Die Vorbereitungen für die Vernichtung der Juden im Generalgouvernement hatten schon Monate vor der
"
Wannsee-Konferenz" begonnen. Eine besondere Organisation wurde
geschaffen, die "Aktion Reinhard". Der Name wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit
Reinhardt Heydrichs Ermordung in
Prag
gewählt. Die Aktion Reinhard wurde vom "SS- und Polizeiführer für den Distrikt
Lublin" (SSPF LUBLIN),
Odilo Globocnik, gegründet.
Am
20. / 21. Juli 1941 besuchte Himmler
Globocnik in
Lublin und entschied, die dort befindlichen SS-Betriebe zu vergrößern
bzw. zu erweitern. In einem offiziellen Schreiben wies Himmler den "SSPF Lublin"
an, in
Lublin ein Konzentrationslager für 25.000 - 50.000 Gefangene
einzurichten, die dann als praktisch kostenlose Arbeitskräfte für die SS-Betriebe zur Verfügung
stünden.
Ende 1941 wurde entschieden, dass das
KZ Lublin
(auch bekannt als
Majdanek) auch sowjetische Kriegsgefangene aufnehmen sollte.
Himmler befahl auch die Erweiterung des Zwangsarbeitslagers
Lipowa-Straße 7 und die Ansiedlung Deutscher in der Region
Zamosc.
Mitte Juli 1942 besuchte Himmler
Sobibor, eines der Vernichtungslager der Aktion Reinhard im Distrikt
Lublin. Am
19. Juli besuchte er auch das
SS-Ausbildungslager
Trawniki, was mehrere Fotos belegen.
Er beendete seine Rundreise mit einem Besuch des Aktion Reinhard-Hauptquartiers in
Lublin, wobei er sich mit
Globocnik
und "HSSPF Ost",
F.W. Krüger, traf. Dieser erhielt von
Himmler den schriftlichen Befehl, die Vernichtung der Juden im Generalgouvernement
zu beschleunigen und zum
31. Dezember 1942 durchgeführt zu haben.
Anfang März 1943 reiste Himmler wieder nach
Lublin,
Sobibor und
Treblinka. In Erwartung der Besichtigung wurden die Lager
peinlich gesäubert.
Karl Frenzel
(
Sobibor), sagte in seinem Verfahren darüber aus:
"
Der Besuch wurde schon einige Tage vorher angekündigt. Die Lagerleitung unternahm
Schritte, um Ordnung im Lager zu schaffen... Mir wurde befohlen, zusammen mit einigen Unterführern und ukrainischen
Wachen, die Außensicherung des Lagers zu übernehmen und Himmlers persönliche Sicherheit zu garantieren.
Als Himmler die Vergasungsanlage in Lager IV besichtigte, bewachte ich die Umgebung. Ich erinnere mich daran, dass
danach alle Unterführer in der Kantine versammelt wurden und Himmler ein Grußwort an sie richtete."
Zu Ehren Himmlers wurde eine Extra-Vergasung von einigen hundert jungen, jüdischen Mädchen vorgenommen.
Das ist belegt durch die Aussage von SS-Oberscharführer
Hubert Gomerski
(
Sobibor):
"
Ich erinnere mich an den Besuch des Reichsführers-SS Heinrich Himmler in
Sobibor, ... Ich sah Himmler mit der ganzen Gruppe in Richtung
Lager III gehen."
In
Treblinka tauchte Himmler mit einer Gruppe von 20 Personen auf.
Kurt Franz und Lagerkommandant
Franz Stangl führten die Besucher im Lager herum. Nach dem "Lazarett"
verbrachten die Männer eine halbe Stunde im eigentlichen Vernichtungsbereich, dem "oberen Lager". Während
seines Besuches bemerkte Himmler, dass entgegen seinem Befehl die Leichen der Juden begraben wurden und nicht
verbrannt. Um alle Spuren des Massenmordes zu beseitigen, ordnete er wieder an, die Leichen zu verbrennen. Dies
wurde daher die Hauptarbeit während der letzten Monate des Lagers.
