"Aktion Erntefest" - Deckname für die Massenerschießung aller Juden in den verbliebenen Arbeitslagern
im Bezirk
. Dieser letzte Akt der
. Zur Rechtfertigung
der Aktion gab er Sicherheitsgründe an. Offenbar waren die Aufstände im
s Befehl.
) natürlich keine wirkliche Bedrohung.
In diesen Lagern lebten die letzten Überlebenden der liquidierten Ghettos in
. Ebenfalls betroffen waren 600 slowakische Juden,
die
selektierte kleinere Gruppen von Juden aus den
Niederlanden und Frankreich.
. Diese Gesellschaft war am
, gegründet worden um die Arbeitskraft der
Juden auszubeuten und sich ihr Vermögen anzueignen. In den Werkstätten der
produzierten die
gefangenen Juden vorwiegend Ausrüstungsgegenstände für die Deutsche Wehrmacht. Die Maschinen stammten
vorwiegend aus ehemaligen Ghettobetrieben, Stoffe und anderes Material aus den Vernichtungslagern.
Das von
war eines der größten Produktionskomplexe im besetzten Europa: ca. 45.000 Juden mussten hier für die
SS arbeiten.
hatte stets die Befürchtung, dass sein "jüdisches
Arbeitsimperium" von der Wehrmacht oder der deutschen Industrie übernommen werden könnte.
).
Die jüdischen Zwangsarbeiter in diesen Lagern waren mehrheitlich der Meinung, dass sie als Spezialisten
von den Nazis gebraucht werden und somit überleben konnten. Dies war allerdings nur eine Illusion,
denn für die Nazis spielte letztlich die Rassenideologie eine größere Rolle als wirtschaftliche Aspekte.
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Sporrenberg |
Himmler und
Globocnik kalkulierten einen
jüdischen Widerstand bei der geplanten Liquidierung der Lager ein. Daher wurde die Aktion Erntefest geheim
geplant und schließlich urplötzlich in allen Lagern gleichzeitig durchgeführt.
Nach Aussagen
Jakob Sporrenbergs, Nachfolger von
Globocnik als HSSPF (Höherer SS- und Polzeiführer)
im Distrikt
Lublin im
September 1943,
wurde bereits im
August 1943 über
eine Aktion zur Vernichtung der Juden in den Arbeitslagern nachgedacht.
Friedrich Krüger, SS- und Polizeichef im Generalgouvernement,
wurde zur gleichen Zeit von
Himmler über eine geplante Aktion informiert.
In der
zweiten Oktoberhälfte 1943 beschloss
Himmler endgültig, die Zwangsarbeiter in den Lagern umzubringen.
Einige Tage vor dem Erntefest wurde den Häftlingen befohlen, Gräben auszuheben. Man sagte ihnen, es
seien Luftschutzgräben. Unter den Juden machten Gerüchte die Runde, dass etwas Besonderes in der Luft
läge. Kaum jemand glaubte allerdings an eine Auflösung der Lager, denn kurz vorher hatten die Werkstätten
von
Schultz in
Trawniki und
Toebbens in
Poniatowa noch neue Aufträge erhalten. Im Lager
"Flugplatz" in
Lublin lagen noch Berge von
Kleidung der in den Vernichtungslagern Getöteten.
2.000-3.000 SS-Männer und Polizisten (z.B. das Polizeibatallion 101) wurden von
Auschwitz,
Poznan (Posen)
und
Kaliningrad (Königsberg) nach
Lublin
abkommandiert, um 15.000 Juden in
Poniatowa, 8.000 in
Majdanek, 6.000 in
Trawniki und tausende
anderer Juden in den Lagern in
Lublin und anderswo umzubringen.
Eine letzte Besprechung zur Durchführung der Aktion wurde am Vorabend in
Lublin abgehalten.
Christian Wirth, Inspekteur der Aktion Reinhard, war aus
Trieste zurückgeholt worden um die Aktion zu beaufsichtigen.
Er war möglicherweise auch bei den Erschießungen in
Majdanek anwesend.
Am frühen Morgen des
3. November 1943 wurden die Lager in
Majdanek und
Trawniki von SS und
Polizei umstellt.
Der Morgenappell der Häftlinge war diesmal kürzer als sonst. Die nichtjüdischen Häftlinge
wurden zurück in die Baracken befohlen, die Juden mussten nach Feld 5 des Lagers gehen, in der Nähe des
Krematoriums und der ausgehobenen Gräben. Zur selben Zeit wurden die Häftlinge der Arbeitslager in
Lublin (
Lipowa Str.7, Flugplatz und Sportplatz)
nach
Majdanek gebracht.
