurden die Körper nach versteckten Wertsachen untersucht und Goldzähne gezogen.

Schuhe runter!
Schuhe runter!
Der "Entkleidungsplatz" im "Unteren Lager" war durch den "Schlauch" mit dem Gaskammergebäude verbunden. Dieser mit getarntem Stacheldraht eingezäunte Gang war 4 m breit, 2 m hoch und 80-90 m lang. Die SS nannte ihn "Himmelfahrtsstraße". Er nahm seinen Anfang an der Entkleidebaracke der Frauen, verlief zuerst in östliche Richtung, dann, nach einer engen Kurve, Richtung Süden direkt nach den Gaskammern. SS-Männer trieben die nackten Opfer im Laufschritt durch den "Schlauch", wobei bissige Hunde, Schlagstöcke und Gewehre brutal eingesetzt wurden.

Der erste Kommandant von Treblinka war der Österreicher SS-Obersturmführer Irmfried Eberl. Er war vorher in Bernburg a.d. Saale im Rahmen der NS-Euthanasie ("Aktion T4") an Morden beteiligt gewesen. Weil die SS unter seinem Kommando nicht mit den Bergen von Leichen fertig wurde, wurde er im August 1942 abgelöst von SS-Obersturmführer Franz Stangl, vorher Kommandant von Sobibor.
20 - 30 deutsche und österreichische SS-Männer (von denen die meisten schon Tötungserfahrungen bei der Euthanasie gemacht hatten) leiteten Treblinka. Sie wurden unterstützt von 90 - 120 Trawnikis. Die meisten dieser Trawniki-Männer waren ukrainische Kriegsgefangene, die sich freiwillig zum Dienst für die Deutschen gemeldet hatten um der Gefangenschaft zu entgehen. Die "Volksdeutschen" unter ihnen wurden von der SS als Kommandeure für die ukrainischen Trawnikis eingesetzt.

Scheissmeister
Scheissmeister
700 - 1.000 Gefangene Juden mussten in Treblinka arbeiten. SS und Trawnikis bewachten, kommandierten und töteten. Wer starb, wurde durch neu angekommene, kräftige Männer ersetzt. Im September 1942 richtete Stangl ein ständiges Arbeitskommando ein, weil die "bewährten" Juden nicht ständig neu eingearbeitet werden mussten. So gab es neben dem "Bahnhofskommando", was die Deportierten an der Rampe in Empfang nahm und die Güterwagen reinigte, eine Gruppe für den Entkleidungsbereich, den Sortierplatz, die Gaskammern und die Leichengruben. Ein "Kommando Tarnung" fällte Bäume, machte Feuerholz und besorgte Äste zum Tarnen der Stacheldrahtzäune. Einige Kommandos trugen farbige Armbinden zur Unterscheidung.

Die Deportationszüge bestanden normalerweise aus 50-60 Güterwagen, in denen 6.000-7.000 Juden eingesperrt waren. Von Malkinia fuhren die Züge über den Bug nach dem Bahnhof Treblinka, der vom Bahnhofsvorsteher Franciszek Zabecki geleitet wurde.
Dort teilte man sie in Gruppen von jeweils 20 Wagen, die dann von einer Rangierlok über das neu gebaute Nebengleis Richtung Lager geschoben wurden. Beim Pfiff der Lokomotive suchten die Trawnikis ihre Posten auf; an der Rampe, auf dem "Bahnhofs"vorplatz und den Dächern der Sortierbaracken, dem "Bahnhofs"gebäude. Nachdem der Zug angehalten hatte, öffnete das "Kommando Blau" nach und nach die Türen der 20 Wagen. Die noch lebenden Juden beeilten sich, ihre dunklen und stinkenden Verliese möchst schnell zu verlassen. Dazu spielte das Lagerorchester.
Ein SS-Mann erklärte den versammelten Juden, dass sie sich nun in einem Durchgangslager befänden, und sie weiter geschickt würden nach verschiedenen Arbeitslagern. Vorher jedoch müssten sie aus hygienischen Gründen zum Duschen gehen und ihre Kleidung desinfizieren lassen. Geld und sonstige Wertsachen müssten zur Aufbewahrung abgegeben werden. Nach dem Bad würden die Wertsachen wieder ausgehändigt. Nach dieser Erklärung wurden die Menschen zum Entkleiden geleitet.

