Am
5. Januar 1944 schrieb
Odilo Globocnik von
Triest aus einen
Brief an
Heinrich Himmler, in dem er sich über die
"
ökonomische Entwicklung" der Aktion Reinhard
ausließ. In einem Schreiben vom
4. November 1943 war
Globocnik schon einmal auf diese Ausplünderung jüdischen Vermögens
eingegangen.
Sehr detailliert berechnet er in seinem Schreiben vom
5. Januar den Bruttoertrag
für das Deutsche Reich
auf über 178 Mio Reichsmark (71 Mio US$), was einer heutigen (2004) Summe von ca. 760 Mio US$ entspricht.
Dieser Betrag ist allerdings nur ein Bruchteil des geraubten Eigentums der europäischen Juden. In den
Schatten gestellt werden diese Beträge natürlich von der Tatsache, dass dafür über 2 Millionen
Juden im Zuge der Aktion Reinhard ermordet worden sind.
In seinem Schreiben vom
5. Januar bemüht sich
Globocnik sehr darum,
die Genauigkeit seiner Buchführung zu betonen: "
Zum Weiteren aber lastet ja immer
ein Odium auf mir, dass
ich in allen Wirtschaftsangelegenheiten nicht die noetige Ordnung halte (...)."
Globocnik hatte Recht, besorgt zu sein, war er doch als Gauleiter von
Wien
im
Januar 1939 wegen illegaler Devisengeschäfte entlassen worden. Immer eilte
ihm ein gewisser Ruf voraus,
und er konnte kaum beruhigt sein in Anbetracht der Korruption in der SS, die durch den SS-Richter
Konrad Morgen 1943 aufgedeckt worden war. Konnte sich
Himmler wirklich auf die Genauigkeit der vorgelegten Zahlen verlassen? Wie
Globocnik selbst eingestand, hing das vollständige Sammeln des
Raubgutes natürlich ab von der Ehrlichkeit der SS-Männer und deren Kontrolle durch Vorgesetzte.
Weil es keine vollständige Kontrolle der die Wertgegenstände einsammelnden SS-Männer in den
Lagern gab und es auch an einem dem Umfang des Raubgutes angemessenen Kontrollsystem mangelte, herrschte bei
vielen SS-Männern Selbstbedienung vor.
In Anbetracht der Menschen verachtenden Nazi-Ideologie kann es nicht verwundern, dass bei entsprechenden
Umständen das Schlechte in vielen Menschen hervor brach.
Obwohl man sagen kann, dass die Hauptphase der Aktion Reinhard mit dem Beginn der Massenvernichtung in
Belzec im
März 1942 begann und mit der
"
Aktion Erntefest" im
November 1943
endete, ist es für das Verständnis der wirtschaftlichen Aspekte wichtig, auch die Phasen davor und danach
zu betrachten. Es ist zu untersuchen, wie die Nazis ihre Vernichtungspolitik erklärten und wie das im "Reich"
und den okkupierten Gebieten umgesetzt worden ist.
Die Grundlagen für die Enteignung und Ausbeutung des jüdischen Besitzes wurden schon in der Anfangszeit
des "3.Reiches" geschaffen. Das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom
7. April 1933 besagte
in §3 Abs.1: "Beamte, die nicht arischer Abstimmung sind, sind in den Ruhestand (§§ 8 ff) zu versetzen, soweit es sich um
Ehrenbeamte handelt, sind sie aus dem Amtsverhältnis zu entlassen ...". Dies war nur der Beginn einer ganzen
Reihe von Gesetzen, die die
Rechte der jüdischen Mitbürger mehr und mehr einschränkten. So wurde z.B. Juden verboten, juristische oder
medizinische Berufe auszuüben. Sie durften nicht mehr als Journalisten oder Künstler tätig sein
und wurden vom Militärdienst ausgeschlossen. Unternehmer wurden angehalten, ihre jüdischen Mitarbeiter zu
entlassen. Je später die Entlassung, desto geringer fiel die Abfindung oder Pension aus. Schließlich
war es für Juden praktisch unmöglich geworden einem Beruf nachzugehen.
Am
1. April 1933 blockierten SA und SS alle jüdischen Läden. "Deutsche"
sollten nur noch bei "Deutschen"
kaufen, wobei suggeriert wurde, dass die jüdischen Mitbürger keine Deutschen seien. Bis November 1938 nahm
die "Arisierung" der Unternehmen mehr und mehr zu, zuerst auf mehr oder weniger freiwilliger Basis (es kamen ohnehin
immer weniger Nicht-Juden in die Geschäfte), dann (ab
November 1938) zwangsweise.
Im Zuge der "Arisierung"
wurden die jüdischen Unternehmen unter ihrem Marktwert an Nicht-Juden verkauft. Treuhänder des
Finanzministeriums sorgten dafür, dass per Ausgleichsabgabe Milliarden an die Reichsbank flossen.
