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Luftbild |
Treblinka liegt im nordöstlichen Teil des ehemaligen "Generalgouvernements", in
der Nähe der Stadt
Malkinia, 4 km nordwestlich des Dorfes Treblinka und
seiner Bahnstation an der Strecke
Warschau - Bialystok.
Der Ort wurde gewählt wegen der dichten Bewaldung und dem seit 1941 vorhandenen Arbeitslager
Treblinka I. In ihm mussten Polen und Juden Kies abbauen für
den Bau von Befestigungsanlagen im deutsch - sowjetischen Grenzgebiet.
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Brief von Eberl, dem ersten Kommandanten |
Das Vernichtungslager (Treblinka II) war Teil der
Aktion Reinhard. Die Bauarbeiten begannen
Ende Mai / Anfang Juni 1942. Juden aus der Umgebung und aus
Warschau sowie von Treblinka I wurden zum Bau eingesetzt. Die deutschen
Firmen
Schönbronn (
Leipzig) und
Schmidt-Münstermann waren ebenfalls beteiligt. Der Stacheldraht wurde von der
Deutsche Seil- und Drahtfabrik (
Freiberg in Sachsen)
[
letter //
waybill] geliefert.
SS Hauptsturmführer Richard Thomalla, der Bau-Experte der
Aktion Reinhard, leitete die Bauaufsicht. Ein spezielles Nebengleis wurde vom Bahnhof Treblinka nach dem
Vernichtungslager verlegt. Baumaterial wurde z.T. aus dem
Ghetto Warschau
herangeschafft. Treblinka war am
22. Juli 1942
bereit, Deportationstransporte zu empfangen.
Rudolf Höß,
Auschwitz-Kommandant,
besuchte Treblinka im Frühjahr 1942.
Der erste Transport, mit Juden aus dem
Warschauer Ghetto, kam am
23. Juli 1942
an.
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Die Rampe |
Das Lager hatte die Form eines schiefen, etwa 400 x 600 m großen Rechtecks. Ein Stacheldrahtzaun
umgab das Lager. In den Zaun eingeflochtene Kiefernzweige verhinderten den Einblick. Später baute
man zusätzlich einen äußeren Gürtel aus eisernen, mit Stacheldraht ausgestatteten
Panzersperren. An den Ecken des Lagers und im eigentlichen Vernichtungsbereich wurden hölzerne,
ca. 8m hohe Wachttürme errichtet.
Das Lager war eingeteilt in drei etwa gleich große Bereiche: Das "Wohngebiet", das "Auffanglager"
und das "Totenlager". Bewacher und Häftlinge bezeichneten das "Totenlager" auch als "Oberes Lager",
weil es auf dem ansteigenden Gelände am höchsten lag. Die beiden anderen Teile wurden auch
"Unteres Lager" genannt.
Im "Wohngebiet", im Nordwesten gelegen, befanden sich die Wohnbaracken der SS und "Trawnikis" (meistens Ukrainer,
die im SS-Ausbildungslager
Trawniki auf ihren "Dienst" vorbereitet worden waren),
die Baracke des Kommandanten
mit Büro, die Krankenstation, Lagerräume, Werkstätten und ein Freizeitbereich mit Zoo.
Hier befand sich auch der Eingang: Das Lagertor, das aus zwei hohen Säulen und einem schmalen Dach bestand.
Die Säulen waren jeweils mit einer Blume aus Metall verziert. Ein Schild trug die Aufschrift "SS Sonderkommando
Treblinka". Das benachbarte Wachthäuschen war von dem Juden Yankel Wiernik im Stil eines Tiroler Bauernhauses
zwangsweise errichtet worden.
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Behinderter Mann |
Ein 100 x 100 m großer Bereich im "Wohngebiet" war mit Stacheldraht eingezäunt. Hier waren drei
große Baracken u-förmig aufgestellt worden. In ihnen befanden sich die Schlafräume des
jüdischen Arbeitskommandos und Werkstätten. Auf einem daneben gelegenen Platz wurden die täglichen
Appelle abgehalten. Dort befand sich die Latrine, ein primitiver Holzschuppen mit Strohdach.
Im "Auffanglager" fuhren die
Transportzüge durch ein getarntes
Tor im Lagerzaun und hielten an der ca. 200 m lange Rampe. Hier befand sich der "Bahnhof": Auf der Rückseite von
zwei langen Baracken (in ihnen lagerte die SS die Habseligkeiten der Opfer bis zum Abtransport nach
Lublin) waren Fenster, Hinweisschilder und eine Uhr aufgemalt. Später
wurden dort sogar Blumen angepflanzt, alles zur Täuschung der ankommenden Opfer.