Junges Mädchen
Junges Mädchen
Nackte Frauen
Nackte Frauen
Am Eingang des Entkleidungsplatzes beorderte man die Männer nach rechts, Frauen und Kinder nach links. Durch Schreie und Schläge der Bewacher angetrieben, liefen alle Juden nach den angwiesenen Plätzen. Das "Kommando Rot" begleitete sie. Ab Herbst 1942 schnitt man den Frauen hinter einer Wand am Ende der Entkleidungsbaracke die Haare ab, um diese in Deutschen Betrieben weiter zu Stoffen zu verarbeiten (evtl. auch zu Isoliermaterial).
Die nackten Juden wurden anschließend durch den "Schlauch" in die Gaskammern getrieben. Frauen und Kinder zuerst, während die nackten Männer auf dem Entkleidungsplatz warten mussten bis sie an der Reihe waren. Einige Quellen berichten, dass die Männer zuerst getötet worden sind. Das mag abhängig gewesen sein von der Art des jeweiligen Transportes.
Das Sterben in den Gaskammern dauerte etwa 20 - 30 Minuten. In den ersten Wochen Treblinkas konnte ein gesamter Transport innerhalb von 3 - 4 Stunden getötet werden. Später brauchten die Mörder oft nur noch eineinhalb Stunden.
Während die Juden der ersten 20 Wagen ermordet wurden, säuberten die 50 Männer des "Bahnhofskommandos" die verschmutzten Güterwagen. Dann wurden die Wagen zurück gefahren um den nächsten 20 Wagen Platz an der Rampe zu machen.

Flaschen einsammeln
Flaschen
einsammeln
Wertsachen sortieren
Wertsachen
sortieren
Zur selben Zeit sammelten 50 Männer die Kleidung und Habseligkeiten der Getöteten auf dem Entkleidungsplatz ein und brachte sie auf den Sortierplatz. Hier durchsuchte das "Sortierkommando" die Hinterlassenschaften nach Geld und sonstigen Wertsachen, und sortierte die Kleidungsstücke. Sie entfernten auch die aufgenähten Judensterne von der Kleidung, vernichteten die Ausweise und bereiteten die Bekleidung auf für den Versand nach dem Sammellager Lublin.
200 - 300 Männer des "Sonderkommandos" waren im "Totenlager" damit beschäftigt, die Leichen aus den Gaskammern zu entfernen, die Kammern zu säubern, die Goldzähne zu entfernen und die Leichen in den Gruben zu verscharren (ab Winter 1942/43 wurden die Leichen verbrannt).

Wie auch in Belzec und Sobibor bemerkten die Mörder bald, dass drei Gaskammern für die Tötung der angelieferten Juden nicht ausreichten. Deshalb wurde zwischen Anfang September 1942 und Anfang Oktober 1942 beschlossen, größere Gaskammern zu bauen.
Um Ziegelsteine für die Gaskammern zu besorgen, zerstörte der Bauexperte Erwin Lambert den Schornstein der Glasfabrik in Malkinia. Die so gewonnenen Steine dienten zum Bau der 10 "Neuen Gaskammern".
Heinrich Arthur Matthes war Chef des "Oberen Lagers", assistiert von Gustav Münzberger, Fritz Schmidt und den Ukrainern Marchenko und Shaleyev.

Das Orchester
Das Orchester
Das Vernichtungsprogramm begann am 23. Juli 1942. Die ersten Transporte kamen aus dem Warschauer Ghetto. Bis 21. September 1942 wurden 254.000 Juden aus Warschau und 112.000 Juden aus der Umgebung Warschaus in Treblinka umgebracht.
Unter den Opfern befand sich Janusz Korczak, der Direktor des Waisenhauses in Warschau, zusammen mit seinen Waisenkindern.
337.000 Juden aus dem Bezirk Radom und 35.000 Juden aus Lublin wurden bis zum Winter 1942-43 vergast.
Zwischen November 1942 und Januar 1943 brachte man 738.000 Juden aus dem Generalgouvernement und 107.000 Juden aus dem Bezirk Bialystok um.
In Treblinka wurden auch Juden aus anderen Ländern getötet: 7.000 aus der Slowakei im Sommer und Herbst 1942, 8.000 aus Terezin (Theresienstadt) zwischen 5. und 25. Oktober 1942, über 4.000 aus Griechenland Ende März 1943, 7.000 aus Mazedonien zwischen März 1943 und April 1943 und mindestens ein Transport mit 2.800 Menschen aus Saloniki Ende März 1943. 2.000 Roma wurden ebenfalls in Treblinka ermordet.
Das Vernichtungsprogramm dauerte bis April 1943. Danach kamen nur noch vereinzelte Transporte an.

Zwischen Ende Februar 1943 und März 1943 besuchte Reichsführer SS Heinrich Himmler Treblinka. Er befahl anschließend, die Leichen zu verbrennen. Daraufhin öffneten Bagger die Massengräber, und die SS verbrannte die exhumierten Leichen. Dies geschah mit einer Konstruktion aus Eisenbahnschienen, die als Verbrennungsrost dienten.