Die seit
1931 bestehende Reichsfluchtsteuer, die eine Kapitalflucht aus dem durch die
Reparationsleistungen
geschwächten Deutschland verhindern sollte, erhielt ab
1933 einen neuen Stellenwert.
Die Nazis setzten sie
nun ein gegen die Deutschland massenhaft verlassenden Juden. Der Steuersatz betrug 25% für Vermögen über
50.000 RM (vor
1934 200.000 RM). Jüdische Emigranten zahlten durch diese Steuer
etwa 900 Mio Reichsmark.
Den Mord an dem Legationssekretär
Ernst vom Rath in
Paris durch den
17jährigen polnischen Juden
Herschel Grynszpan am
7. November 1938 nahmen
die Nazis zum Anlass, schon fünf Tage später eine "Verordnung über eine Sühneleistung der
Juden deutscher Staatsangehörigkeit" zu erlassen. Als "Sühneleistung" (auch "Judenvermögensabgabe")
wurde ein Betrag von 1 Mrd Reichsmark festgesetzt. Diese Erpressung von jüdischem Vermögen wurde Vorbild
für die künftige Vorgehensweise in den besetzten Gebieten.
Während die ökonomische Ausbeutung der "Reichsjuden" noch eine gewisse legale Fassade hatte, fiel diese
weg mit der Invasion Polens. Sobald das Land erobert war, begann die Ausplünderung der polnischen Juden.
Man raubte ihnen nicht nur Geld und Gold, sondern auch Gegenstände jeglicher Art, bis hin zu Vogelkäfigen,
Türdrückern und Thermosflaschen. Im
Warschauer Ghetto schrieb
Adam Czerniakow in sein Tagebuch:
"
Es regnet. Zum Glück hat das keine Abgaben zur Folge."
|
Wloclawek Synagoge |
Seine Ironie ist verständlich, hatten doch die
warschauer Juden vorher den Bau der Ghettomauer selbst bezahlen müssen. Die Nazis nahmen sogar Geiseln, um ihren
Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ein Beispiel: An
Yom Kippur 1939 brannten die
Nazis die zwei Synagogen der Stadt
Wloclawek nieder. Das Feuer sprang auf
benachbarte Häuser über. 26 Juden wurden willkürlich
ergriffen und gezwungen, sich schriftlich als Brandstifter zu bekennen. Man nahm sie in Haft und erklärte der
jüdischen Gemeinde, dass sie für eine zu zahlende Summe von 250.000 Zloty frei gelassen würden.
Die Juden brachten die Summe auf. Kurze Zeit später erließen die neuen Machthaber ein weiteres Bußgeld
von 500.000 Zloty für die angebliche Nichtbeachtung des Verbotes für Juden, die Bürgersteige zu
benutzen.
Kurz nach der Einnahme jeder polnischen Stadt plünderten Nazis jüdische Häuser. In vielen Fällen
beteiligten sich nichtjüdische, polnische Bürger an Plünderungen von "vielversprechend" aussehenden
Häusern und Geschäften. Zu Beginn der Okkupation Polens wurden viele Enteignungen von offiziellen deutschen
Stellen organisiert, oft jedoch auch von ansässigen deutschen Privatpersonen (oder auch Gestapoleuten in Zivil).
Ida Gliksztajn, eine Überlebende aus dem
Ghetto Lublin, beschrieb ihre
Erinnerungen:
"
Einmal kamen zwei deutsche Soldaten und ein Offizieller vom Rathaus und holten
Kissenbezüge und Bettbezüge.
Es war zu Beginn der Besatzungszeit, und sie gaben uns eine Quittung für etwa vier Stück Bettwäsche.
Ein anderes Mal kamen einige Soldaten und holten den Tisch, das Sofa und den Kronleuchter. Eines Freitagmorgens
besuchten uns zwei Zivilisten und ein Uniformierter. Sie suchten nach Tagesdecken, nahmen aber statt dessen eine
Geige und einen Fotoapparat mit. Bei anderer Gelegenheit suchten die Deutschen nach Gold. Es dauerte den ganzen Tag.
Sie befahlen allen Frauen im Haus, sich auszuziehen. Wir wurden nicht von spöttischen und vulgären
Bemerkungen verschont."
In ganz Polen fanden derartige Vorgänge statt. Viel konfisziertes Gut und sicher auch "Bußgelder"
verschwanden mit Sicherheit in den Taschen von Privatpersonen. Aus gutem Grund wurde
Hans Franks Generalgouvernement als "Gangster-Gau" bezeichnet.
Im
November 1939 wurden alle jüdischen Bankkonten im Generalgouvernement gesperrt.