Von der Rampe wurden die Menschen über den "Bahnhofsvorplatz" nach dem eingezäunten "Umschlagplatz"
gebracht. Nach dem Abstellen der Koffer und Taschen in einem bestimmten Sammelbereich trennte die SS Männer
von Frauen und Kindern. Zwei lange Baracken standen hier. In der nördlichen Baracke mussten sich die Frauen
ausziehen. Friseure des jüdischen Arbeitskommandos mussten ihnen danach die Köpfe kahl scheren. Die
Männer entkleideten sich unter freiem Himmel. Die südliche Baracke diente als Lagerraum. In der
Anfangsphase Treblinkas schlief das Arbeitskommando in diesem Gebäude.
Südlich des "Umschlagplatzes" lag der "Sortierungsplatz". Hier eilten die Männer des Arbeitskommandos
zwischen riesigen Haufen von Koffern, Kleidung, Töpfen und anderen sortierten und durcheinander liegenden
Dingen hin und her, um schließlich alles geordnet in den zwei Lagerhallen am "Bahnhof" abzulegen.
Ein kleiner Bereich des "Sortierungsplatzes" war dem
"Lazarett" vorbehalten, an dessen Eingang die Flagge des Roten
Kreuzes wehte. Kranke, Schwache und elternlose Kinder wurden hierher geführt, durch einen verwinkelten
Eingang geleitet, im "Wartezimmer" entkleidet und an einer Verbrennungsgrube erschossen. Dieser Tötungsbereich
war ebenfalls mit einem getarnten Stacheldrahtzaun abgeriegelt.
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Wahnsinnig gewordenes Mädchen |
Im Südosten befand sich das "Totenlager". Hier fand der eigentliche Massenmord statt, auf einer Fläche
von ca. 200 x 250 m. Dieser Bereich war durch einen getarnten Stacheldrahtzaun und hohe Erdwälle vom Rest des
Lagers und der Außenwelt isoliert. Hier befanden sich die Gaskammern, die Massengräber, die
Verbrennungsroste und die zwei eingezäunten Baracken des jüdischen Sonderkommandos mit Küche,
Toilette und (später) Wäscherei. Ein Wachtturm und ein Wachhäuschen standen etwa in der Mitte
des "Totenlagers".
In der Anfangsphase Treblinkas gab es drei
kleine Gaskammern in einem Backsteingebäude,
ähnlich dem Bau in
Sobibor. In einem Anbau stand der
Motor, der das tödliche Gas produzierte, das durch Wasserrohre in die
Gaskammern geleitet wurde. Ein Generator lieferte gleichzeitig Strom für die Beleuchtung des Lagers.
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Leichen tragen |
Östlich des Gaskammergebäudes befanden sich die riesigen Leichengruben. Einige waren etwa 50 m lang,
25 m breit und 10 m tief. Ein Bagger aus dem Arbeitslager Treblinka I wurde hierzu eingesetzt. Ursprünglich
brachte das Sonderkommando die Leichen mit Schmalspur-Loren zu den Gruben. Dies hat sich offensichtlich
aus einem unbekannten Grund nicht bewährt, so dass man später die Leichen auf Bahren trug. Vor dem
Verscharren wurden die Körper nach versteckten Wertsachen untersucht und Goldzähne gezogen.
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Schuhe runter! |
Der "Entkleidungsplatz" im "Unteren Lager" war durch den "Schlauch" mit dem Gaskammergebäude verbunden.
Dieser mit getarntem Stacheldraht eingezäunte Gang war 4 m breit, 2 m hoch und 80-90 m lang. Die SS nannte ihn
"Himmelfahrtsstraße". Er nahm seinen Anfang an der Entkleidebaracke der Frauen, verlief zuerst in
östliche Richtung, dann, nach einer engen Kurve, Richtung Süden direkt nach den Gaskammern. SS-Männer
trieben die nackten Opfer im Laufschritt durch den "Schlauch", wobei bissige Hunde, Schlagstöcke und Gewehre
brutal eingesetzt wurden.
Der erste Kommandant von Treblinka war der Österreicher
SS-Obersturmführer
Irmfried Eberl. Er war vorher in
Bernburg a.d. Saale im Rahmen der
NS-Euthanasie ("Aktion T4") an Morden beteiligt gewesen. Weil die
SS unter seinem Kommando nicht mit den Bergen von Leichen
fertig wurde, wurde er im
August 1942 abgelöst von
SS-Obersturmführer
Franz Stangl, vorher Kommandant von
Sobibor.