Im Feld 5 schloss man die Juden in den Baracken ein. Eine diente zum Entkleiden und Abliefern der letzten
Wertsachen. In Gruppen von 100 mussten die nackten Menschen schließlich nach den Gräben laufen und
sich auf die Toten oder Verwundeten legen um sogleich selbst von den Maschinengewehren getroffen zu werden.
Während der Massenerschießung wurden die Schüsse und Schreie übertönt von zwei
Lautsprecherwagen, die Märsche und Walzer von
Johann Strauss abspielten.
Dieser Tag im KZ
Majdanek wurde später "Schwarzer Mittwoch" genannt.
Die Ereignisse wurden beschrieben
von nichtjüdischen Lagerinsassen, die die Schüsse und Schreie trotz der Lautsprechermusik hören
konnten. Bis zu 3 - 4 km Entfernung konnten auch lubliner Bürger die Musik, Schüsse und Schreie hören
und bezeugen. Alle Lubliner litten unter dem Rauch und Gestank der anschließenden Verbrennung der Leichen.
Während der Exekutionen gab es auch einen Akt des Widerstandes. Die in einer Baracke in Feld 5 eingeschlossenen
jüdischen Frauen sahen plötzlich die aus dem Lager
Lipowa Straße 7
eingetroffenen jüdischen
Kriegsgefangenen und begannen zu schreien und um ihr Leben bitten. Da begannen einige der Kriegsgefangenen ihre
Bewacher anzugreifen. Drei SS-Männer wurden getötet oder verwundet, die jüdischen Kämpfer
anschließend auf der Stelle erschossen. Viele der in den Baracken eingeschlossenen Juden kollabierten, und
die jüdischen Ärzte und Schwestern des Krankenreviers nahmen sich das Leben.
Am Ende der Erschießungen ließ die SS etwa 400 Juden am Leben und brachte sie in das Feld 4. Die Frauen
unter ihnen mussten nun die Habe der Erschossenen sortieren. Die Männer wurden in Gruppen eingeteilt und
gezwungen, den Leichen die Goldzähne zu ziehen und anschließend zu verbrennen.
Die Erschießungen dauerten von 6:00 morgens bis 17:00 Uhr. Sie verliefen nach einem genau festgelegten
Schlachtplan.
Sporrenberg bzw.
Hermann Höfle, die in
Sporrenbergs Büro Quartier bezogen hatten, erhielten stündliche
Berichte über die Zahl der Erschossenen (16.000 - 18.000).
Nachdem alle Leichen verbrannt worden waren, brachte man die jüdischen Häftlinge nach anderen Orten mit
Massenerschießungen im Distrikt
Lublin. Auch dort mussten sie Leichen
aus Massengräbern holen und verbrennen.
Dieses
Sonderkommando wurde wahrscheinlich in
Poniatowa oder
Chelm erschossen. Zwei Männer konnten
allerdings flüchten:
Josef Reznik und
Josef
Sterdyner. Im
März 1944 wurden die von den 400 selektierten Juden
noch lebenden Frauen des Sonderkommandos nach
Auschwitz-Birkenau gebracht.
Dabei konnte
Ida Mazower flüchten; alle anderen kamen in den Gaskammern um.
Der vierte Überlebende des Erntefestes in
Majdanek,
Chaim Zacharewicz aus
Bialystok, wurde
in das
Gestapo-Gefängnis in Lublin eingeliefert. Er überlebte
sogar die letzte Exekution in diesem Gefängnis im
Juli 1944.
Am
3. November 1943 ermordete man 2.000 Juden im Lager
Szebnie (bei
Jaslo,
Bezirk
Krakau). Sie waren bei der
Deportation der krakauer Juden nach
Belzec selektiert worden und mussten
nun ihr Leben in einem Waldstück bei
Szebnie lassen. 800 verbliebene Juden aus
Szebnie wurden schließlich nach
Auschwitz-Birkenau deportiert.
Ebenfalls am
3. November 1943 wurde das Zwangsarbeitslager in
Trawniki liquidiert.
Die Gefangenen wurden an der Grenze zum SS-Ausbildungslager erschossen, zusammen mit den Insassen des Lagers
Dorohucza. Unter den Gefangenen
befanden sich auch Mitglieder des jüdischen Widerstandes. Wegen des überraschenden Termins des
Erntefestes konnten sie sich nicht formieren, und es kam nicht zum Widerstand.
Die Einwohner
Trawnikis beobachteten die Exekutionen von ihren Häusern aus.
Daher stammen die meisten Zeugenaussagen von ihnen. Auch in
Trawniki
selektierte die SS ein Sonderkommando von 200 Juden für das Verbrennen der Leichen. Es sind nur zwei
Männer bekannt, die diesem Kommando entfliehen konnten. Insgesamt wurden hier etwa 10.000 Juden erschossen.