Juden durften nur noch
250 Zloty pro Woche abheben, für geschäftliche Zwecke auch mehr. 2.000 Zloty Bargeld durfte man im
Haus haben, alles andere musste auf das Bankkonto eingezahlt werden. Am
24. Januar 1940
wurden die Juden per
Erlass gezwungen, ihr gesamtes Vermögen registrieren zu lassen, inclusive Kleidung, Kochgeschirr, Möbel
und Schmuck. Gleichzeitig wurde ihr Grundbesitz konfisziert und ihre Unternehmen liquidiert. In weniger als zwei
Jahren blieben von 112.000 Unternehmen nur 3.000 übrig. Rohstoffe und fertig gestellte Produkte brachten einen
ansehnlichen Gewinn für die Nazis. Die konfiszierten Unternehmen wurden an umgesiedelte Volksdeutsche verkauft,
die nur für das Inventar zu zahlen hatten. Diese zogen in die verlassenen Wohnungen und Häuser der ins Ghetto
gebrachten Juden ein, ebenso wie die aus den geplanten Ghetto-Gebieten hinaus geworfenen nichtjüdischen Polen.
Die in den ehemals jüdischen Wohnungen verbliebenen Einrichtungsgegenstände fielen Plünderungen
zum Opfer oder wurden von den neuen Wohnungsbesitzern übernommen.
Ökonomische Beweggründe spielten eventuell auch bei der Einrichtung der Ghettos eine Rolle. Im Ghetto
waren die Juden sich selbst überlassen und mussten für ihre Versorgung mit Lebensmitteln viel Geld an die
Deutschen bezahlen.
Arthur Greiser, Reichsstatthalter im Warthegau, sagte dazu:
"
Die Juden werden da bleiben, bis sie das angehäufte Geld im Austausch gegen Essen
zurück gegeben haben."
Man sperrte also die Juden ein, stahl ihre Häuser und Einrichtungsgegenstände, verbot ihnen die
Ausübung ihres Berufes, reduzierte die Versorgung mit Lebensmitteln auf Hungerrationen und wartete, bis die
verhungernden Ghettobewohner ihre letzten Wertsachen für etwas Essen her gaben. Man konnte zwar auf illegalem,
oft tödlich endendem Weg Essen von nichtjüdischen Polen beschaffen, doch die einzige legale
Möglichkeit hatte nur der Judenrat eines Ghettos: Er sammelte Geld oder Wertsachen ein und kaufte Essen von
der Transferstelle oder der deutschen Ghetto- oder Stadtverwaltung. Die gelieferte Essensmenge war oft zu gering,
die Qualität auf unterstem Niveau bzw. ungenießbar.
Hans Biebow z.B.,
Chef der Ghettoverwaltung von
Lodz, bereicherte sich in
großem Stil an derartigem Betrug.
Ursprünglich wurden die Juden nur für niedrige und anstrengende Arbeiten herangezogen, z.B. um Schutt
zu beseitigen, Sümpfe zu entwässern oder Befestigungsanlagen zu bauen.
Mitte 1940
jedoch trat ein Mangel an
Facharbeitern auf, weil immer mehr Soldaten an den Fronten gebraucht wurden. Jüdische Arbeitskraft musste nun
produktiver eingesetzt werden. Auf die Besatzungssoldaten folgten nun zahlreiche Möchtegern-Unternehmer, die
im Generalgouvernement ihr Glück machen wollten, unter Ausnutzung der fast kostenlosen jüdischen
Arbeitskräfte. Wenn überhaupt ein Lohn gezahlt wurde, war er sehr gering. In
Warschau erhielt ein normaler
jüdischer Arbeiter einen Netto-Lohn von 3 - 5 Zloty pro Tag, nicht genug um ein halbes Brot kaufen zu können.
In vielen Ghettos und Fabriken wurde der Arbeitslohn direkt an die SS bezahlt, die "ihre" jüdischen
Zwangsarbeiter an die Unternehmer auslieh. Die Arbeiter erhielten einen Teller dünne Suppe und eine Scheibe Brot.
Durch die unersättliche Nachfrage seitens Wehrmacht und Wirtschaft sowie das Heer von
jüdischen Arbeitssklaven waren selbst Unternehmer wie
Walter Toebbens und
Oskar Schindler in der Lage, Profit zu machen.
Unter Ausnutzung der Juden konnten viele deutsche Industrielle und Händler große Unternehmen
im Generalgouvernement aufbauen. Einige Unternehmen hatten sogar das Monopol für bestimmte Waren. Ein gutes
Beispiel hierfür ist das Unternehmen von
Viktor Kremin, das sämtliche
jüdischen Sammelbetriebe für Glas, Eisen, Papier und Lumpen im Generalgouvernement übernahm.
Weil die Sammlung und Verwertung von Industrieabfällen für die Kriegswirtschaft wichtig war, wurden die
bei
Kremin arbeitenden Juden von der ersten Deportationswelle verschont und
konnten noch etwas länger am Leben bleiben.
Zur selben Zeit entwickelte sich die SS zum größten Ausbeuter jüdischer Arbeitskraft.
Dabei war der Leitgedanke, die Juden erst bis zum körperlichen Verfall schuften zu lassen und sie dann
endgültig zu vernichten.
Oswald Pohl:
"
Beschäftigungsfähige Juden,
die nach dem Osten auswandern, werden ihre Reise unterbrechen müssen und in der Rüstungsindustrie
arbeiten."