20 - 30 deutsche und österreichische SS-Männer (von denen die meisten schon Tötungserfahrungen bei
der Euthanasie gemacht hatten) leiteten Treblinka. Sie wurden unterstützt von 90 - 120 Trawnikis. Die meisten
dieser Trawniki-Männer waren ukrainische Kriegsgefangene, die sich freiwillig zum Dienst für die Deutschen
gemeldet hatten um der Gefangenschaft zu entgehen. Die "Volksdeutschen" unter ihnen wurden von der SS als
Kommandeure für die ukrainischen Trawnikis eingesetzt.
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Scheissmeister |
700 - 1.000 Gefangene Juden mussten in Treblinka arbeiten. SS und Trawnikis bewachten, kommandierten und töteten.
Wer starb, wurde durch neu angekommene, kräftige Männer ersetzt.
Im
September 1942 richtete
Stangl ein ständiges
Arbeitskommando ein, weil die "bewährten" Juden nicht ständig neu eingearbeitet werden mussten.
So gab es neben dem "Bahnhofskommando", was die Deportierten an der Rampe in Empfang nahm und die Güterwagen
reinigte, eine Gruppe für den Entkleidungsbereich, den Sortierplatz, die Gaskammern und die Leichengruben.
Ein "Kommando Tarnung" fällte Bäume, machte Feuerholz und besorgte Äste zum Tarnen der
Stacheldrahtzäune. Einige Kommandos trugen farbige Armbinden zur Unterscheidung.
Die Deportationszüge bestanden normalerweise aus 50-60 Güterwagen, in denen 6.000-7.000 Juden
eingesperrt waren. Von
Malkinia fuhren die Züge
über den Bug nach dem Bahnhof Treblinka, der vom Bahnhofsvorsteher
Franciszek Zabecki geleitet wurde.
Dort teilte man sie
in Gruppen von jeweils 20 Wagen, die dann von einer Rangierlok über das neu gebaute Nebengleis Richtung Lager
geschoben wurden. Beim Pfiff der Lokomotive suchten die Trawnikis ihre Posten auf; an der Rampe, auf dem
"Bahnhofs"vorplatz und den Dächern der Sortierbaracken, dem "Bahnhofs"gebäude. Nachdem der Zug
angehalten hatte, öffnete das "Kommando Blau" nach und nach die Türen der 20 Wagen. Die noch
lebenden Juden beeilten sich, ihre dunklen und stinkenden Verliese möchst schnell zu verlassen. Dazu spielte
das
Lagerorchester.
Ein SS-Mann erklärte den versammelten Juden, dass sie sich nun in einem Durchgangslager befänden,
und sie weiter geschickt würden nach verschiedenen Arbeitslagern. Vorher jedoch müssten sie aus hygienischen
Gründen zum Duschen gehen und ihre Kleidung desinfizieren lassen. Geld und sonstige Wertsachen müssten
zur Aufbewahrung abgegeben werden. Nach dem Bad würden die Wertsachen wieder ausgehändigt. Nach dieser
Erklärung wurden die Menschen zum Entkleiden geleitet.
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Junges Mädchen |
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Nackte Frauen |
Am Eingang des Entkleidungsplatzes beorderte man die Männer nach rechts, Frauen und Kinder nach links.
Durch Schreie und Schläge der Bewacher angetrieben, liefen alle Juden nach den angwiesenen Plätzen.
Das "Kommando Rot" begleitete sie. Ab
Herbst 1942 schnitt man den Frauen
hinter einer Wand am Ende der Entkleidungsbaracke die Haare ab, um diese in Deutschen Betrieben weiter zu
Stoffen zu verarbeiten (evtl. auch zu Isoliermaterial).
Die nackten Juden wurden anschließend durch den "Schlauch" in die Gaskammern getrieben. Frauen und
Kinder zuerst, während die nackten Männer auf dem Entkleidungsplatz warten mussten bis sie an der
Reihe waren. Einige Quellen berichten, dass die Männer zuerst getötet worden sind. Das mag
abhängig gewesen sein von der Art des jeweiligen Transportes.
Das Sterben in den Gaskammern dauerte etwa 20 - 30 Minuten. In den ersten Wochen Treblinkas konnte ein gesamter
Transport innerhalb von 3 - 4 Stunden getötet werden. Später brauchten die Mörder oft nur noch
eineinhalb Stunden.