Himmler empfand
Sobibor und
Treblinka als nicht ausgelastet. Deshalb ordnete er an,
dass Transporte aus den Niederlanden nach
Sobibor, und Transporte aus dem
Balkan, Bulgarien und Griechenland nach
Treblinka gehen sollten. Diese Entscheidung
hatte jedoch nichts damit zu tun, dass Himmler der Meinung war, die Aktion Reinhard sei grundsätzlich
vollendet und die Lager seien nach "Abwicklung" dieser Transporte zu schließen.
Himmler war beeindruckt von der Effektivität und der Einsatzbereitschaft der SS-Männer in den Aktion
Reinhard-Lagern. Daher beendete er seine Besuche mit der Entscheidung, die Kommandeure und besonders "fleißigen"
niedrigeren Ränge zu befördern.
Am
5. Juli 1943 schlug Himmler
Oswald Pohl,
Odilo Globocnik und
Krüger> vor,
Sobibor in ein KZ umzuwandeln, mit einem Bereich zur Lagerung von Beutemunition.
Dies hätte bedeutet, dass
Sobibor als KZ dann
Pohl unterstellt wäre und nicht mehr
Globocnik. Nach einer Diskussion mit
Globocnik
schrieb
Pohl an Himmler, dass die gewünschte Änderung auch ohne
Änderung der Zuständigkeit vorgenommen werden könne. Am
24. Juli 1943
erhielt
Pohl die Nachricht, dass Himmler mit seinem Vorschlag einverstanden sei.
Daraufhin begannen in
Sobibor die Arbeiten im gesamten nordöstlichen
Bereich, um nahe des Gleisanschlusses Bunker und Baracken für die Lagerung von Munition zu bauen.
Fünf Tage nach dem Aufstand in
Sobibor fand am
19. Oktober 1943 eine Konferenz in
Krakow (Krakau)
statt, auf der
Hans Frank die Frage ansprach, was mit den Juden in den Arbeitslagern
geschehen solle. Obwohl Inspektionen empfohlen wurden, entschied Himmler, dass diese Zwangsarbeiter sofort
zu liquidieren seien. Himmler beauftragte
Krüger, diesen Befehl
auszuführen.
Krüger delegierte diese Aufgabe an
Jakob Sporrenberg, der inzwischen
Globocnik
als "SSPF Lublin" ersetzt hatte.
Diese geplante Ermordung der Zwangsarbeiter erhielt die Tarnbezeichnung
Aktion Erntefest und fand im
November 1943 statt. Etwa 42.000 Juden wurden bei diesem letzten Massenmord im
Generalgouvernement umgebracht.
Formal blieb
Globocnik Chef der Aktion Reinhard bis zum
19. Oktober 1943, aber faktisch wurde er
Ende September
nach seiner Geburtsstadt
Triest versetzt, nun als "HSSPF Adriatisches
Küstenland". Von
Triest aus bombardierte
Globocnik Himmler mit Korrespondenz, unter anderem am
5. Januar 1944 mit seinem Abschlussbericht zur Aktion Reinhard.
Siehe
Wirtschaftliche Aspekte der Aktion Reinhard!
Himmler antwortete, dass
Globocnik dem deutschen Volk einen großartigen
und einzigartigen Dienst erwiesen hätte.
Himmler und
Globocnik waren Verbündete im Verbrechen, dem größten
Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.
Quellen:
Arad, Yitzhak.
Belzec, Sobibor, Treblinka - The Operation Reinhard Death Camps, Indiana University Press,
Bloomington and Indianapolis, 1987
Robert S Wistrich.
Who’s Who in Nazi Germany. Routledge London 1995
Gerald Reitlinger.
The Final Solution, Valentine and Mitchell 1953
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