Pohl, ehemaliger Marine-Zahlmeister und dann Chef des
Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes der SS
(
WVHA), errichtete eine Kette von SS-Unternehmen in KZs und
Zwangsarbeitslagern. Ursprünglich bestand sein SS-Firmenimperium aus zwei Hauptfirmen, den
Deutschen Erd- und Steinwerken (DEST) und den
Deutschen Ausrüstungswerken (DAW). Im
Generalgouvernement
wurde das Unternehmen nun erweitert um Produktionsstätten für landwirtschaftliche Produkte, Lebensmittel,
Textilien, Leder und Munition. Im
April 1944, nachdem die Aktion Reinhard lange beendet war,
beschäftigte die
SS allein 28.000 Juden in den
DAW-Munitionsfabriken. Auf seinem wirtschaftlichen Höhepunkt hatte das WVHA
mehr als 500.000 Häftlinge zur freien Verfügung, was
Pohl zu einem
der mächtigsten Männer der SS machte. Er war es auch, der hinter der Idee stand, die Habseligkeiten
der in den Aktion Reinhard-Lagern ermmordeten Juden finanziell zu verwerten.
Am
1. Dezember 1942 erwähnte
Himmler in
einem Schreiben an
Pohl, dass er die Maschinen und die Ausrüstung gesehen hätte, die im
Warschauer Ghetto nach der Deportation der Juden vorhanden waren. Es sei ein
Glücksfall, hunderte von Millionen wert. Dieses Material, zusammen mit im
Ghetto Bialystok geborgenen
Maschinen und Werkzeugen, wurde nun für die neu gegründete SS-Firma
Ostindustrie GmbH bereit gestellt.
Auf ihrem Höhepunkt "beschäftigte" die
Osti Tausende von Juden in diversen Fabriken und Werkstätten
in
Dorohucza, Lublin,
Radom,
Lviv (Lwow) und
Trawniki.
In den verschiedenen Zwangsarbeitslagern im Distrikt
Lublin und im KZ
Majdanek arbeiteten etwa 50.000 Juden für die
Osti.
Diese Firma existierte allerdings nicht lange, denn am
3. November 1943 brachte
die SS die meisten der
Osti-Zwangsarbeiter in der "Aktion Erntefest" um. Die Rassenideologie hatte
über wirtschaftliche Notwendigkeiten gesiegt.
|
Dental Gold |
|
Lager Chopin Straße |
Lublin war das Nervenzentrum der Aktion Reinhard. Von hier aus wurde die Aktion
organisiert und verwaltet,
hierhin wurden die in den Vernichtungslagern anfallenden Habseligkeiten der Opfer geschickt.
Globocnik gab Befehl, ein zentrales Verzeichnis über alle
den Opfern geraubten Dinge anzulegen.
Georg Wippern übernahm die Abteilung Wertsachen (Gold, Juwelen, Devisen,
Wertpapiere) und Pelze,
Hermann Höfle war verantwortlich für Kleidung, Textilien, Schuhe
und Haare.
In den lubliner Zwangsarbeitslagern
Flugplatz,
Lipowa Straße,
Sportplatz, dem KZ
Majdanek, dem Hauptdepot in der
Chopin Straße sowie an einigen anderen Orten der Stadt mussten Tausende von
Juden unter schlimmsten Bedingungen
das angelieferte Raubgut aus den Vernichtungslagern sortieren, desinfizieren, reparieren und verpacken.
Frauenhaar, vor der Vergasung mit wenigen Handgriffen abgeschoren, wurde nach Deutschland verschickt um daraus
Strümpfe für Eisenbahnarbeiter und U-Bootfahrer zu weben und evtl. auch zu Isoliermaterial für
U-Boothüllen zu verarbeiten. Zahngold, den Vergasten aus dem Mund gebrochen, wurde eingeschmolzen und an die
Reichsbank geschickt.
|
Reichsbank |
Das Hauptlager für Wertsachen und Geld befand sich in der SS-Standortverwaltung in der
Chmielna Straße. Kleine Gruppen von Arbeitern, vorwiegend Juweliere aus
Lublin und Bankangestellte, die von
Terezin
(
Theresienstadt) nach
Lublin gebracht worden waren, katalogisierten die
Wertsachen und zählten das Geld. Weil alles unverzeichnet angeliefert wurde, fand nur hier eine Katalogisierung
statt. Dieser Umstand verleitete manchen SS-Mann dazu, die besten Stücke zu unterschlagen.
Anfang 1943
wurden anlässlich des Besuches von
Himmler die schönsten
Juwelen in der Standortverwaltung ausgestellt. Nach dem einzigen Überlebenden des dortigen jüdischen
Arbeitskommandos "
war es die beste und größte Ausstellung jüdischen
Schmuckes in Europa zu der Zeit."
Im der konfiszierten Kosmetikfabrik des jüdischen Industriellen
Roman Keindl,
auf dem Gelände des Lagers
Sportplatz gelegen, mussten Juden die
Kosmetikartikel, Arznei und medizinische Hilfsmittel der Opfer sortieren und bearbeiten.