Während die Juden der ersten 20 Wagen ermordet wurden, säuberten die 50 Männer des "Bahnhofskommandos"
die verschmutzten Güterwagen. Dann wurden die Wagen zurück gefahren um den nächsten 20 Wagen Platz
an der Rampe zu machen.
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Flaschen einsammeln |
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Wertsachen sortieren |
Zur selben Zeit sammelten 50 Männer die Kleidung und Habseligkeiten der Getöteten auf dem
Entkleidungsplatz ein und brachte sie auf den Sortierplatz. Hier durchsuchte das "Sortierkommando"
die Hinterlassenschaften nach Geld und sonstigen Wertsachen, und sortierte die Kleidungsstücke.
Sie entfernten auch die aufgenähten Judensterne von der Kleidung, vernichteten die Ausweise und
bereiteten die Bekleidung auf für den
Versand nach dem
Sammellager Lublin.
200 - 300 Männer des "Sonderkommandos" waren im "Totenlager" damit beschäftigt, die Leichen aus den
Gaskammern zu entfernen, die Kammern zu säubern, die Goldzähne zu entfernen und die Leichen
in den Gruben zu verscharren (ab
Winter 1942/43 wurden die Leichen verbrannt).
Wie auch in
Belzec und
Sobibor bemerkten die Mörder bald, dass drei Gaskammern für
die Tötung der angelieferten Juden nicht ausreichten. Deshalb wurde zwischen
Anfang
September 1942 und
Anfang Oktober 1942 beschlossen, größere
Gaskammern zu bauen.
Um Ziegelsteine für die Gaskammern zu besorgen,
zerstörte der Bauexperte
Erwin
Lambert den Schornstein der Glasfabrik in
Malkinia. Die so gewonnenen
Steine dienten zum Bau der 10
"
Neuen Gaskammern".
Heinrich Arthur Matthes war Chef des "Oberen Lagers",
assistiert von
Gustav Münzberger,
Fritz Schmidt und den Ukrainern
Marchenko und Shaleyev.
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Das Orchester |
Das Vernichtungsprogramm begann am
23. Juli 1942. Die ersten Transporte kamen
aus dem Warschauer Ghetto. Bis
21. September 1942
wurden 254.000 Juden aus
Warschau und 112.000 Juden aus der Umgebung
Warschaus in Treblinka umgebracht.
Unter den Opfern befand sich
Janusz Korczak, der Direktor des Waisenhauses in
Warschau, zusammen mit seinen Waisenkindern.
337.000 Juden aus dem Bezirk
Radom und 35.000 Juden aus
Lublin wurden bis zum
Winter 1942-43 vergast.
Zwischen
November 1942 und Januar 1943 brachte man 738.000 Juden aus dem
Generalgouvernement und 107.000 Juden aus dem Bezirk
Bialystok um.
In Treblinka wurden auch Juden aus anderen Ländern getötet: 7.000 aus der Slowakei im
Sommer und Herbst 1942, 8.000 aus
Terezin (Theresienstadt) zwischen
5. und 25. Oktober 1942, über 4.000 aus Griechenland
Ende März 1943, 7.000 aus
Mazedonien zwischen
März 1943 und April 1943 und mindestens ein Transport mit 2.800
Menschen aus
Saloniki Ende März 1943.
2.000 Roma wurden ebenfalls in Treblinka ermordet.
Das Vernichtungsprogramm dauerte bis
April 1943. Danach kamen nur noch
vereinzelte Transporte an.
Zwischen
Ende Februar 1943 und März 1943 besuchte
Reichsführer SS
Heinrich Himmler Treblinka. Er befahl anschließend, die Leichen
zu verbrennen. Daraufhin öffneten Bagger die Massengräber, und die SS verbrannte die exhumierten
Leichen. Dies geschah mit einer Konstruktion aus Eisenbahnschienen, die als Verbrennungsrost dienten.
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Der Maler |
Um
Weihnachten 1942 befahl
Stangl den Bau
des fiktiven Bahnhofs. Auf der Rückseite der beiden Lagerhaus-Baracken wurde eine Bahnhofsuhr,
Fahrkartenschalter, Fenster, Fahrpläne und Richtungspfeile ("Nach
Warschau",
"Nach
Wolkowice",
"Nach
Bialystok") aufgemalt. Hierdurch sollten die ankommenden Menschen in Sicherheit gewiegt werden.
Gleichzeitig wurde zur Belustigung der SS-Mannschaft der Zoo und ein Biergarten eingerichtet.
Im
Frühjahr 1943 dezimierte eine Typhus-Epidemie das jüdische
Arbeitskommando. Hunderte Kranke wurden im "Lazarett" von
August Miete und
Willi Mentz erschossen.
