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Himmler und Aktion Reinhard

Letztes Update 17. November 2006






Die Vorbereitungen für die Vernichtung der Juden im Generalgouvernement hatten schon Monate vor der "Wannsee-Konferenz" begonnen. Eine besondere Organisation wurde geschaffen, die "Aktion Reinhard". Der Name wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit Reinhardt Heydrichs Ermordung in Prag gewählt. Die Aktion Reinhard wurde vom "SS- und Polizeiführer für den Distrikt Lublin" (SSPF LUBLIN), Odilo Globocnik, gegründet.

Am 20. / 21. Juli 1941 besuchte Himmler Globocnik in Lublin und entschied, die dort befindlichen SS-Betriebe zu vergrößern bzw. zu erweitern. In einem offiziellen Schreiben wies Himmler den "SSPF Lublin" an, in Lublin ein Konzentrationslager für 25.000 - 50.000 Gefangene einzurichten, die dann als praktisch kostenlose Arbeitskräfte für die SS-Betriebe zur Verfügung stünden.
Ende 1941 wurde entschieden, dass das KZ Lublin (auch bekannt als Majdanek) auch sowjetische Kriegsgefangene aufnehmen sollte. Himmler befahl auch die Erweiterung des Zwangsarbeitslagers Lipowa-Straße 7 und die Ansiedlung Deutscher in der Region Zamosc.

Mitte Juli 1942 besuchte Himmler Sobibor, eines der Vernichtungslager der Aktion Reinhard im Distrikt Lublin. Am 19. Juli besuchte er auch das SS-Ausbildungslager Trawniki, was mehrere Fotos belegen.
Er beendete seine Rundreise mit einem Besuch des Aktion Reinhard-Hauptquartiers in Lublin, wobei er sich mit Globocnik und "HSSPF Ost", F.W. Krüger, traf. Dieser erhielt von Himmler den schriftlichen Befehl, die Vernichtung der Juden im Generalgouvernement zu beschleunigen und zum 31. Dezember 1942 durchgeführt zu haben.

Anfang März 1943 reiste Himmler wieder nach Lublin, Sobibor und Treblinka. In Erwartung der Besichtigung wurden die Lager peinlich gesäubert. Karl Frenzel (Sobibor), sagte in seinem Verfahren darüber aus:
"Der Besuch wurde schon einige Tage vorher angekündigt. Die Lagerleitung unternahm Schritte, um Ordnung im Lager zu schaffen... Mir wurde befohlen, zusammen mit einigen Unterführern und ukrainischen Wachen, die Außensicherung des Lagers zu übernehmen und Himmlers persönliche Sicherheit zu garantieren. Als Himmler die Vergasungsanlage in Lager IV besichtigte, bewachte ich die Umgebung. Ich erinnere mich daran, dass danach alle Unterführer in der Kantine versammelt wurden und Himmler ein Grußwort an sie richtete."
Zu Ehren Himmlers wurde eine Extra-Vergasung von einigen hundert jungen, jüdischen Mädchen vorgenommen. Das ist belegt durch die Aussage von SS-Oberscharführer Hubert Gomerski (Sobibor):
"Ich erinnere mich an den Besuch des Reichsführers-SS Heinrich Himmler in Sobibor, ... Ich sah Himmler mit der ganzen Gruppe in Richtung Lager III gehen."

In Treblinka tauchte Himmler mit einer Gruppe von 20 Personen auf. Kurt Franz und Lagerkommandant Franz Stangl führten die Besucher im Lager herum. Nach dem "Lazarett" verbrachten die Männer eine halbe Stunde im eigentlichen Vernichtungsbereich, dem "oberen Lager". Während seines Besuches bemerkte Himmler, dass entgegen seinem Befehl die Leichen der Juden begraben wurden und nicht verbrannt. Um alle Spuren des Massenmordes zu beseitigen, ordnete er wieder an, die Leichen zu verbrennen. Dies wurde daher die Hauptarbeit während der letzten Monate des Lagers.
Himmler empfand Sobibor und Treblinka als nicht ausgelastet. Deshalb ordnete er an, dass Transporte aus den Niederlanden nach Sobibor, und Transporte aus dem Balkan, Bulgarien und Griechenland nach Treblinka gehen sollten. Diese Entscheidung hatte jedoch nichts damit zu tun, dass Himmler der Meinung war, die Aktion Reinhard sei grundsätzlich vollendet und die Lager seien nach "Abwicklung" dieser Transporte zu schließen.
Himmler war beeindruckt von der Effektivität und der Einsatzbereitschaft der SS-Männer in den Aktion Reinhard-Lagern. Daher beendete er seine Besuche mit der Entscheidung, die Kommandeure und besonders "fleißigen" niedrigeren Ränge zu befördern.

Am 5. Juli 1943 schlug Himmler Oswald Pohl, Odilo Globocnik und Krüger> vor, Sobibor in ein KZ umzuwandeln, mit einem Bereich zur Lagerung von Beutemunition. Dies hätte bedeutet, dass Sobibor als KZ dann Pohl unterstellt wäre und nicht mehr Globocnik. Nach einer Diskussion mit Globocnik schrieb Pohl an Himmler, dass die gewünschte Änderung auch ohne Änderung der Zuständigkeit vorgenommen werden könne. Am 24. Juli 1943 erhielt Pohl die Nachricht, dass Himmler mit seinem Vorschlag einverstanden sei. Daraufhin begannen in Sobibor die Arbeiten im gesamten nordöstlichen Bereich, um nahe des Gleisanschlusses Bunker und Baracken für die Lagerung von Munition zu bauen.

Fünf Tage nach dem Aufstand in Sobibor fand am 19. Oktober 1943 eine Konferenz in Krakow (Krakau) statt, auf der Hans Frank die Frage ansprach, was mit den Juden in den Arbeitslagern geschehen solle. Obwohl Inspektionen empfohlen wurden, entschied Himmler, dass diese Zwangsarbeiter sofort zu liquidieren seien. Himmler beauftragte Krüger, diesen Befehl auszuführen. Krüger delegierte diese Aufgabe an Jakob Sporrenberg, der inzwischen Globocnik als "SSPF Lublin" ersetzt hatte.
Diese geplante Ermordung der Zwangsarbeiter erhielt die Tarnbezeichnung Aktion Erntefest und fand im November 1943 statt. Etwa 42.000 Juden wurden bei diesem letzten Massenmord im Generalgouvernement umgebracht.

Formal blieb Globocnik Chef der Aktion Reinhard bis zum 19. Oktober 1943, aber faktisch wurde er Ende September nach seiner Geburtsstadt Triest versetzt, nun als "HSSPF Adriatisches Küstenland". Von Triest aus bombardierte Globocnik Himmler mit Korrespondenz, unter anderem am 5. Januar 1944 mit seinem Abschlussbericht zur Aktion Reinhard.
Siehe Wirtschaftliche Aspekte der Aktion Reinhard!
Himmler antwortete, dass Globocnik dem deutschen Volk einen großartigen und einzigartigen Dienst erwiesen hätte.
Himmler und Globocnik waren Verbündete im Verbrechen, dem größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.

Quellen:

Arad, Yitzhak. Belzec, Sobibor, Treblinka - The Operation Reinhard Death Camps, Indiana University Press, Bloomington and Indianapolis, 1987
Robert S Wistrich. Who’s Who in Nazi Germany. Routledge London 1995
Gerald Reitlinger. The Final Solution, Valentine and Mitchell 1953

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