Keindl arbeitete nun in seiner Fabrik als Lagerkapo. Der neue Chef war der
SS-Standortarzt
Sieckel.
Die Gründlichkeit, mit der die SS die weitere Verwendung des Raubgutes plante, spiegelt sich wider
in einer Anweisung von
August Frank (WVHA) an das Hauptquartier der
Aktion Reinhard vom
26. September 1942 (überarbeitete Version):
1. Deutsche Währung wird auf dem WVHA-Konto bei der Reichsbank deponiert.
2. Ausländische Währung, Edelmetalle, Diamanten, Edelsteine, Perlen, Goldzähne und Goldstückchen
werden über das WVHA an die Reichsbank geschickt.
3. Uhren, Füllfederhalter, Bleistifte, Rasierzeug, Taschenmesser, Scheren, Taschenlampen und Portmonees
werden an die Werkstätten des WVHA geschickt, dort gesäubert und repariert, und dann an SS-Truppen
weiter geleitet zum Verkauf.
4. Männerkleidung und Unterwäsche, auch Schuhe, werden sortiert und geprüft. Alles was nicht
von KL-Häftlingen gebraucht werden kann sowie Stücke von besonderem Wert, wird den SS-Truppen zur
Verfügung gestellt; der Rest wird an die Volksdeutsche Mittelstelle (VoMi) geschickt.
5.
Damenunterwäsche und Kleidung werden an die VoMi verkauft, abgesehen von Seidenunterwäsche (Damen
oder Herren), die direkt an das Wirtschaftsministerium geschickt wird.
6. Federbetten, Decken, Regenschirme, Kinderwagen, Handtaschen, Ledergürtel, Körbe, Pfeifen,
Sonnenbrillen, Spiegel, Aktentaschen und Sonstiges werden an die VoMi geschickt.
7. Bettzeug, wie Decken und Kissenbezüge, sowie Handtücher und Tischdecken werden an die VoMi verkauft.
8. Alle Sorten von Brillen werden weitergeleitet an den medizinischen Dienst. Goldbrillen werden ohne Gläser
zusammen mit dem Edelmetall weitergeleitet.
9. Alle wertvollen Pelze werden an das WVHA geschickt. Weniger wertvolle Pelze werden an die Bekleidungsbetriebe
der Waffen-SS in
Ravensbrück bei
Fürstenberg geschickt.
10. Alle Artikel, die in 4, 5, 6 aufgeführt sind und keinen oder nur geringen Wert haben, werden an das WVHA
geschickt zur Weiterverwendung beim Wirtschaftsministerium. Hinsichtlich aller oben nicht aufgeführten
Gegenstände ist der Leiter des WVHA zwecks weiterer Verwendung zu konsultieren.
11. Es ist darauf zu achten, dass alle Judensterne vor dem Versand entfernt worden sind. Es ist besonders darauf
zu achten, dass verborgene und eingenähte Wertsachen von allen verschickten Gegenständen entfernt worden
sind.
Der Raub der letzten Habe begann in den Vernichtungslagern. Ursprünglich wurden die wenigen aus einem
Transport selektierten jüdischen Arbeiter nach einigen Tagen routinemäßig ermordet und durch
andere ersetzt. Bald merkte die SS jedoch, dass ein ständiges Erneuern des jüdischen Arbeitskommandos
immer eine Unterbrechung bzw. eine Verlangsamung des Vernichtungsprozesses mit sich brachte.
Franz Stangl, zuerst Kommandant von
Sobibor, stets der effiziente Polizist,
merkte, dass man mit einem Arbeitskommando aus erfahrenen, eingearbeiteten Juden effektiver "arbeiten" konnte.
Für die Juden des Arbeitskommandos bedeutete die Einführung eines permanenten Kommandos eine verlängerte
Überlebenschance, obwohl das letztendliche Schicksal außer Zweifel stand. Ironie des Schicksals ist, dass
dank
Stangl einige Mitglieder des ständigen Arbeitskommandos so lange am
Leben blieben, bis sie aus
Sobibor und
Treblinka ausbrechen und somit über das Erlebte berichten konnten.
Yankel Wiernik konnte ein ganzes Jahr in
Treblinka überleben,
Richard Glazar zehn Monate. In
Sobibor konnte
Thomas (Toivi) Blatt sechs Monate überleben. Von
Belzec liegt nur der Bericht
von
Rudolf Reder vor, einem von nur zwei Überlebenden dieses Lagers, der hier
etwa vier Monate erlebte.
Sobibor war das erste Lager, in dem im
Mai oder
Juni 1942 ein ständiges Arbeitskommando eingerichtet wurde.
Belzec folgte bald darauf, und in
Treblinka wurde die Neuerung ab
September 1942
mit dem Antritt
Stangls als Lagerkommandant eingeführt.