In Treblinka gab es auch Widerstandsversuche, z.B. die Ermordung des SS-Mannes
Max
Biala durch
Meir Berliner am
11.
September 1942. Erst im Frühjahr
1943 bildete sich eine Widerstandsgruppe
um
Galewski, Dr. Julian Chorazycki, Zelo Bloch, Zvi Kurland, Rudolf Mazarek
und Dr. Leichert. Niemand von ihnen überlebte den Aufstand, doch starben sie heroisch.
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Aufstand |
Als die Verbrennung der Leichen ihrem Ende entgegen ging, war es den Häftlingen klar, dass sie letztendlich
auch ermordet würden. Die Führer des Widerstandes beschlossen, dass der geplante
Aufstand nicht
länger verschoben werden konnte. Als Zeitpunkt des Aufstandes wurde der
2. August 1943 17:00 Uhr festgelegt.
Zu Beginn des Aufstandes verlief alles nach Plan. Mit einem nachgemachten Schlüssel wurde das Waffenmagazin
geöffnet und die Waffen an die Widerstandskämpfer ausgehändigt.
Man musste schnell handeln und die günstige Gelegenheit nutzen, denn einige SS-Männer waren zu dem
Zeitpunkt im Bug schwimmen gegangen. So wurde das Feuer auf die Wachen eröffnet und der Aufstand nahm
seinen Lauf. Bald explodierte die Tankstelle, und die Holzbaracken gingen in Flammen auf. Hunderte Juden rannten
an die Zäune und versuchten, sich irgendeinen Weg in die Freiheit zu bahnen. Von den Wachttürmen wurde
das Feuer eröffnet. Zu viele Flüchtlinge verfingen sich im Stacheldraht und starben bevor sie die
Freiheit erreichen konnten.
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Flucht |
Von ca. 1.000 noch lebenden Juden konnten etwa 200 fliehen. Sie wurden sofort von Polizei, SS und Trawnikis aus dem
Arbeitslager Treblinka I verfolgt. Nur etwa 60 dieser Flüchtlinge waren am Ende des Krieges noch am Leben.
Sie konnten der Welt über die Schrecken des Vernichtungslagers berichten.
Von den im Lager verbliebenen Juden wurde ein Teil sofort erschossen, die anderen mussten die verbliebenen
Reste des Lagers schleifen und sämtliche Spuren verwischen. Weil die Gaskammern beim Aufstand nicht
zerstört werden konnten, wurden am
21. August 1943 noch zwei Transporte aus
Bialystok (Nr. PJ 207 und PJ 208) vergast.
Die letzten Juden des Arbeitskommandos brachte man am
20. Oktober 1943
nach
Sobibor. Am
17. November 1943 verließ
der letzte Transport mit Restmaterial das Gelände. Teile der Baracken
wurden per Bahn nach dem
Zwangsarbeitslager Dorohucza bei
Trawniki
gebracht.
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Nach dem Krieg |
Danach wurde das Land umgepflügt und mit Lupinen und Bäumen bepflanzt. Das Gelände wurde
in einen Bauernhof verwandelt und ein gewisser
Streibel (offensichtlich ein
"volksdeutscher" Ukrainer) als Landbesitzer angesiedelt. Dieser sollte den Eindruck vermitteln, als sei hier
nichts geschehen. Zusätzlich wollte die SS mit dieser Maßnahme
verhindern, dass die Bevölkerung der Umgebung auf dem Gelände nach Geld, Gold und Schmuck gräbt.
Nachdem er das Gelände verlassen hatte, grub die örtliche Bevölkerung nach Wertsachen, wobei
auch Leichenteile wieder ans Licht gebracht wurden.
Einige Überlebende traten in den 50er Jahren als Zeugen im Prozess gegen
Sepp Hirtreiter auf. Das Hauptverfahren gegen einige Treblinka-Täter
fand erst
zwischen 1964 und 1965 statt. Das Verfahren gegen den Kommandanten
Franz Stangl erst
1970.
In Treblinka verloren zwischen 700.000 und 800.000 Juden ihr Leben.
Wladyslaw Szlengel: Treblinka
Karte "Transportzüge": Sir Martin Gilbert
Quellen:
Enzyklopädie des Holocaust
Arad:
Belzec, Sobibor und Treblinka
Hilberg:
Sonderzüge nach Auschwitz
Donat:
The Death Camp Treblinka
Sereny:
Into that Darkness
Willenberg:
Surviving Treblinka
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