In der Nähe
Trawnikis gab es 1943 ein kleines Lager im Dorf
Milejow. Etwa 200 Gefangene stellten in der
örtlichen Marmeladefabrik Nahrungsmittel für SS und Wehrmacht her. Dieses Lager wurde nicht am
3. November liquidiert. Eine kleine Gruppe Gefangener kam nach
Auschwitz, die anderen schickte man nach
Trawniki. Dort brachte die SS sie
Ende 1943
zusammen mit den Mitgliedern des Sonderkommandos um.
Am
4. November 1943 fand das Erntefest in
Poniatowa
und kleineren Lagern im Kreis
Pulawy statt.
In
Poniatowa ermordete die SS etwa 14.000 Gefangene. Es kam auch hier
zu vereinzelten Widerstandsaktionen, wobei z.B. einige Baracken von jüdischen Widerstandskämpfern
in Brand gesetzt wurden. Nur zwei Überlebende dieser Exekutionen sind bekannt.
Bei der Liquidierung des Lagers in
Pulawy (nahe des örtlichen Sägewerkes)
kam es auch zu Widerstandsaktionen. Eine Gruppe von ca. 400 Gefangenen (unter ihnen auch jüdische
Kriegsgefangene aus dem Lager
Lipowa Str. 7 in
Lublin und Juden aus der Slowakei) kämpfte gegen die SS.
Dabei konnten mehrere Juden entfliehen; ihr Schicksal ist allerdings unbekannt.
Etwa 100 jüdische Häftlinge eines kleinen Lagers nahe des Bahnhofes von
Naleczow wurden zur selben Zeit ermordet.
Weitere Exekutionen fanden in Galizien statt. Am
13. und 14. November 1943
wurde das Lager an der
Janowska Straße
in
Lviv (Lwow) vom Erntefest heimgesucht. Etwa 4.000 Juden erschoss man in den
"Sänden", einem Platz, der bereits
zwischen
1942 und 1943 als Erschießungsort für Juden aus dem
Ghetto Lviv diente. Während der Erschießungen gab es jüdischen
Widerstand und einige Menschen konnten entkommen.
Im Bezirk
Radom wurden die Arbeitslager nicht vollständig liquidiert.
Hier arbeiteten tausende Juden vorwiegend für die
Hasag-Werke. Nur zwei Lager gehörten
zur
Osti: Das Lager an der
Szkolna Straße
in
Radom und das Lager in
Blizyn. Als Folge
von Verhandlungen zwischen der SS und der deutschen Industrie gehörten
alle Lager (mit ca. 25.000 Juden) im Bezirk
Radom zur Aufsichtsbehörde
für Versorgung im Generalgouvernement. Hier gab es im
November 1943 eine Welle von
Selektionen, wodurch hauptsächlich Frauen und Kinder zum Tode bestimmt wurden. Nur die noch
arbeitsfähigen Juden durften in den Lagern verbleiben.
Die Aktion Erntefest erstreckte sich nicht auf die zur Luftwaffe gehörigen Arbeitslager. Das
größte Lager war in
Budzyn
(bei
Krasnik), in dem 3.000 Juden für die
Hermann Göring-Werke
arbeiteten. Das Lager
Budzyn stand unter der persönlichen Aufsicht des
SS- und Polizeiführers im Distrikt Lublin und war ein Nebenlager
Majdaneks.
300 Juden, die dort bis
Juli 1944 arbeiteten, konnten den
Holocaust überleben. Andere jüdische Zwangsarbeiter überlebten auch in
Deblin, Biala Podlaska und
Malaszewicze,
weil diese Lager ebenfalls bis zum Kriegsende der Luftwaffe unterstellt waren.
Bei der
Aktion Erntefest sind 42.000 Juden in zwei Tagen ermordet worden.
Quellen:
Archiv des Staatlichen Museums Majdanek in Lublin
Archiv des Jüdischen Historischen Institutes in Warschau
Regionale Kommission für die Untersuchung von Nazi-Verbrechen in Polen, im Archiv des Institutes für
Nationale Erinnerung in Lublin
Christopher R. Browning:
Ordinary Men. Reserve Police Battalion 101 and Final Solution
in Poland. HarpersCollins Publishers 1998. (Polnische Ausgabe:
Zwykli ludzie. 101. Policyjny
Batalion Rezerwy i 'ostateczne rozwiazanie' w Polsce. Warszawa 2000.)
Helge Grabitz; Wolfgang Scheffler:
Letzte Spuren. Ghetto Warschau, SS-Arbeitslager Trawniki,
Aktion Erntefest. Berlin 1988
© ARC 2005