Das Arbeitskommando war in kleine Gruppen aufgeteilt, die spezielle Aufgaben hatten. Etwa 20 "Goldjuden" (Juweliere,
Uhrmacher und Bankangestellte) waren verantwortlich für die Sortierung der Wertsachen der Vergasten.
10-20 "Friseure" schnitten den Frauen in der Entkleidungsbaracke die Haare ab. 80-120 Männer des
"Lumpenkommandos" sammelten und sortierten die Kleidung der Opfer und verluden alles in Güterwagen zum Transport
nach
Lublin. Die Kleidung musste von ihnen peinlich genau auf versteckte Dokumente und
Wertsachen inspiziert werden,
Judensterne entfernt werden. Andere Arbeitskommandos hatten diverse Arten von Gegenständen zu sortieren,
die Gaskammern und Güterwagen zu reinigen, die Gaskammern zu leeren oder an den Massengräbern zu arbeiten.
Der Wert des geraubten jüdischen Eigentums war enorm.
Stangl beschrieb,
wie unter dem ersten
Treblinka-Kommandanten
Irmfried
Eberl die Organisation
des Lagers zusammengebrochen war: "
Ich stiefelte knietief in Geld. Ich wusste nicht,
wo ich hingehen sollte. Ich watete in Banknoten, Devisen, Edelsteinen, Schmuck, Kleidungsstücken.
Das war überall, verteilt über den ganzen Platz."
Samuel Willenberg, der im Sortierbereich
Treblinkas
arbeitete, öffnete vernähte Stellen von Kleidungsstücken und holte Goldmünzen, Rubel, Dollars
und Diamanten heraus.
Richard Glazar berichtet über Pfosten auf dem
Sortierplatz, an denen Schilder befestigt waren mit den Aufschriften Baumwolle, Seide, Wolle, Lumpen. Riesige Haufen
türmten sich bei jedem Schild. Er sagte aus: "
Es ist unmöglich sich vorzustellen,
was man alles unter den letzten Dingen finden konnte, die Tausende und Abertausende von Menschen gepackt hatten.
Dies war ein riesiger Trödelladen, wo man alles finden konnte außer Leben." Ein anderer
Treblinka-Überlebender,
Alexander Kudlik, berichtete, wie er etwa sechs Monate lang durch nichts als
goldene Füller ging, zehn Stunden täglich.
Rudolf Reder beschrieb,
wie eine Gruppe von acht Zahnärzten die Münder von Leichen öffneten und die Goldzähne zogen.
Thomas Blatt, wie auch Gefangene in anderen Lagern, entwendete Geld und
Wertsachen, um für eine eventuelle Flucht versorgt zu sein und um Essen von den ukrainischen Wachmännern
eintauschen zu können. Der Preis eines Würstchens war eine goldene Uhr.
|
Verteilung des Raubgutes |
|
Pohl Brief |
In
Berlin wurde ein genaues System zur Verteilung von Geld und Wertsachen entwickelt.
Münzen wurden von der Edelmetallabteilung der Reichsbank verwahrt. Wertpapiere und Sparbücher gingen
an die Effektenabteilung der Reichsbank. Zahngold wurde zum Einschmelzen an die Preussische Münze geschickt,
sofern es nicht schon in
Lublin eingeschmolzen worden war. Juwelen und Schmuck
gingen an das Berliner Pfandhaus. Der Erlös all dieser Aktivitäten wurde an das Finanzministerium weiter
geleitet, das ein spezielles Konto auf den Namen "Max Heiliger" unterhielt. Der Finanzminister konnte nun über
das Geld verfügen.
Shmuel Rajzman sagte aus, wie er und andere die Transporte gezählt haben,
die
Treblinka mit der Habe der Ermordeten verließen: 248 Güterwagen mit
Kleidung, 100 Wagen mit Schuhen,
22 Wagen mit Material, 260 Wagen mit Bettzeug, etwa 450 Wagen mit diversen Dingen und Haushaltsgegenständen
und hunderte Wagen mit Lumpen; insgesamt etwa 1.500 Wagen.
Rajzman erzählte
auch, dass er von einem für die Verpackung von Wertsachen verantwortlichen Leidensgenossen darüber
informiert worden ist, dass mehr als 14.000 Karat Diamanten allein von
Treblinka abgeschickt worden sind.
Abraham Lindwaser, ebenfalls Häftling in
Treblinka, berichtete, dass in
dem Zeitraum, in dem Transporte ankamen, wöchentlich durchschnittlich zwei Koffer mit jeweils 18 kg Gold
abgeschickt worden sind.
|
Pelze für den Flugplatz |
Alle Züge mit Kleidung gingen nach dem
Flugplatz-Lager in
Lublin, wo 500 - 700 Juden arbeiteten, meist
Frauen. Die Kleidung kam bereits vorsortiert an. Nun wurden die Kleidungsstücke desinfiziert und danach
sortiert in Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, dann in Ober- und Unterbekleidung sowie Schuhwerk.
