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Georg Wippern

Letztes Update 28. Oktober 2005

Georg Wippern wurde am 26. Mai 1909 in Hildesheim geboren. Während seiner Dienstzeit in Lublin war er eine bedeutende Figur im Rahmen der Aktion Reinhard, der Ausplünderung und Ermordung der Juden im Generalgouvernement. Eine seiner nach dem Krieg gemachten Aussagen fasst seine Rolle in Lublin zusammen:

"Als Leiter der Standortverwaltung der SS-Garnison in Lublin erhielt ich im Frühjahr 1942 einen Befehl vom Leiter der Hauptwirtschaftsverwaltung in Berlin, Oswald Pohl, die Sammlung und Sortierung von Schmuck, Wertsachen und Devisen aus beschlagnahmtem jüdischen Vermögen zu übernehmen und für den korrekten Transfer nach Deutschland zu sorgen.
Angesammelter Schmuck und andere Wertsachen sowie ausländische Währungen wurden an das WVHA in Berlin und danach an die Reichsbank gegen Empfangsbestätigung geliefert. Unschöner Goldschmuck wurde eingeschmolzen und als Barren an die Reichsbank geliefert. Dasselbe geschah auch mit dem Silber. Polnische Währung wurde durch mein Büro bei der Emissionsbank in Lublin auf ein Reichsbankkonto überwiesen.
"

In den frühen Tagen der Aktion Reinhard lieferte Christian Wirth den beschlagnahmten Schmuck und andere Wertsachen der Juden direkt an die Reichsbank, jedoch in einer unbefriedigenden Art und Weise. Nach einem Befehl Pohls musste Wirth die Wertsachen an Wippern übergeben.

Dental Gold
Zahngold
Chopin Street Depot
Lager Chopin Straße
Wipperns Sortierungs- und Verarbeitungsabteilung war bekannt als Abteilung Reinhard bzw. Abteilung 1Va. Zwei ältere SS-Männer, Unterscharführer Eicholz und Dorl, leiteten ein aus 20 - 30 jüdischen Zwangsarbeitern bestehendes Kommando. Dieses musste die geraubten Wertsachen von hunderttausenden jüdischen Familien sortieren und lagern. Bankangelegenheiten wurden von den gelernten Bankfachleuten SS-Obersturmführer Huber, SS-Oberscharführer Teichelmann, SS-Unterscharführer Pflanzer und Rzepa bearbeitet.

Wipperns Abteilung befand sich in einem fünfstöckigen Gebäude in der Chopin Straße 27, in der Nähe des Stadtzentrums von Lublin. Hier wurden die Wertsachen sortiert, gereinigt und in riesigen Regalen vom jüdischen Arbeitskommando zwischengelagert. Die Juden stammten aus dem nahe gelegenen Zwangsarbeitslager an der Lipowa Straße.

Ein Bericht des SS-Sturmbannführers Albert Franke – Gricksch erwähnt das Depot in der Chopin Straße:
"Von Trawniki reisten wir zurück nach Lublin, um das spezielle Unternehmen REINHARD zu besichtigen. Diese Abteilung hatte die Aufgabe, das gesamte bewegliche Vermögen der Juden im Generalgouvernement zu verwerten.
Es ist erstaunlich, welch riesiges Vermögen die Juden im Ghetto angesammelt hatten. Sogar zerlumpte und von Ungeziefer befallene, dreckige kleine Juden, die wie Bettler aussahen, tragen (wenn man ihnen die Kleidung auszieht) Devisen, Goldstücke, Diamanten und andere Wertsachen mit sich. Wir gingen durch die Keller dieses "Spezialunternehmens" und wurden an die Märchen von "Tausend und einer Nacht" erinnert.
Wirth's personal SS Sheet
Wipperns Büro in der
Standortverwaltung
Ganze Kartons, gefüllt mit echten Perlen, Schachteln voller Diamanten, ein Korb voller Goldstücke und viele Kilo Silbermünzen, neben Juwelen jeder Art. Um diese Wertsachen besser verwerten zu können, schmilzt man im Garten des Hauses das Gold und Silber zu Barren. Da gibt es eine kleine Gießerei, in der Gold und Silber geschmolzen werden, dann in Barren gegossen werden und an gewissen Tagen an die Reichsbank geliefert werden. Das "Spezialunternehmen REINHARD" hat bis jetzt 2.500 Kilo Gold, 20.000 Kilo Silber, 6,5 Kilo Platin, 60.000 Reichsmark in Devisen, 800.000 Dollar Bargeld und 144.000 Golddollar abgeliefert. Die riesige Menge an Diamanten und Perlen kann kaum abgeschätzt werden.
"

Wipperns Büros lagen in benachbarten Gebäuden an der Ecke der Pilsudski Allee und der Lipowa Straße. Ebenfalls unter seiner Kontrolle war das Sortierungsdepot auf dem Gelände des Lagers Flugplatz an der Chelmska Straße, in dem die gesamte Kleidung der jüdischen Opfer der Aktion Reinhard-Lager gesäubert und sortiert wurde.
Odilo Globocnik befahl Wippern, das Personal der Lager Belzec und Sobibor mit SS-Uniformen auszustatten. Wippern sagte dazu aus:
"Der SS- und Polizeiführer Lublin, Globocnik, hatte bereits bei mir angefragt, die 40 Männer aus dem Reich auszustatten. Zu der Zeit war noch nichts von einer Umsiedlung der Juden gesagt worden. Das war ein SS-Sonderkommando, das von Berlin geschickt worden war."

Nach dem Krieg war Wippern Verwaltungsbeamter im mittleren Dienst. Er zog mit seiner Familie öfters um und wohnte in Saarbrücken, Hannover, Aachen, Bad Dürrheim, Homburg (Jägersburg) und Bonn. Die vielen Umzüge mögen begründet gewesen sein durch Nachforschungen deutscher Behörden im Zuge des neueren Interesses an Nazi-Verbrechen als Folge des Eichmann-Prozesses.
Seinen Kindern war Wipperns Tätigkeitsbereich in Lublin nicht bekannt. Seine Enkeltochter beschreibt ihn als gut erzogenen, intelligenten und gebildeten Mann, der ihr stets ein liebevoller Großvater gewesen ist. Er wachte nachts oft schreiend auf, von Albträumen geplagt. Seiner Frau sagte er dann, er hätte von Gefechten geträumt, hatte er doch eine Schussverletzung an der Schulter. Vielleicht deutet dies darauf hin, dass seine Tätigkeit in Lublin doch nicht seinem Charakter und Wesen entsprochen hat. 1942 hatte er mehrmals das Lager Majdanek aufgesucht. Danach kam er immer "zittrig und bleich" heim.

Nach dem Krieg musste sich Wippern vor deutschen Untersuchungsbeamten zu seiner Tätigkeit in Polen äußern. Ein Prozess wurde nicht eröffnet. Wippern wurde nicht verurteilt. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass er tatsächlich keine Verbrechen im engeren Sinn verübt hat, sondern nur als Verwaltungschef der Abteilung 1Va tätig gewesen ist und somit ein typisches Beispiel für einen der vielen "Schreibtischtäter" sein mag.
Im Frühjahr 1993 ist Wippern in Bonn gestorben.

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