Der Maler
Der Maler
Um Weihnachten 1942 befahl Stangl den Bau des fiktiven Bahnhofs. Auf der Rückseite der beiden Lagerhaus-Baracken wurde eine Bahnhofsuhr, Fahrkartenschalter, Fenster, Fahrpläne und Richtungspfeile ("Nach Warschau", "Nach Wolkowice", "Nach Bialystok") aufgemalt. Hierdurch sollten die ankommenden Menschen in Sicherheit gewiegt werden. Gleichzeitig wurde zur Belustigung der SS-Mannschaft der Zoo und ein Biergarten eingerichtet.

Im Frühjahr 1943 dezimierte eine Typhus-Epidemie das jüdische Arbeitskommando. Hunderte Kranke wurden im "Lazarett" von August Miete und Willi Mentz erschossen.

In Treblinka gab es auch Widerstandsversuche, z.B. die Ermordung des SS-Mannes Max Biala durch Meir Berliner am 11. September 1942. Erst im Frühjahr 1943 bildete sich eine Widerstandsgruppe um Galewski, Dr. Julian Chorazycki, Zelo Bloch, Zvi Kurland, Rudolf Mazarek und Dr. Leichert. Niemand von ihnen überlebte den Aufstand, doch starben sie heroisch.

Aufstand
Aufstand
Als die Verbrennung der Leichen ihrem Ende entgegen ging, war es den Häftlingen klar, dass sie letztendlich auch ermordet würden. Die Führer des Widerstandes beschlossen, dass der geplante Aufstand nicht länger verschoben werden konnte. Als Zeitpunkt des Aufstandes wurde der 2. August 1943 17:00 Uhr festgelegt.
Zu Beginn des Aufstandes verlief alles nach Plan. Mit einem nachgemachten Schlüssel wurde das Waffenmagazin geöffnet und die Waffen an die Widerstandskämpfer ausgehändigt.
Man musste schnell handeln und die günstige Gelegenheit nutzen, denn einige SS-Männer waren zu dem Zeitpunkt im Bug schwimmen gegangen. So wurde das Feuer auf die Wachen eröffnet und der Aufstand nahm seinen Lauf. Bald explodierte die Tankstelle, und die Holzbaracken gingen in Flammen auf. Hunderte Juden rannten an die Zäune und versuchten, sich irgendeinen Weg in die Freiheit zu bahnen. Von den Wachttürmen wurde das Feuer eröffnet. Zu viele Flüchtlinge verfingen sich im Stacheldraht und starben bevor sie die Freiheit erreichen konnten.

Flucht
Flucht
Von ca. 1.000 noch lebenden Juden konnten etwa 200 fliehen. Sie wurden sofort von Polizei, SS und Trawnikis aus dem Arbeitslager Treblinka I verfolgt. Nur etwa 60 dieser Flüchtlinge waren am Ende des Krieges noch am Leben. Sie konnten der Welt über die Schrecken des Vernichtungslagers berichten.
Von den im Lager verbliebenen Juden wurde ein Teil sofort erschossen, die anderen mussten die verbliebenen Reste des Lagers schleifen und sämtliche Spuren verwischen. Weil die Gaskammern beim Aufstand nicht zerstört werden konnten, wurden am 21. August 1943 noch zwei Transporte aus Bialystok (Nr. PJ 207 und PJ 208) vergast.
Die letzten Juden des Arbeitskommandos brachte man am 20. Oktober 1943 nach Sobibor. Am 17. November 1943 verließ der letzte Transport mit Restmaterial das Gelände. Teile der Baracken wurden per Bahn nach dem Zwangsarbeitslager Dorohucza bei Trawniki gebracht.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg
Danach wurde das Land umgepflügt und mit Lupinen und Bäumen bepflanzt. Das Gelände wurde in einen Bauernhof verwandelt und ein gewisser Streibel (offensichtlich ein "volksdeutscher" Ukrainer) als Landbesitzer angesiedelt. Dieser sollte den Eindruck vermitteln, als sei hier nichts geschehen. Zusätzlich wollte die SS mit dieser Maßnahme verhindern, dass die Bevölkerung der Umgebung auf dem Gelände nach Geld, Gold und Schmuck gräbt. Nachdem er das Gelände verlassen hatte, grub die örtliche Bevölkerung nach Wertsachen, wobei auch Leichenteile wieder ans Licht gebracht wurden.

Einige Überlebende traten in den 50er Jahren als Zeugen im Prozess gegen Sepp Hirtreiter auf. Das Hauptverfahren gegen einige Treblinka-Täter fand erst zwischen 1964 und 1965 statt. Das Verfahren gegen den Kommandanten Franz Stangl erst 1970.

In Treblinka verloren zwischen 700.000 und 800.000 Juden ihr Leben.

Wladyslaw Szlengel: Treblinka

Karte "Transportzüge": Sir Martin Gilbert

Quellen:
Enzyklopädie des Holocaust
Arad: Belzec, Sobibor und Treblinka
Hilberg: Sonderzüge nach Auschwitz
Donat: The Death Camp Treblinka
Sereny: Into that Darkness
Willenberg: Surviving Treblinka

© ARC 2005