Schließlich wurde die ordentlich verpackte Kleidung wieder in Güterwagen verladen und entsprechend
der bereits erwähnten Anordnung von
Frank verteilt.
Pohl verfasste am
6. Februar 1943 einen Bericht
über die Lieferungen von Textilien aus
Auschwitz und der Aktion Reinhard. Der Berichtszeitraum bezieht sich auf das Jahr
1942, so dass
man sagen kann, dass der überwiegende Anteil der Textilien aus den Lagern der Aktion Reinhard stammte.
Das Wirtschaftsministerium erhielt 262.000 komplette Herren- und Damenausstattungen, mehr als 2.700 t Lumpen,
270 t Federn (Daunen etc.) und 3 t
Frauenhaare. Die VoMi und andere Organisationen empfingen
255 Güterwagen mit Kleidung und Textilien.
SS-Mann
Franz Suchomel, der in
Treblinka für die "Goldjuden" verantwortlich
war, sagte aus, dass unter
Eberl eine Nachricht von der Kanzlei des Führers
eintraf: 1 Mio Reichsmark sollten eingesammelt werden. Ein Koffer voll Geld wurde daraufhin nach
Berlin geschickt.
Keine Frage wurde gestellt. Dies war nur eine Bereicherung von vielen.
Stangl glaubte, dass sein unmittelbarer Vorgesetzter,
Christian Wirth, Geld und Wertsachen am Aktion Reinhard Hauptquartier
vorbei leitete und direkt nach
Berlin schickte. Obwohl
Wirth eigentlich
Globocnik unterstellt war, erhielt er auch direkte Befehle von
Viktor Brack (Kanzlei des Führers) oder dessen Stellvertreter
Blankenburg.
Stangl mag richtig vermutet haben,
doch Aufzeichnungen über derartige Transaktionen sind sicher nicht gemacht oder gar aufgehoben worden.
Wenn SS-Männer auf Heimaturlaub gingen, befanden sich in ihren Koffern und Paketen sicher etliche
Wertgegenstände aus jüdischem Besitz. Der
Treblinka-Häftling
Abraham
Krzepicki berichtete, dass sowohl SS-Männer als auch Angehörige der ukrainischen Wachmannschaft
so viel Geld zusammen gerafft hatten, dass er alle als Millionäre ansah. Die Ukrainer stahlen Geld und
Wertsachen schon direkt bei der Ankunft der Juden in den Lagern. Manchmal drangen sie auch in die Arbeitsbaracken der
"Goldjuden" ein und rafften alles zusammen, was sie tragen konnten. Zwischen den Ukrainern und der örtlichen
Bevölkerung florierte der Handel. Geld und Wertsachen überfluteten die Umgebung von
Belzec, Sobibor und Treblinka, was wiederum Spekulanten und andere zwielichtige
Gestalten anzog. Prostituierte aus
Warschau und
der weiteren Umgebung tauchten in den Dörfern um die Lager herum auf und bedienten die Ukrainer.
Jerzy Krolikowski, ein polnischer Ingenieur, der in der Nähe von
Treblinka
arbeitete, schrieb: "
Die armen Gebiete von Podlasien wurden mit Gold überschwemmt,
und Gesindel aus dem ganzen
Land kam dorthin um schnell und leicht reich zu werden. Zuerst waren sich die Ukrainer nicht über den wahren
Wert von Gegenständen bewusst, und man konnte alles Mögliche für fast nichts kaufen. Herrenuhren
wurden buchstäblich für Pfennige verkauft, und örtliche Bauern boten Dutzende von ihnen in
Eierkörben zum Verkauf an."
Die größten Profiteure waren natürlich die höheren SS-Offiziere. Niemand wird je erfahren,
wieviele Millionen von ihnen abgezapft worden sind. Sogar
Hans Frank,
Gouverneur des Generalgouvernements, wurde für schuldig befunden, Pelzmäntel, goldene Armbänder,
Füller und Ringe sowie große Mengen Nahrungsmittel entwendet zu haben.
Hitler warf ihn daraufhin aus allen Parteiämtern.
Korruption und Skandale von SS-Männern der Aktion Reinhard waren der Grund für umfangreiche
Untersuchungen des SS-Richters
Konrad Morgen, der
1943 in
Lublin eintraf.
Das Ergebnis seiner Nachforschungen war die Inhaftierung einiger SS-Männer von
Majdanek und seines
Kommandanten
Hermann Florstedt. KZ-Insassen, unter ihnen der politische
Häftling
Jerzy Kwiatkowski, hatten beobachtet, wie
Florstedt und andere mehrmals jüdisches Eigentum entwendeten:
"
SS-Männer halten Ausschau nach Wertsachen. Abgesehen vom Herumstöbern
in Kleidungshaufen und Koffern,
reissen sie Kissen auf, in denen Schutzhaftlagerführer Thumann Diamanten
und andere Edelsteine findet. Und Rapportführer Kostial sowie andere
SS-Männer graben persönlich mit Spaten im
Rosengarten, wo die Juden die erste Nacht verbracht haben
oder wo sie während des Tages in der Schlange vor den Gaskammern oder dem Bad warten. Die SS findet dort etliche
Ringe, Diamanten, Gold, US Dollar und russische Rubel."
Die Korruptionsaffäre endet mit der Todesstrafe für
Florstedt, der
1945 entweder in
Buchenwald oder
Litomerice (Leitmeritz) exekutiert worden ist.
Morgen untersuchte 800 Fälle von Korruption und Mord, 200 endeten mit
Verurteilungen. Unter anderem wurde auch der zeitweilige Kommandant von
Majdanek,
Karl Koch, hingerichtet.
Es muss betont werden, dass
Morgen in keiner Weise besorgt war wegen der
Morde und Räuberei im Zuge der Aktion Reinhard. Diese Verbrechen waren nicht nur "legal", sondern auch
notwendig für die Nazis. Es waren vielmehr die "illegalen" Verbrechen, die das Personal zum Zwecke der
eigenen Bereicherung verübte, die ihn auf den Plan riefen. Dies zeigt sehr deutlich die ungeheure
Absurdität des Nationalsozialismus, der einzelne Verbrechen inmitten eines ungeheuren Massenmordes
untersuchen lässt.
Letztlich wurde
Himmler nervös hinsichtlich der möglichen weiteren
Untersuchungsergebnisse
Morgens. Im
April 1944 wurde
Morgen aufgefordert, sich auf den "Fall
Koch"
zu beschränken. Alle weiteren Untersuchungen wurden gestoppt.
Das Ende der Aktion Reinhard bedeutete nicht die Einstellung der Morde an den Juden und deren Ausbeutung.
Auschwitz-Birkenau erreichte nun seine tödlichste und lukrativste Phase.
Juden schufteten auch in vielen anderen
Zwangsarbeitslagern und KZs weiterhin für die SS. Unter
Albert Speer
erreichte die Rüstungsproduktion
1944 - 45 neue Höhen, durch Zwangsarbeit
von Hunderttausenden Gefangenen.
Der ökonomische Profit, den die Aktion Reinhard den Deutschen gebracht hat, lässt sich nicht in
genaue Zahlen fassen. Beträchtliche Werte sind gar nicht erst in die Hände der Mörder gefallen,
denn Zehntausende Juden starben schon auf dem Weg in die Lager und sind in ihrer Kleidung begraben worden.
Abraham Krzepicki erzählte, wie sein Arbeitskommando beim Säubern
des "Schlauches" in
Treblinka eine bträchtliche Menge Banknoten fand, die Leute zerrissen und
weggeworfen hatten bevor sie sterben mussten. Papiere, die den SS-Männern wertlos erschienen, wie z.B.
Lebensversicherungspolicen oder Aktien etc., wurden einfach zusammen mit Fotos und anderen persönlichen
Papieren verbrannt.
Letztendlich zeigte
Globocniks Abschlussbericht über die Aktion Reinhard
nur die Spitze eines gigantischen Berges von Mord, Erpressung und Raub. Welche Werte ihren Weg in die Tresore
schweizer Banken gefunden haben, kann nicht nachvollzogen werden.
Stangl hatte keinen Zweifel daran, das die ökonomischen Auswirkungen der
Aktion Reinhard von größtem Interesse waren. "
Haben Sie eine Vorstellung
von den fantastischen Summen, um die es ging?" fragte er
Gitta Sereny.
"
Damit wurde der Stahl aus Schweden bezahlt."
Einige deutsche Banken und Unternehmen haben beträchtlichen Profit aus der Vernichtung der Juden gezogen.
Deutsche, Polen, Ukrainer, Weißrussen und andere wohnen in ehemals jüdischen Häusern. Sie
können sicher sein, dass die Juden nicht mehr zurück kommen.
Die Vermögenswerte, die einfach zerstört worden sind, entweder durch die Juden selbst, im Angesicht des
Todes, oder durch die Nazis und ihre Kollaborateure, sind nicht kalkulierbar. Wenn man zu allem noch die
Arbeitsleistung der Zwangsarbeiter addiert, wird der ungeheure Raub noch deutlicher.
Nicht zuletzt muss noch die schrecklichere Seite der Aktion Reinhard beachtet werden, der Mord an zwei Millionen
Juden. Wie ist es möglich, den Wert der ermordeten Menschen zu berechnen? Wenn schon ein einzelnes Leben
keinen Preis haben kann, wie dann den Wert von Millionen berechnen? Die Nazis raubten nicht nur den Reichtum
von Generationen und vernichteten eine ganze Gesellschaft mit ihrer 500jährige Kultur, sie zerstörten auch
die Zukunft dieser Gesellschaft und damit ihre Möglichkeit zu arbeiten, zu produzieren, etwas zu schaffen und
sich zu verbreiten. Das ist der wahre Schaden, das schreckliche Ergebnis der Aktion Reinhard.
Quellen:
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21) Archive of the Jewish Historical Institute.
Collection of the testimonies by Holocaust survivors.